Lufthansa senke den Eigenanteil zum Beginn der Ausbildung zum Linienpiloten auf 10.000 Euro, teilte die Lufthansa Aviation Training GmbH am Dienstag mit. Zugleich steige ab dem Kursbeginn 1. November der Preis für die zweijährige Schulung auf 120.000 Euro. Das neue Finanzierungsmodell solle den Einstieg zum Pilotenberuf unabhängiger von den Vermögensverhältnissen machen, so die Flugschule. Mit einem gültigen Schulungsvertrag erhielten die Schüler beim Finanzierungspartner Brain Capital ohne Sicherheiten oder Bürgschaften das benötigte Schulungskapital. Die deutlich verbesserten Konditionen für die Finanzierung würden durch die Beteiligung der Lufthansa Group als Kapitalgeber an der neuen Fördergesellschaft Aviation Bildungsfonds der European Flight Academy (EFA) möglich.
Fester Prozentsatz zur Rückzahlung
Die Finanzierung erfolge über ein nachgelagertes, einkommensabhängiges Modell, ein sogenanntes Income-Share-Agreement. Dabei zahlten frühere Flugschüler nach Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses ab 30.000 Euro Einkommen im Jahr einen festen Prozentsatz ihres Einkommens, typischerweise über elf Jahre, zur Tilgung zurück. Die jeweilige Rückzahlungssumme hänge dabei von der Einkommenshöhe ab, je besser man verdiene, desto höher sei der Zahlungsbetrag und umgekehrt. Bei Maximalförderung betrage der Prozentsatz 11 Prozent des späteren Einkommens. Der Zahlungsbetrag sei aber nach oben gedeckelt: Bezogen auf eine alternative Finanzierung über einen klassischen Studienkredit werde mit dem Finanzierungsmodell ein Zinssatz von 8,0 Prozent nicht überschritten, wenn Flugschulabsolventen einen Cockpitjob innerhalb der Lufthansa Group annähmen. Somit seien die Gesamtkosten der Finanzierung auch bei individuell sehr hohem Einkommen als Pilot begrenzt, erläuterte die Lufthansa Flight Training GmbH.
Raymund Obst, Head of Pilot Schools EFA: "Eine Ausbildung an der Flugschule ist aufwändig und mit hohen Kosten verbunden. Wir wissen, dass sich nur die wenigsten Menschen die Schulung zum Verkehrspiloten bzw. zur Verkehrspilotin aus eigenen Mitteln leisten können. Wir als EFA wollen nicht, dass das Portemonnaie der Eltern über Berufsaussichten entscheidet. Das deutlich verbesserte Finanzierungsmodell mit unserem Partner Brain Capital bringt jetzt eine wesentliche Erleichterung: Wer von uns einen Schulungsvertrag in den Händen hält, kann mit einem Eigenkapital von 10.000 Euro seinen Traum vom Fliegen bei uns beginnen. Damit leisten wir auch einen Beitrag zur Vielfalt in der Lufthansa Group."
Ausbildung führt zum ATPL
Die Schulung an der European Flight Academy führt zum Erwerb einer ATP-Lizenz (Linienpilot). Diese ermöglicht Einstiegsmöglichkeiten innerhalb und außerhalb der Lufthansa Group. Andere Flugschulen bilden teilweise für den sogenannten MPL aus, der jeweils sehr stark für eine einzelne Airline maßgeschneidert und damit schlechter übertragbar ist, falls man wechseln möchte. Eine feste Anstellungsgarantie für erfolgreiche Absolventen gibt es nicht. Allerdings vermittelt die Flugschule ihre Absolventen bevorzugt zu unterschiedlichen LH-Konzernairlines.
Die etwa 24-monatige Ausbildung findet für den Theorieteil in Bremen oder Zürich statt. Die praktische Schulung erfolgt an den Standorten in Goodyear/USA, Grenchen/Schweiz oder Rostock-Laage. Bei der Praxis-Ausbildung in Europa kommt eine moderne, standardisierte Schulungsflotte mit Flugzeugen des Herstellers Diamond Aircraft zum Einsatz. In den USA wird eine Flotte von Cirrus SR20 Schulflugzeugen genutzt.
Zehn Standorte für die Konzernausbildung
Die Lufthansa Aviation Training GmbH (LAT) gehört in der Aus- und Weiterbildung von Cockpit- und Kabinenpersonal an zehn Ausbildungs- und Trainingsstandorten weltweit zu den führenden Unternehmen im Bereich Flight Training. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz am Flughafen München und beschäftigt an allen Trainingsstandorten rund 700 Mitarbeitende. Zum Kundenportfolio gehören über 250 national und international Airlines, darunter auch die Lufthansa Konzernfluggesellschaften. Lufthansa Aviation Training verfügt über fast 200 Trainingsgeräte. Dazu gehören Schulflugzeuge für die Pilotenausbildung, Flugsimulatoren aller gängigen Flugzeugmuster für das Pilotentraining sowie Notfalltrainer- und Kabinentrainer für die Aus- und Weiterbildung von Kabinencrews.