Harte Einschnitte bei Swiss wegen Corona

„Strukturelle Marktveränderungen“
Harte Einschnitte bei Swiss

Veröffentlicht am 06.05.2021
Boeing 777 der SWISS.
Foto: Swiss

Mittelfristig erwartet Swiss bei der Gesamtnachfrage einen strukturellen Rückgang von 20 Prozent. Dem Nachfragerückgang entsprechend würde die Flotte voraussichtlich um 15 Prozent gegenüber 2019 verkleinert. Dies hätte unter Berücksichtigung des seit 2020 eingeleiteten Stellenabbaus über freiwillige Massnahmen und durch natürliche Fluktuation eine Reduktion von insgesamt rund 1700 Vollzeitstellen zur Folge, was einem Minus von über 20 Prozent entspräche, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Von betrieblichen Kündigungen wären potenziell bis zu 780 Mitarbeiter am Boden und beim Fliegenden Personal betroffen. Swiss hat ein Konsultationsverfahren eingeleitet, um möglichst sozialverträgliche Lösungen zu finden.

Sämtliche Auflagen des Bundes im Zusammenhang mit dem verbürgten Bankenkredit würden trotz der sich abzeichnenden Restrukturierungsmassnahmen eingehalten heißt es. Swiss will auch in Zukunft an ihrer Premiumpositionierung und den Standorten in Zürich und Genf festhalten und eine weltweite Anbindung der Schweiz sicherstellen.

Dieter Vranckx, CEO von SWISS: "Es zeichnete sich immer klarer ab, dass sich der Markt strukturell verändern wird und trotz frühzeitig eingeleiteter Massnahmen unsererseits eine Restrukturierung von Swiss leider unumgänglich zu sein scheint. Mit unserem neuen strategischen Programm reaCH richten wir uns an die veränderte Marktsituation aus. Dieses beinhaltet unter anderem die Redimensionierung und Transformation, wodurch nachhaltig insgesamt rund CHF 500 Mio. eingespart werden sollen. Ziel ist es, den Bankenkredit zeitnah zurückbezahlen und unsere Wettbewerbs- und Investitionsfähigkeit nachhaltig sicherstellen zu können», so Vranckx weiter.

Flotte wird voraussichtlich um 15 Prozent verkleinert

Die Flotte von 90 eigenen und den im Auftrag für Swiss operierenden Flugzeugen von Helvetic Airways (sogenannter Wetlease) wird an den Nachfragerückgang angepasst und voraussichtlich um 15 Prozent gegenüber 2019 verkleinert.

Auf der Kurz- und Mittelstrecke würde sich die Anzahl Flugzeuge durch die Ausflottung von Maschinen der Airbus A320-Familie und der Reduktion im Wetlease-Bereich demnach von 69 auf 59 reduzieren. Im Langstreckenbereich beabsichtigt Swiss die Flotte von 31 auf 26 Flugzeuge zu verkleinern. Dabei würden fünf Flugzeuge aus der Airbus-Familie ausser Betrieb genommen werden.

Infolge der rückläufigen Nachfrage müssen sowohl auf der Kurz- und Mittelstrecke als auch im Langstreckenbereich die Frequenzen gegenüber 2019 voraussichtlich reduziert werden. Zudem würden einzelne interkontinentale Direktverbindungen vorerst nicht mehr aufgenommen werden können. Die vom Bund im Zusammenhang mit dem verbürgten Bankenkredit eingeforderte standortpolitische Auflage, das Flugangebot von Swiss proportional zu demjenigen der Lufthansa Group Airlines zu entwickeln, würde dabei eingehalten.

Bis zu 780 Mitarbeiter könnten betroffen sein

Im Rahmen der beabsichtigten Redimensionierung könnten bis zu 780 Mitarbeitende (650 Vollzeitstellen (FTE)) betroffen sein, davon rund 200 beim Bodenpersonal, 60 in der Technik, 400 beim Kabinenpersonal und 120 im Cockpit. Die allfällige Reduktion dieser insgesamt rund 1'700 Vollzeitstellen (FTE) würde einem Minus von über 20 Prozent gegenüber 2019 entsprechen.

In dem nun eingeleiteten Konsultationsverfahren wird zusammen mit den Sozialpartnern, Mitarbeitenden und deren Vertretungen nach weiteren Lösungen gesucht, um die Zahl betriebsbedingter Kündigungen so niedrig wie möglich zu halten und einen beabsichtigten Abbau sozialverträglich zu gestalten. Damit wäre auch die politische Auflage im Zusammenhang mit dem Bankenkredit erfüllt.

Für alle Personalkörper – ausser für das Cockpitpersonal – bestehen bereits Sozialpläne. Da der heute gültige Gesamtarbeitsvertrag für das Cockpitpersonal einen Kündigungsschutz beinhaltet, muss aufgrund des strukturellen Personalüberhangs mit dem Berufsverband Aeropers eine Lösung am Verhandlungstisch gefunden werden.