Die polnische Regierung hat sich festgelegt: anstelle eines Ausbaus vorhandener Flughäfen, den die EU bezuschusst hätte, soll in zehn Jahren ein neuer Zentralflughafen für Entlastung sorgen.
Die ist zweifelsohne nötig, denn Warschau Chopin stößt mit 12,05 Millionen Passagieren zwischen Januar und September, ein Plus von 24,5 Prozent, langsam an sein Limit. Der Stadtflughafen kann nicht weiter ausgebaut werden.
Doch braucht Polen ein Drehkreuz für anfangs 45 Millionen und später 100 Millionen Jahrespassagiere? Sogar dringend, sagt die nationalkonservative Regierung um Premierministerin Beata Szydlo. Denn schon 2035, so legen es Prognosen der Planer nahe, werde Polen 94 Millionen Flugreisende abfertigen.
"In unserem Land kreuzen sich die Routen zwischen Metropolen wie Los Angeles und Tel Aviv, Shanghai und Paris oder New York und Teheran", heißt es in einem Statement der Regierung aus dem polnische Medien zitieren.
Nicht zuletzt will Polen mit dem Airportneubau Handelsbeziehungen zu China stärken und sich als östliches Tor in die EU positionieren. Aus Fernost erhofft sich Polen Starthilfe bei der Finanzierung - rund 8,3 Milliarden Euro wird das Vorhaben laut der ersten Kostenaufstellung verschlingen.
Aus für Chopin
Der verkehrsplanerische Schwenk zu einem Zentralflughafen wirft die Frage auf, ob Polen seine aktuell 14 Verkehrsflughäfen, die in den vergangenen zehn Jahren auch mit EU-Geld gebaut oder modernisiert wurden, langfristig erhält. In die Infrastruktur flossen 1,4 Milliarden Euro, 40 Prozent davon kamen aus Brüssel.
Warschau-Chopin soll nach den Plänen der Regierung jedenfalls dichtmachen.