Premium-Airline JSX: Privatjet-Feeling für jedermann

Premium-Airline JSX
Privatjet-Feeling für jedermann

Veröffentlicht am 20.10.2024

Eigentlich ist JSX ein US-amerikanisches Charterflugunternehmen mit Homebase am Hollywood Burbank Airport. Seinen Service charakterisiert es allerdings als "Hop on Jet Service": Kurze Wege am Flughafen machen das Konzept aus, das einige der Vorzüge der Business Aviation mit den Preisen kommerziellen Airlines vereinen soll. JSX wurde mit mehreren Auszeichnungen gewürdigt – kürzlich gab es den Titel als "Best Domestic Airline 2024", verliehen durch das Reisemagazin "Travel + Leisure". JSX bedient vornehmlich Kurzstreckenflüge zwischen Zielen in Arizona, Kalifornien und Nevada an der Westküste der Vereinigten Staaten. Mit dem Abflauen der Coronakrise erschloss JSX auch erste Routen an der US-Ostküste.

JSX

Seit 2016 in Betrieb

Mit einem Flug zwischen Burbank und Concord in Kalifornien nahm JSX am 19. April 2016 den Betrieb auf. Damals noch von der Muttergesellschaft JetSuite als "JetSuiteX" gegründet, erwarb man vorerst fünf gebrauchte Embraer ERJ135 aus Beständen von American Eagle, um sich dem damals schwächelnden Inlandsmarkt erst mal mit Bedacht zu nähern. Auf diesem Flugzeug, Werksbezeichnung EMB-1335, basieren auch die Business Jets Legacy 600/650. Man bewirbt und verkauft die Flüge als Linienflüge, durchgeführt von der Tochtergesellschaft Delux Public Charter als JSX Air. JetSuite ist ein privates Jet-Charterunternehmen mit Hauptsitz in Dallas, Texas. JetBlue und Qatar Airways sind als Minderheitsaktionäre ebenfalls an JSX und JetSuite beteiligt. Als CEO agiert Alex Wilcox, Gründungsmitglied von JetBlue und der mittlerweile insolventen indischen Kingfisher Airlines. Wilcox’ Entscheidung für den Start von JetSuiteX fiel, nachdem die Nachfrage nach Kurzstreckenflügen in privaten Jets bei JetSuite rapide gestiegen war. Auch war die Gründung eine Reaktion auf den Rückgang des Kurzstreckenverkehrs und steigende Preise auf Kurzstreckenflügen in den USA.

JSX

"Joyful Simple Xperience"

Im August 2019 stellte sich die Airline unter dem Label JSX neu auf – der Anspruch ist es, den Passagieren eine "Joyful Simple Xperience" zu bieten. Es gab einen Relaunch der Website jsx.com, ein neues Logo wurde entworfen und die Flugzeuge wurden entsprechend gestaltet. Über die Jahre ist das Kurzstreckenangebot gewachsen. Mehr als 1000 Angestellte arbeiten für die Marke JSX, die dank ihres Service-Angebots eine treue Anhängerschaft hat. Nach der Covid-Krise ist das Management zuversichtlich, dem Aufwärtstrend im US-Passagiergeschäft folgen und das Angebot weiter ausbauen zu können. Aktuell bedient JSX mit 14 Embraer ERJ135ER/LR und 31 ERJ145LR 25 feste Ziele. Zuletzt wurde eine Reihe abgestellter Embraer-Jets übernommen, die zuvor unter anderem von ExpressJet für United betrieben wurden. Insgesamt besteht die Flotte aus 78 Jets. Die FAA-Zertifizierung beschränkt JSX auf 30 Sitzplätze pro Flugzeug, so dass auch bei großzügiger Bestuhlung einzelne Sitzreihen fehlen können. Unkompliziert, schnell und luxuriös soll das Fliegen mit JSX sein, heißt es. Lange Wartezeiten am Flughafen entfallen, denn Schlangen am Check-in und an den Sicherheitskontrollen gehören durch die Nutzung der General Aviation Terminals der Vergangenheit an. Es genügt, spätestens 20 Minuten vor Abflug anzukommen – am und im Terminal gibt es Parkservice, Lounge-Zugang, WLAN, kostenlose Snacks und Getränke. Da die Flugzeuge meist direkt am Terminal parken, entfallen lange Wege, und auch die Gepäckab- sowie -ausgabe sind schnell erledigt. Durch die begrenzte Anzahl der Sitze sind die Gäste schnell durch die Sicherheitskontrolle. Ansprechen möchte JSX damit zum Beispiel Geschäftsleute, für die Zeit bares Geld ist.

Dennis Deis

Nischenprodukt

Mit erschwinglichen Tarifen möchte sich JSX als Nischenprodukt platzieren: zwischen Airlines und hochpreisigen Angeboten der Business Aviation. Schneller am Ziel, komfortabler in der Luft, und das zu wettbewerbsfähigen Preisen – diese Argumente kommen bei täglich mehr als 3000 beförderten Kunden gut an. Damit das wirtschaftlich funktioniert, verweist JSX auf Erfahrung, Kosten- und Zeiteffizienz. Mehr als 750-mal in der Woche hebt ein JSX-Flugzeug ab, dies entspricht einem Wachstum von mehr als 140 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021, der Zeit vor beziehungsweise während der Coronakrise. In Zukunft werden durch neue Ziele sogar mehr als 4000 monatliche Flüge angestrebt. Wie bisher konzentriert man sich vorrangig auf Verbindungen von Geschäftsreise- und Freizeitmärkten in einem Radius von rund 500 Meilen. Burbank (BUR) in Kalifornien dient aktuell als Hub. Auf dem Flugplan stehen Phoenix (PHX), Orange County/Santa Ana (SNA), Oakland (OAK), East Bay/ Napa/Concord (CCR), Las Vegas (LAS) oder auch Dallas – dazu kommen saisonale Flüge zu Ferienzielen innerhalb des Landes. Eine der "Langstrecken" führt ab Los Angeles nach Cabo San Lucas, an der Südspitze der mexikanischen Halbinsel Baja California gelegen. Neben den Routen im relativ neuen "Operationsgebiet" an der US-Ostküste gibt es weitere saisonale Strecken ab Florida, beispielsweise zwischen West Palm Beach oder Boca Raton und Morristown in New Jersey.

JSX

Expansion und neue Ziele

Nachdem JSX über den Heimatmarkt im Südwesten der USA hinausgewachsen ist, werden nun auch Flughäfen in Colorado und das neue Drehkreuz in Dallas Love Field angesteuert. Von Dallas aus werden beispielsweise Scottsdale in Arizona, Taos in New Mexico oder Houston bedient. Auf texanischen Routen kommen die ERJ145 mit einem 1+1-Kabinenlayout zum Einsatz: Für noch mehr Komfort wurden die am Gang befindlichen Sitze der Zweierreihen in Cocktailtische verwandelt. Als neue Destination innerhalb von Texas ist beispielsweise Lajitas an der Grenze zu Mexiko im Flugplan aufgeführt, dazu kommen saisonale Ziele. Ab Miami, Florida, startet einer der längsten JSX- Flüge: Vom Sunshine State geht es zum Westchester County Airport im Bundesstaat New York. Seit kurzem ist JSX in das MileagePlus-Programm von United sowie ins Punkteprogramm TrueBlue von JetBlue eingebunden. Damit haben die Strategen der exklusiven Airline, die bislang unter großen Mitbewerbern kaum in Erscheinung getreten ist, einen weiteren geschickten Schachzug für weitere Expansion gemacht. Die luxuriös ausgestatteten Embraer-Jets können auch für Gruppenreisen, Firmen- oder Sportveranstaltungen gechartert werden.

Einfache Tarifstruktur

JSX bietet zwei Arten von Tarifen an: "Hop On" und "All In". Im günstigen Hop-On-Tarif fallen für Änderungen, Stornierungen oder Sitzplatzreservierungen Gebühren an. Im All-In-Tarif sind diese Komponenten inklusive, jedoch ist der Preisunterschied beträchtlich. Auf einigen Strecken können die Passagiere im günstigsten Fall für 109 Dollar pro Strecke abheben, während All-In-Tarife mit mindestens 499 Dollar zu Buche schlagen. Oft ist es günstiger, mögliche Gebühren für Änderungen von Hop-On-Tickets zu zahlen, statt teuer zu buchen. Passagiere müssen mindestens eine Stunde vor Abflug umbuchen oder stornieren, damit ihr Ticket nicht verfällt. Die Hop-On-Tarife beinhalten zwei aufgegebene Gepäckstücke mit jeweils bis zu 23 Kilo sowie kleines Handgepäck. All-In-Tarife erhalten ein drittes aufgegebenes Gepäckstück. Kleine Hunde und Katzen können in einer Box kostenlos in der Kabine mitgenommen werden. An Bord fühlen sich die Gäste in der freundlich gestalteten Kabine mit bequemen Ledersitzen, viel Beinfreiheit und USB-Ladebuchsen gut aufgehoben. Für mehr Platz und Raumgefühl wurden die Gepäckfächer entfernt. Passagiere können aus einer Vielfalt an Getränken und Snacks auswählen. Ebenso steht via Starlink Hochgeschwindigkeits-Internet an Bord zur freien Verfügung. Die Kooperation mit einem Mietwagenanbieter ermöglicht die Übernahme des gewünschten Fahrzeuges wenige Minuten nach der Landung. Kurzum: Das Angebot von JSX kann mit der Business Class anderer inländischer Carrier durchaus konkurrieren.

JSX

Zukunft mit Elektro?

Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle: So gab JSX Ende 2023 bekannt, mehr als 130 (Hybrid-)Elektroflugzeuge von drei Start-ups erwerben zu wollen, mit der Option, die Bestellungen auf mehr als 330 Flugzeuge aufzustocken. So hat die Airline 59 Exemplare des geplanten 19-sitzigen ERA (Electric Regional Aircraft) von Aura Aero aus Frankreich bestellt, 50 ES-30 (30 Sitze) von Heart Aerospace aus Schweden und 32 Flugzeuge der US-amerikanischen Firma Electra. Wenn alle Optionen genutzt werden, könnte JSX künftig bis zu 150 Flugzeuge von Aura Aero, 100 von Heart Aerospace sowie 82 Flugzeuge von Electra betreiben – und somit das Wachstum auf dem amerikanischen Markt auf Basis einer nahezu klimaneutralen Flotte ausbauen. JSX erhofft sich dank der "außergewöhnlichen Leistungsfähigkeiten der neuen Flugzeuge" Zugang zu "Tausenden" kleineren Flugplätzen, die bis dato für Passagiere unzugänglich sind. Zudem möchte das Luftfahrtunternehmen die Kosten ihrer Dienste "drastisch senken". CEO Alex Wilcox: "Die Bestellung ist ein Beispiel für unser Engagement für kundenfreundliche und CO2-reduzierende Lösungen." Electra und Heart Aerospace gehen davon aus, dass ihre Elektroflugzeuge im Jahr 2028 den kommerziellen Dienst aufnehmen werden, während Aura Aero sagte, dass ihr Flugzeug 2030 in Dienst gestellt wird. Gewicht und Leistung der Batterien stellen allerdings weiterhin Herausforderungen dar, so dass sich der Start der Serienproduktionen verzögern kann.