Sie ist alt, sie ist laut – und sie ist für IrMa Air Service trotz allem erste Wahl: Mit einer Iljuschin Il-18D Baujahr 1974 ist die neue Fracht-Airline aus Kasachstan am 17. Juli in den operativen Dienst gestartet. Auf ihrer ersten Mission brachte die 45 Jahre alte Turboprop-Veteranin gekühltes Fleisch in die iranische Hauptstadt Teheran, wie das Cargo-Startup stolz auf seiner Facebook-Seite verkündet. Weitere Flüge in den Iran sollen im Rahmen eines Chartervertrages in Kürze folgen.
Fracht-Oldtimer mit langer Geschichte
Laut Russian Aviation Insider gehört die Il-18 der kasaschischen East Wing Airlines mit Sitz in Schymkent, wird aber ausschließlich von IrMia Air Service betrieben. Während East Wing mit ihren drei Jakowlew Jak-40 vorrangig Ambulanzflüge im Auftrag des kasachischen Gesundheitsministeriums absolviert, soll sich IrMa komplett auf den kommerziellen Frachtverkehr konzentrieren. Die zu diesem Zweck beschaffte Il-18D trägt das Kennzeichen UP-I1805 und wurde laut russianplanes.net 1974 als Überwachungsflugzeug Il-20 für die sowjetische Luftwaffe gebaut. Im ukrainischen Odessa stationiert, ging sie nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 in das Inventar der neugegründeten ukrainischen Luftstreitkräfte über. 1993 wurde sie zur Wartung ins russische Puschkin überführt - und blieb dort bis 1998, weil die Ukraine die für die Reparaturen in Rechnung gestellten Kosten nicht bezahlte. Schließlich wurde die Maschine 1998 von Lviv Airlines erworben und im Zuge dessen mit Unterstützung von Iljuschin zur Passagierversion Il-18D umgerüstet. Nach der Pleite von Lviv Airlines stand das Flugzeug abermals still und flog zuletzt als TT-WAK Chartereinsätze für die ukrainische Air Sirin.

Bewusste Wahl für die Il-18D
Dass die bald fünf Jahrzehnte alte Maschine nun für IrMa Air Service Dienst tut, war offenbar keine Verlegenheitslösung, schenkt man den Worten von Airline-Chefin Marina Zhapabaewa Glauben. Diese spricht gegenüber dem russischen Web-Porrtal ATO.ru von einer sehr bewussten Entscheidung für die Il-18: „Unser Interesse gründet sich vor allem auf den geringen Kerosinverbrauch des Flugzeugs. Außerdem besitzt es eine geräumige Druckkabine, in der die Temperatur konstant gehalten werden kann. So müssen wir uns keine Sorgen um verderbliche Produkte machen.“

Weitere Il-18 für IrMa Air Service?
Eher besorgniserregend könnte allerdings die begrenzte Lebensdauer der Il-18D sein. Diese habe man jüngst immerhin auf 50 Jahre verlängern können, heißt es aus Kasachstan. Außerdem rechne man mit einer erneuten Verlängerung um weitere fünf Jahre. Die Nachfrage auf dem Frachtmarkt schätzt IrMa Air Service überdies hoch genug ein, um ihre Flotte bald weiter auszubauen. Das schließt offenbar ausdrücklich die Übernahme weiterer Il-18 ein - sofern man irgendwo welche herbekommt. Denn von den zwischen 1958 und 1978 gebauten rund 800 Exemplaren des Turboprop-Airliners sind nur noch wenige erhalten - die meisten davon stehen im Militärdienst. In Russland gibt es aktuell keinen zivilien Il-18-Betreiber, und auch in Kasachstan genießt IrMa Air Service mit ihrem Oldie Sonderstatus. IrMa selbst spricht von sechs verbliebenen zivilen Il-18 weltweit, ohne jedoch klar zu benennen, wo genau diese unterwegs sind. Im aktiven Passagierdienst stand zuletzt jedenfalls nur noch ein Exemplar: die 1969 gebaute P-835 der Air Koryo aus Nordkorea.