Seit anderthalb Jahren fanden Konzern und KTV-Piloten trotz zahlloser Treffen kaum gemeinsame Nenner. Zwölf Mal legten die Piloten die Arbeit nieder und hielten Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings teils über mehrere Tage am Boden.
Cockpit streikt für den Erhalt der unternehmensfinanzierten Übergangsversorgung bis zur Rente, letztlich aber auch um den Fortbestand des Konzerntarifvertrags.
Dessen Beschäftigungsmodell ist Lufthansa zumindest für den Europaverkehr abseits der Hubs Frankfurt und München zu teuer. Nur Wochen nachdem sich Airlinechef Carsten Spohr zähneknirschend auf eine Gesamtschlichtung mit dem Piloten über alle offenen Tarifaspekte eingelassen hatte, klammerte Lufthansa wesentliche Themen aus.
Eurowings, Herzstück der neuen Europastrategie, werde ihren Flugbetrieb in Österreich anmelden, erklärte Spohr Ende Mai. Auch 60 zu Eurowings umziehende A320 von Germanwings sollen mit günstigem Personal abheben - die nach KTV bezahlten Piloten will Lufthansa möglichst schnell in den eigenen Hubverkehr versetzen.
"Lufthansa betreibt Tarifpolitik mit Plattformen und spielt diese Plattformen gegeneinander aus", schäumte VC-Sprecher Markus Wahl nachdem er aus der Presse von den "Örowings"-Plänen erfahren hatte. Das Management vergebe Flugbetrieb stets an den billigsten Anbieter im Konzern.
Tage später legte Lufthansa nach. Der Konzern eröffnete 900 Nachwuchspiloten in verschiedenen Phasen ihrer Ausbildung, dass es für sie mit einem Direkteinstieg in den KTV nichts wird. Spohr verwies den Nachwuchs auf Vakanzen bei anderen Flugbetrieben im Konzern - Eurowings, Austrian und Swiss.
Das bedeutet für Neueinsteiger allerdings einen happigen Gehaltsverzicht. "Wenn ich bei der Eurowings anfange, komme ich nach neun Jahren auf das Lufthansa-Einstiegsgehalt, mit dem ich eigentlich gerechnet habe", rechnete ein Pilotenschüler vor.
Bis Ende Juli geben sich Piloten und Lufthansa Zeit, in einer Schlichtung Möglichkeiten zur Lösung des festgefahrenen Tarifstreits auszuloten. Auf Streiks will Cockpit so lange verzichten. "Einfacher" werde es durch die Ankündigungen der Lufthansa im Vorfeld der Gespräche nicht, sagte Wahl.
Auch die jüngste Nachricht von einer verpatzten Schlichtung mit den Flugbegleitern ist sicher kein guter Vorbote für die Verhandlungen.
Lufthansa habe in den Gesprächen über die Gehälter und Betriebsrenten "ausschließlich Beton angerührt", sagte der Chefverhandler für die Flugbegleiter, Nicoley Baublies, am Dienstag in Frankfurt. "Wir sind gar nicht in Verhandlungsgespräche gekommen."
Tarifkonflikt : Theo Waigel soll bei Lufthansa schlichten
Theo Waigel soll es richten. Nach "Spiegel"-Informationen hat Lufthansa den früheren Bundesfinanzminister als Schlichter im festgefahrenen Tarifstreit vorgeschlagen. Waigel werde bereits am Donnerstag mit Vertretern der Vereinigung Cockpit sprechen. Die Piloten müssen noch zustimmen.
