Schlag auf Schlag ging es in den letzten Monaten für die belgische Fluggesellschaft VLM Airlines. Gemeinsam mit CityJet verkaufte Air France KLM Ende 2013 die in Antwerpen beheimatete Fluglinie an die Intro Aviation von Hans Rudolf Wöhrl. Nach dem Abschluss des Verkaufs im Mai 2014 sollte VLM im Wet-Lease für andere Unternehmen fliegen. Ende Oktober wiederum kaufte das VLM-Management die eigene Firma, um sie als komplett unabhängige Airline zu führen. „Wir erkannten sehr schnell, dass diese Airline ein optimaler Nischencarrier sei und als solcher eine echte Chance am Markt haben würde. Dass es uns gelungen ist, neben dem Management auch einen Investor für diese Gesellschaft zu begeistern, stimmt uns für die Zukunft und die Arbeitsplätze bei VLM sehr positiv“, sagte Intro-Chef Wöhrl der FLUG REVUE.

Mit Arthur White ist der CEO von VLM Airlines nun auch der größte Anteilseigner. Er will weiter auf Wet-Lease- und Charterdienste setzen und in Kürze auch eigene Liniendienste ab Antwerpen anbieten. Dazu musste aber ein neuer Flugzeugtyp neben der aktuellen Fokker-50-Flotte her. Die Wahl fiel auf den Superjet 100 von Suchoi. Ab April 2015 wollte VLM zwei SSJ100 in der Langstreckenvariante von Ilyushin Finance für die Dauer von zwölf Jahren leasen. Weiterhin bestehen eine Option für zwei weitere Maschinen sowie Kaufrechte für zehn Exemplare. Damit wäre VLM Airlines der erste Betreiber des russischen Regionaljets in Westeuropa. Der SSJ100 LR besitzt eine Reichweite von 4578 Kilometern und bietet Platz für 103 Passagiere. Welche Routen White bedienen will, ist noch offen. Allerdings musste White wenig später die Übernahme der Superjets verschieben. Aufgrund der fehlenden EASA-Zulassung der LR-Version plant VLM nun die Auslieferung erst im dritten Quartal 2016. Suchoi erwartet die Zertifizierung für Ende dieses Jahres und will das Muster weiter verbessern.
Der Superjet gewann den Wettbewerb Whites Aussage nach aufgrund seines Passagierkomforts, der Flexibilität auf Kurz- und Mittelstrecken sowie seiner niedrigen Betriebskosten. Auch bei CityJet steht der SSJ weiter ganz oben auf der Liste. „Dass VLM mit der Bestellung nun schneller sein konnte, liegt aber nicht am CityJet-Management sondern am Flughafen London City, für den dieses Flugzeug leider noch keine Zulassung hat. Da VLM aber nur auf größeren Airports operiert und außerdem auch längere Strecken bedienen will, ist der Kauf der Long-Range-Version eine, wie ich meine, gute Entscheidung gewesen“, sagt Hans Rudolf Wöhrl.
Die britische Hauptstadt stand auch bei der Entstehung von VLM im Mittelpunkt. Vier Geschäftsleute aus Antwerpen gründeten mit der Vlaamse Luchttransportmaatschappij NV (VLM) eine private Airline für Flandern, die mit einer Fokker 50 von Antwerpen nach London City fliegen sollte. Am 17. Mai 1993 konnte die Firma den Flugbetrieb aufnehmen und bot später auch Dienste von Mönchengladbach aus im Codeshare mit Lufthansa an. Im Dezember 2007 verkaufte der damalige Eigentümer Panta Holdings die Airline an Air France KLM.
FLUG REVUE Ausgabe 01/2015