Italiens defizitärer Flag-Carrier Alitalia könnte vor neuen Kürzungen stehen. Dies meldete die italienische Webseite "Italy Europe 24" unter Bezugnahme auf Unternehmskreise. Demnach sollen bis zu 2000 weitere Arbeitsplätze gestrichen werden und 15 bis 20 Mittelstreckenflugzeuge der A320-Familie ausgesondert werden. Um die Kostenstruktur näher an die von Niedrigpreisfluggesellschaften zu bringen, werde für Flüge bis zu drei Stunden Dauer eine Umstellung auf Bezahlverpflegung an Bord erwogen. Alitalia hat diese angeblichen Pläne aber bisher nicht bestätigt.
Laut "Italy Europe 24" ist für den 23. November eine Alitalia-Aufsichtsratssitzung zu dem Thema angesetzt. Zudem plane 49-Prozent-Eigner Etihad Airways indirekt weitere Mittel in Höhe von etwa 216 Mio. Euro zuzuschießen, ohne jedoch seinen offiziellen Beteiligungsanteil, von dem die EU-Verkehrsrechte für Alitalia abhängen, zu erhöhen. Im Gegenzug erhalte Etihad bei später erhofften Gewinnen bevorrechtigten Zugriff auf diese.
Alitalia wünsche sich zudem weitere Finanz-Mittel für zusätzliche Großraum-Langstreckenflugzeuge. Deren Flotte solle möglichst von jetzt 24 um 20 weitere Jets wachsen, so die Planungen von Vorstandschef Cramer Ball. Großaktionäre wie UniCredit und Sanpaolo hätten dies aber abgelehnt. Deshalb sehe sich Alitalia bei anderen potenziellen Investoren um, darunter bei Lufthansa. Falls es gelinge, europäische Investoren zu gewinnen, könnte Etihad Mittel in gleicher Höhe nachlegen, ohne ihre 49-prozentige Maximalbeteiligung zu überschreiten, so die Hoffnung der Italiener.
Laut Unternehmenskreisen erwarte Alitalia für 2016 einen Nettoverlust von mindestens 400 Mio. Euro vor Sonderposten und Zinsen. 2015 waren fast 200 Mio. Euro Verlust aufgelaufen. Das Ergebnis 2016 werde deutlich unter den Hoffnungen des Sanierungsplans von vor zwei Jahren liegen. Seinerzeit waren nur noch 50 Mio. Euro Verlust für dieses Jahr angenommen worden. 2017 hatte man sogar auf 46 Mio. Euro Nettogewinn gehofft. Gewinn werde nun aber nicht mehr vor 2021 für erreichbar gehalten. Für 2017 befürchte das Unternehmen mindestens 500 Mio. Euro Verlust. Nur mit Kostensenkungen, Umsatzsteigerungen und einem neuen Netz bestehe Hoffnung auf eine Besserung.