Nonstop fliegen mit der neuen A350
Erste A350 für China Airlines

China Airlines hat ihre erste A350 erhalten. Der neue Twin soll die Reisezeit zwischen Taiwan und Europa durch den Wegfall der Zwischenlandung verkürzen.

Erste A350 für China Airlines

Diese Auslieferung ist für uns ein Meilenstein. Sie folgt einer Entscheidung von vor acht Jahren“, sagte China-Airlines-Vorstandschef Ho Nuan-hsuan (genannt „Chairman Ho“), Ende September in Toulouse. Ho steht seit Ende Juni der 1959 gegründeten taiwanesischen Fluggesellschaft vor. Immerhin 14 Airbus A350-900 hat China Airlines fest bestellt und sechs Optionen erteilt. Ab Anfang 2017 sollen die ersten Großraum-Jets nach Europa, beispielsweise nach Amsterdam, Wien und Rom, eingesetzt werden. Schon Ende 2018 soll das gesamte Auftragslos übergeben sein. Die ersten fünf Flugzeuge waren am Tag der Übergabe der ersten A350  schon in der Endmontagehalle oder noch weiter fortgeschritten.

Das China-Airlines-Ziel Frankfurt wird allerdings nicht so schnell vom Neuerwerb angeflogen werden. Hier ist die Nachfrage so groß, dass die Fluggesellschaft lieber ihre größere Boeing 777-300ER einsetzt. Auf dem taiwanesischen A350-Flugplan könnte aber bald wieder das Europa-Ziel London stehen, wie Chairman Ho auf Nachfrage der FLUG REVUE bestätigte. Die Verhandlungen liefen noch, sodass derzeit kein Starttermin oder Londoner Flughafen festlägen. Bis 2012 hatte China Airlines in der britischen Hauptstadt Heathrow bedient, dann machte der hohe Ölpreis die Route unrentabel.

Ihr neuer Airbus A350 soll den Taiwanesen neue Europastrecken eröffnen, die mit dem Großraumtwin wirtschaflicher nonstop bedient werden können. Laut Airbus verbraucht die A350 etwa bis zu 25 Prozent weniger Kerosin als ihre Vorgänger gleicher Größe.

Weil Taiwan aus politischen Gründen den nordchinesischen Luftraum auf dem Weg nach Europa bisher nur eingeschränkt nutzen darf, muss die Airline oft Umwege fliegen. Bisher holen viele Europaflüge deshalb weit nach Süden aus. Auf vielen Strecken legte die A340-300 sogar in Bangkok zum Tanken eine Zwischenlandung ein. Mit der A350, so rechnet man bei China Airlines vor, spare man, ohne die Bodenzeiten, nun pro Nonstopflug bis zu vier Stunden Reisedauer ein. Gleichzeitig scheint die chinesische Luftfahrtbehörde CAAC ihre Überfluggenehmigungen zunehmend liberaler zu handhaben, sodass nun über Südchina neue Abkürzungen erlaubt werden. 

Parallel zur laufenden Flottenerneuerung verstärkt das Skyteam-Mitglied China Airlines gerade seine Kooperation mit den Allianzpartnern. So hat man mit KLM ab 2017 Codeshare-Flüge und das sogenannte „seat swapping“, den Tausch von Sitzplatzkontingenten an Bord, vereinbart.

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Erste reguläre Route von Taipeh nach Amsterdam

Die wichtigsten Märkte in Europa seien, in dieser Reihenfolge, Deutschland und die Niederlande, erläutert Airline-Chef Ho. Ab Januar 2017, dann ist auch die zweite A350 ausgeliefert, bediene man deshalb als erste reguläre Route die von Taipeh nach Amsterdam.

Bis dahin wird der neue Zweistrahler auf kürzeren Flügen in Asien eingesetzt, damit die Piloten möglichst viele Starts und Landungen „sammeln“. Für das A350-Training leistet sich China Airlines einen eigenen Flugsimulator. Mit modernster Ausbildung und Flotte wollen die Taiwanesen ihre Sicherheitsbilanz verbessern. Außerdem mieten andere A350-Betreiber, wie Vietnam Airlines, den Simulator.

An Bord der A350 setzt China Airlines auf eine mit grauen Akzenten modern gestylte Dreiklassenkabine: Im Bug befindet sich die „Premium Business Class“ mit 32 Einzelsuiten mit Schlafsesseln in leicht diagonaler Anordnung (1+2+1) und mit großen Monitoren. Nach einem Küchenabteil mit rot beleuchteten „Teeschränkchen“ im chinesischen Stil folgt die Premium Economy Class mit 31 Sitzen (Anordnung 2+3+2) und dahinter die reguläre Economy Class mit 243 Plätzen (Anordnung 3+3+3). Im Heck befinden sich, wie in der A350 typisch, die große Hauptküche mit U-förmigen Küchenschränken und darüber, in der Kabinendecke versteckt, das Ruheabteil für die Flugbegleiter.

„Ihre Kabine hat uns viel Arbeit gemacht, aber sie ist toll geworden“, sagte der Chef aller Airbus-Programme, Didier Evrard, bei der Übergabe in Toulouse. Für China Airlines habe man sogar eine eigene, farbige LED-Kabinenlichtstimmung zum chinesischen Neujahrsfest entwickelt. Das schwierigste Detail für den Kunden aus Taiwan sei aber dessen Pflaumenblüten-Logo auf der Heckflosse gewesen, heißt es. Ein Kunstmaler aus Taiwan war angereist, um mit großen Armschwüngen manuell per Spezialpinsel das auf jeder Heckflosse leicht andersartige Blütensignet anzubringen. Der Maler hinterließ seinen Airbus-Kollegen aber eine genaue Anleitung, sodass die nächsten A350 nun komplett von Airbus lackiert werden können.

FLUG REVUE Ausgabe 12/2016

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