Ryanair, Wizz Air und EasyJet planen Neustart in der Ukraine

Ryanair, Wizz Air und EasyJet
Europas Billigflieger vor der Rückkehr in die Ukraine

ArtikeldatumVeröffentlicht am 04.12.2025
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Seit Februar 2022 steht der zivile Luftverkehr in der Ukraine still. Doch je mehr sich ein mögliches Friedensabkommen zwischen Kiew und Moskau abzeichnet, desto konkreter werden die Planungen europäischer Billigairlines für eine schnelle Rückkehr. Ryanair, Wizz Air und inzwischen auch EasyJet sowie weitere europäische Carrier arbeiten an Szenarien, um unmittelbar nach einer Öffnung des Luftraums wieder in die Ukraine zu fliegen. Die Erwartungen sind hoch, sowohl hinsichtlich der Nachfrage als auch der operativen Herausforderungen.

Wizz Air

Wizz Air sieht große Chancen

Vor der russischen Invasion war Wizz Air eine der bedeutendsten nicht-ukrainischen Airlines im Land. Rund 5000 Flüge absolvierte der ungarische Low-Cost-Carrier im Jahr 2021 und war damit, nach der russischen Aeroflot und Windrose, drittgrößter Anbieter im ukrainischen Markt. CEO József Váradi bezeichnete gegenüber der Financial Times die Wiedereröffnung als "große Chance". Man wolle sich "so schnell wie möglich" in Position bringen, sobald der Luftraum freigegeben werde. Neben der erwarteten Rückkehr vieler Ukrainer rechnet Váradi auch mit einem deutlichen Zufluss internationaler Besucher, die sich ein Bild vom Zustand des Landes machen wollen. Bereits im Februar hatte der Airlinechef gegenüber Reuters angekündigt, dass Wizz Air nach einer Waffenruhe binnen weniger Wochen rund 30 Routen wieder aufnehmen könnte. Die Airline geht davon aus, dass die europäische Luftfahrtbehörde EASA etwa sechs bis acht Wochen benötige, um nach einem Friedensabkommen den ukrainischen Luftraum wieder freizugeben.

Die Boeing 737, Boeing 737-200, Boeing 737 MAX, Boeing 737-100, Boeing 737-900ER, Boeing 737-400 - vom kleinen Nischenmodell zum globalen Welterfolg.
Mike Tull

Ryanair plant Millionenpassagiermarkt

Auch Ryanair verfolgt ambitionierte Pläne. Führungskräfte der Airline besuchten bereits mehrere ukrainische Flughäfen, um den operativen Neustart vorzubereiten. Nach Aussagen von CEO Eddie Wilson könnte Ryanair bereits zwei Wochen nach einer Freigabe Flüge verkaufen. Vor dem Krieg beförderte die Airline jährlich rund 1,5 Millionen Passagiere nach Kiew, Lwiw und Odessa. Mittelfristig peilt Ryanair nun vier Millionen Reisende pro Jahr an. Dank 95 Basen in Europa könne man neue Strecken "ohne jede Störung des restlichen Netzes" eröffnen, unabhängig davon, ob der Bedarf zunächst aus Dublin, London, Deutschland oder Südosteuropa komme. "Man kann den Verkehr in der Ukraine sehr schnell hochfahren", so Wilson.

Ein Airbus A319 von easyJet auf einer Landbahn
Airbus

EasyJet prüft Einstieg

Die britische EasyJet, die bisher nicht in der Ukraine aktiv war, erwägt erstmals Verbindungen für die Zeit nach einem Friedensschluss. CEO Kenton Jarvis erklärte gegenüber The Independent, er sehe die Ukraine als künftig "größtes Bauprojekt Europas" und geht davon aus, dass die Nachfrage rasch zurückkehren wird, sobald Reisen wieder möglich sind. Erste Strecken könnten dabei über bestehende Basen wie London-Gatwick, später auch Liverpool oder Belfast, zu Zielen wie Kiew, Lwiw oder Odessa führen. Anders als Wizz Air und Ryanair plant EasyJet jedoch vorerst keine Stationierung von Flugzeugen im Land.

Air Baltic

Weitere europäische Airlines planen Rückkehr

Neben den Billigairlines bereiten sich auch weitere europäische Fluggesellschaften auf eine Rückkehr vor. LOT plant den Wiedereinstieg und will binnen sechs Wochen nach einem stabilen Frieden wieder nach Kiew und Lwiw fliegen. Die polnische Airline erwägt eine spätere Ausweitung auf weitere Airports. Zum Einsatz sollen vorerst vier Boeing 737 MAX 8 kommen. Für die Routen zwischen Polen und der Ukraine sieht LOT ein jährliches Potenzial von rund 800.000 Passagieren.

Air Baltic hat seine Bereitschaft ebenfalls bekräftigt. Eine Delegation der lettischen Airline reiste im März 2025 nach Kiew, um mit Behörden und dem Flughafen Boryspil über die Wiederaufnahme des Linienverkehrs zu sprechen. Neben der Hauptstadt soll auch Lwiw wieder Teil des Netzes werden, ergänzt durch Direktflüge aus Riga, Tallinn und Vilnius.

Boryspil International Airport

Infrastruktur und Sicherheitslage bleiben entscheidend

Wie schnell der Neustart tatsächlich möglich ist, hängt wesentlich von der Sicherheitslage und dem Zustand der Flughäfen ab. Alle großen ukrainischen Luftverkehrsdrehkreuze sind seit über drei Jahren geschlossen und der Krieg ist nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen: In welchem Umfang technische Einrichtungen und Anlagen einsatzbereit sind, ist derzeit unklar. Für eine Wiederaufnahme des Flugbetriebs werden daher umfangreiche Inspektionen, Reparaturen und Sicherheitsfreigaben notwendig sein.