Dieses Terminal sichert nicht nur die Zukunftsfähigkeit der größten Luftverkehrs-Drehscheibe Deutschlands im internationalen Wettbewerb und schafft dadurch neue Jobs und Perspektiven für unsere Beschäftigten, es trägt auch zur wirtschaftlichen Prosperität der gesamten Region und darüber hinaus bei.“ Mit diesen Worten begleitete Fraport-Chef Stefan Schulte den feierlichen ersten Spatenstich für das neue Terminal am 5. Oktober. Bis zum Sommerflugplan 2022 baut der Rhein-Main-Flughafen für drei Milliarden Euro sein neues Abfertigungsgebäude im Süden des Flughafengeländes. In der ersten Ausbaustufe mit Haupthalle, Vorfeldtower, Einkaufspassage, Pkw-Vorfahrt, Bahnhof der automatischen SkyLine-Kabinenbahn und den beiden Piers „H“ (Länge: 400 Meter, Schengen) und „J“ (Länge: 600 Meter, Non-Schengen) können bis zu 14 Millionen zusätzliche Fluggäste pro Jahr, also dann insgesamt 78 Millionen Passagiere, in Frankfurt abgefertigt werden. Modular lässt sich das Bauwerk später noch um zwei weitere, seitliche Piers erweitern, sodass im Endausbau Kapazität für weitere elf Millionen Fluggäste entsteht. Damit könnte Frankfurt rund 88 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen.
Frankfurt brauche den Baubeginn spätestens jetzt, denn noch während der siebenjährigen Bauzeit führe das absehbare Verkehrswachstum zur Vollauslastung der Anlagen, reklamiert der Flughafenbetreiber. Mit den vorhandenen Terminals könne man höchstens 71 Millionen Fluggäste pro Jahr abfertigen. Schon für das Jahr 2021 würden aber 68 bis 73 Millionen Passagiere vorhergesagt. Heute liegt Frankfurt bei knapp 60 Millionen Passagieren im Jahr. Außerdem wollen die Hessen auch qualitativ ihre Abfertigung aufwerten und durch mehr gebäudenahe Flugzeugpositionen die bei den Passagieren unbeliebten Vorfeld-Busfahrten verringern. Die neue Abfertigungskapazität am Terminal 3 soll vorwiegend für sogenannte „Non-Star-Airlines“ genutzt werden, also Fluggesellschaften, die nicht der Star Alliance angehören. Dies wären etwa Mitglieder der konkurrierenden Allianzen Oneworld oder Skyteam und die großen Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten.
Die gesamte Anlage hat die Fläche von 19 Fußballfeldern. 20 der insgesamt 24 gebäudenahen Abfertigungspositionen sind auch für Riesenflugzeuge wie den Airbus A380 oder die Boeing 747-8 ausgelegt. Hiermit will Frankfurt seinem Rückstand gegenüber europäischen Konkurrenzdrehkreuzen abhelfen, die wesentlich mehr Riesenjets direkt an ihren Gates abfertigen können. Im Terminal 3 mit 90 000 Quadratmetern Grundfläche werden die abreisenden Fluggäste in der Check-in-Halle an 80 Schaltern (später 104 Schalter) und 38 Automaten (später 54 Automaten) eingecheckt und an 18 Sicherheitsschleusen kontrolliert. Für Transferpassagiere gibt es weitere elf Sicherheitsschleusen. Danach erreicht man den „Marktplatz“, die zentrale Einkaufspassage nahe dem Hauptgebäude. Von hier aus zweigen strahlenförmig die beiden Piers ab, im Endausbau werden es vier sein. Ankommende Passagiere erhalten ihr Gepäck an elf Bändern. Die Fluggäste werden auf drei Hauptebenen abgefertigt.
Mittelstand aus der Region soll mitbauen
Die künftige Anbindung des neuen Terminals 3 an die bestehenden Terminals 1 und 2 übernimmt die Kabinenbahn SkyLine. Damit ist auch ein bequemer Zugang zum ICE-Fernbahnhof und zu den anderen Bahnhöfen im Norden gesichert. Autofahrer erreichen Terminal 3 künftig über eine eigene Ausfahrt an der Autobahn A5 und können ihr Fahrzeug in einem Parkhaus nahe der Haupthalle abstellen. Auf längere Sicht könnte das Terminal 3 sogar einen eigenen Eisenbahnanschluss erhalten, sobald die geplante ICE-Schnellfahrstrecke Frankfurt – Mannheim einmal realisiert wird. Eine Gleistrasse dafür wird vorsorglich bereits freigehalten.
Den Bau des neuen Terminals will Fraport ohne Generalunternehmer und stattdessen mit eigenen Experten bewerkstelligen. Die Leitung der Arbeiten hat mit Horst Amann ein bewährter Fraport-Fachmann übernommen, der auch schon den Bau der Landebahn Nordwest erfolgreich realisiert hat. Amann war zwischenzeitlich zu einem Notfalleinsatz an den Berliner Flughafen BER gerufen worden, hatte sich dort aber mit der Erstellung einer schonungslosen Mängelliste bald unbeliebt gemacht und war zuletzt zum Chef der BER-Entwässerungsanlagen degradiert worden. Fraport kündigte an, den Bau kleinerer Gewerke am Terminal 3 an regionale Auftragnehmer zu vergeben. Man wolle das Projekt, wie beim Bau des Terminalbereichs A-Plus im Norden, gezielt in kleinere Einzelgewerke zerlegen, um möglichst viele Mittelständler aus der Region berücksichtigen zu können. Damals erfolgten von 495 Vergaben nach Deutschland mit einem Auftragswert von 450 Millionen Euro 375 nach Hessen und davon 245 direkt in die Region Rhein-Main.
Schon jetzt fertig sind weite Teile der Vorfeldflächen rund um das künftige Terminal. Rund 780 000 Quadratmeter Vorfeld wurden seit der zivilen Übernahme der früheren US Air Base neu gebaut und dabei vorsorglich bereits mit Leitungen, IT-Versorgung, Abwasserreinigungsanlage und Regenrückhaltebecken ausgestattet. Bisher parken hier Flugzeuge in ihren Einsatzpausen. Weitere 555 000 Qua-dratmeter Vorfeldfläche müssen allerdings noch gebaut werden. Wie in Hessen üblich, kochte die dort leidenschaftlich ausgelebte Hassliebe zum Flughafen – mit über 80 000 Beschäftigten die größte Arbeitsstätte Deutschlands – auch beim ersten Spatenstich hoch. Während Ministerpräsident Bouffier die Veranstaltung mit einem Besuch beehrte, blieb ausgerechnet Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister, der Grüne Tarek Al-Wazir, der Veranstaltung fern. Hatte er im letzten Wahlkampf doch ausdrücklich die Verhinderung des – seit 2014 rechtlich genehmigten – Baus von Terminal 3 gefordert. Immerhin erschien der Wirtschafts-Staatssekretär Mathias Samson (Grüne) zur Feier. Noch vor Jahresende beginnen der Aushub der Baugrube und bauvorbereitende Maßnahmen für die Baulogistik.
Daten und Fakten
Frankfurts Terminal 3
Grundfläche: 90 000 Quadratmeter
Geschossflächen: 306 000 Quadratmeter
Haupthalle:
Lichte Höhe innen: 20 Meter, Gesamthöhe: 33 Meter über dem Gelände
Laden- und Gastronomieflächen (gesamt): 9700 Quadratmeter
Bauzeit: 2015 bis 2022
Test- und Probebetrieb: ab Mitte 2020
Baukosten: 2,5 bis 3 Milliarden Euro
Inbetriebnahme: Sommerflugplan 2022
FLUG REVUE Ausgabe 12/2015