Lufthansa sieht die A380 nicht mehr nur als Übergangslösung. "Das Flugzeug wird länger wieder fliegen als wir vor einem Jahr gedacht haben", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr vergangene Woche vor Medienvertretern in Frankfurt. Der Kranich-Konzern wird ab 2025 am Drehkreuz München acht A380 einsetzen. Und nicht nur das: Der Vorstand um Spohr hat auch einen hohen Millionenbetrag für eine neue Business Class freigegeben – ein klares Indiz, dass Lufthansa die A380 wahrscheinlich nicht vor 2030 ausrangieren wird.
A380 war "obsolet"
Damit folgt Lufthansa dem Beispiel von British Airways. Der Konkurrent hat unlängst ebenfalls ein Investitionsprogramm für neue Kabinen in seinen zwölf A380 aufgelegt. Für Air France stellt sich diese Frage dagegen nicht mehr. Die Airline hatte den Ausstieg aus dem A380-Betreiberkreis bereits 2019 eingeleitet. "Die A350 und der Dreamliner haben die A380 einfach völlig obsolet gemacht", sagte Air France-Chefin Anne Rigail im November des gleichen Jahres in einem Interview mit aero.de. Wenige Monate später schlug die Pandemie zu und besiegelte das Schicksal der A380 in Paris endgültig: Air France zog die A380 im März 2020 auf Nimmerwiedersehen aus dem Linienverkehr. Von einst zehn A380 bei Air France sind fünf Flugzeuge inzwischen komplett oder zumindest teilweise zerlegt.
Teurer A380-Exit
Die vorgezogene Auflösung der A380-Flotte kostete Air France unter dem Strich rund 370 Millionen Euro – ein Weiterbetrieb war nach Angaben der Airline aber insbesondere unter dem Gesichtspunkt einer ebenfalls notwendigen Investition in neue Business-Class-Sitze wirtschaftlich nicht sinnvoll. Dennoch musste sich das Management im Juni 2023 auf der Hauptversammlung von Air France-KLM gegenüber Aktionären rechtfertigen. Denn die wollten wissen, warum die A380 bei unmittelbaren Konkurrenten ein Comeback erlebt. "Die wirtschaftliche Gleichung ging für diese Flugzeuge, die zwischen 2009 und 2014 geliefert wurden, nicht mehr auf", so die Begründung. Außerdem müsse man den verlängerten Einsatz der A380 bei anderen Fluglinien "im Kontext von Lieferengpässen bei Langstreckenflugzeugen der nächsten Generation" betrachten. "Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten" habe Air France-KLM nämlich auch während der Krise "weiterhin Flugzeuge übernommen".
777-9-Verspätung
Das Air-France-Management ging noch im Juni davon aus, dass Lufthansa die bei Passagieren beliebten A380 nur "zwei bis drei Jahre" nutzen – und spätestens mit Auslieferungen der ersten 777-9 endgültig stilllegen dürfte. Vor 2025 kann Lufthansa zwar nicht mit der 777-9 rechnen. Weder Boeing noch Lufthansa haben bisher aber darüber hinausgehende Verspätungen vermeldet.