Die Geschichte der zivilen Luftfahrt ist geprägt von raschem Wandel. Technologische Sprünge, wirtschaftliche Krisen, politische Einschnitte und nicht zuletzt zwei Weltkriege stellten Fluggesellschaften immer wieder vor existenzielle Herausforderungen. Viele der frühen Pioniere verschwanden bereits nach wenigen Jahren vom Markt, andere gingen in staatlichen Strukturen auf oder wurden im Zuge von Fusionen und Umstrukturierungen aufgelöst.
Umso bemerkenswerter ist es, dass einige Airlines seit den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts im Flugbetrieb stehen. Ihre Gründungsjahre reichen bis in eine Zeit zurück, in der Linienflüge noch experimentellen Charakter hatten, Navigationshilfen rudimentär waren und Flugzeuge häufig aus Holz und Stoff bestanden. Die folgende Top-10-Liste ordnet die ältesten noch aktiven Fluggesellschaften der Welt nach ihrem historischen Gründungsjahr.

Iberia
Iberia wurde am 28. Juni 1927 als Iberia, Compañía Aérea de Transporte gegründet. Zu den frühen Investoren gehörten ein spanischer Financier sowie die Deutsche Luft Hansa. Ihr Erstflug fand am 14. Dezember 1927 auf der Strecke Barcelona–Madrid, mit einer von der Luft Hansa gecharterten Rohrbach Ro VIII statt und markierte den Beginn des kommerziellen Linienflugverkehrs in Spanien. In den ersten Jahren konzentrierte sich die Airline auf Verbindungen innerhalb des spanischen Festlands sowie auf Strecken zu den Kanarischen Inseln und nach Nordafrika. Ab den frühen 1940er-Jahren weitete Iberia ihr Netz schrittweise aus und nahm regelmäßige Verbindungen nach London, Lissabon, Paris und Rom auf. 1946 folgten Flüge über den Atlantik nach Buenos Aires und Montevideo. Mit der Aufnahme der Strecke Madrid–New York im Jahr 1954, geflogen mit der Lockheed Super Constellation, etablierte sich Iberia im interkontinentalen Verkehr.
Heute operiert die Airline von ihrem Drehkreuz Madrid-Barajas aus. Die Iberia-Gruppe beförderte, laut eigener Angabe, 2024 mehr als 30 Millionen Passagiere, den größten Anteil davon auf Iberia selbst. Ein zentraler Schwerpunkt des Streckennetzes liegt weiterhin auf den Verbindungen zwischen Europa und Lateinamerika.

Air Serbia
Die Geschichte von Air Serbia beginnt am 17. Juni 1927 mit der Gründung der Fluggesellschaft Aeroput in Belgrad. Aeroput entwickelte sich rasch zur nationalen Airline des damaligen Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen und nahm 1928 mit der Strecke Belgrad–Zagreb eine der frühen Linienverbindungen Südosteuropas auf. Der Flugbetrieb wurde 1941 infolge des Zweiten Weltkriegs eingestellt. 1947 wurde die Airline mit der Gründung von Jugoslovenski Aerotransport (JAT) fortgeführt. In den folgenden Jahrzehnten baute JAT ein weitreichendes Streckennetz auf und modernisierte seine Flotte schrittweise. 1963 hielt mit der Sud Aviation Caravelle das Jetzeitalter Einzug. 1969 folgten die Einführung der McDonnell Douglas DC-9 sowie der Boeing 707, ehe 1978 mit der McDonnell Douglas DC-10 der Einstieg in den Widebody-Betrieb erfolgte. Belgrad entwickelte sich dabei zum zentralen Drehkreuz der Airline.
Seit 2013 tritt das Unternehmen unter dem Namen Air Serbia auf. Von ihrer Basis am Flughafen Belgrad-Nikola Tesla aus bedient die Airline heute Linien-, Saison- und Charterverbindungen in Europa, Nordamerika, Asien und Afrika. Auf der Langstrecke kommen derzeit drei Airbus A330-200 zum Einsatz, ergänzt durch Schmalrumpf- und Regionalflugzeuge.

American Air Lines
American Airlines führt ihre Unternehmensgeschichte auf den 15. April 1926 zurück. An diesem Tag führte Charles A. Lindbergh als Chefpilot einer der Vorgängerfirmen einen Luftpostflug mit einer De Havilland DH-4 zwischen St. Louis und Chicago durch. Die Gesellschaft firmierte zunächst als American Airways, Inc. und vereinte in den frühen 1930er-Jahren zahlreiche regionale Anbieter unter einer gemeinsamen Dachstruktur. Am 25. Juni 1936 nahm American Air Lines den regulären Linienbetrieb unter eigenem Namen auf. Zum Einsatz kam dabei die Douglas DC-3 auf der Strecke Newark–Chicago. Ab 1959 setzte die Airline mit der Boeing 707 erstmals Strahlflugzeuge im Liniendienst ein. Der operative Schwerpunkt lag lange auf dem US-Inlandsverkehr. Ab den 1980er-Jahren wurde das Streckennetz schrittweise um transatlantische Verbindungen erweitert, unter anderem nach London.
Heute verfügt American Airlines über eine der größten Flotte weltweit von mehr als 1.000 Flugzeugen.

Lufthansa
Die Ursprünge der Lufthansa reichen bis zum 6. Januar 1926 zurück, als die Deutsche Luft Hansa in Berlin gegründet wurde. Der erste Linienflug erfolgte am 6. April 1926 mit einer sechssitzigen Fokker F.II von Berlin-Tempelhof über Halle, Erfurt und Stuttgart nach Zürich. Bereits in den folgenden Jahren baute die Gesellschaft ein dichtes Europanetz auf und weitete ihre Aktivitäten früh über den Kontinent hinaus aus, unter anderem mit interkontinentalen Verbindungen sowie Tochtergesellschaften in Brasilien und China. Rechtlich getrennt von der Vorkriegs-Luft Hansa entstand am 6. Januar 1953 zunächst die Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf (LUFTAG), die 1954 den Namen Deutsche Lufthansa AG übernahm. Der erste Linienflug der Nachkriegs-Lufthansa fand am 1. April 1955 statt und markierte den Neustart des Flugbetriebs unter dem Markennamen Lufthansa. Im März 1960 begann mit der Indienststellung der Boeing 707 das Jetzeitalter bei der Airline. Seit 1997 ist die Lufthansa vollständig privatisiert.
Derzeit laufen die Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr 2026: Dafür ließ Lufthansa unter anderem zwei ihrer historischen Flugzeuge, die Junkers Ju 52 und die Lockheed L-1649A Super Star, aufarbeiten und für Ausstellungszwecke herrichten.

Delta Air Lines
Delta Air Lines geht auf den 2. März 1925 zurück. An diesem Tag wurde in Macon im US-Bundesstaat Georgia die Firma Huff Daland Dusters gegründet, die als weltweit erstes Unternehmen landwirtschaftliche Flüge durchführte. Zunächst operierte die Gesellschaft ausschließlich innerhalb der USA. Am 3. Dezember 1928 erfolgte die Umfirmierung zu Delta Air Service, benannt nach dem Mississippi-Delta. Der erste Passagierflug startete am 17. Juni 1929 von Dallas nach Jackson mit Zwischenstopps in Shreveport und Monroe. Ab 1934 führte Delta zunächst Luftpostflüge durch, den Namen Delta Air Lines trägt das Unternehmen seit 1945. In den 1950er-Jahren begann die internationale Expansion, zunächst mit Strecken in die Karibik und nach Caracas. Mit der Douglas DC-8 leitete Delta 1959 als erste Airline den Jetbetrieb dieses Musters ein, 1965 folgte der Einsatz der Douglas DC-9. Interkontinentale Linienverbindungen nach Europa wurden ab 1981 aufgenommen, Transpazifikstrecken folgten 1987.
Heute hat Delta ihren Sitz und ihr Hauptdrehkreuz in Atlanta. Die Flotte umfasst derzeit 988 Flugzeuge.

Finnair
Finnair wurde am 1. November 1923 unter dem Namen Aero O/Y gegründet. Der erste kommerzielle Flug fand am 20. März 1924 statt, als eine Junkers F 13 Post von Helsinki nach Tallinn transportierte. Da es in Finnland zu dieser Zeit noch keine befestigten Flughäfen gab, wurden die Flüge mit Wasserflugzeugen durchgeführt, die im Winter auf Skiern und im Sommer auf Schwimmern operierten. Ausgangspunkt war der Hafen von Katajanokka im Zentrum Helsinkis. In den ersten Jahren setzte Aero die Junkers F 13 auch auf Strecken nach Stockholm ein und beförderte im ersten Betriebsjahr insgesamt 269 Passagiere. In den 1930er-Jahren erfolgte dann der vollständige Übergang zum Landflugbetrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der finnische Staat die Mehrheitsanteile, und mit der Einführung der Douglas DC-3 begann der Ausbau eines stabilen Liniennetzes. In den 1960er-Jahren trat Aero als erste kleinere Airline mit der Sud Aviation Caravelle in das Jetzeitalter ein. Der Name Finnair wurde 1968 offiziell eingeführt.
Heute ist Finnair international vor allem für ihr Langstreckennetz zwischen Europa und Asien bekannt.

Aeroflot
Aeroflot wurde am 17. März 1923 unter dem Namen Dobrolet gegründet und gilt als erste zivile Fluggesellschaft der späteren Sowjetunion. Zu den frühen Strecken zählten zunächst Verbindungen zwischen Moskau und Nischni Nowgorod, wenig später auch Moskau–Kasan. Bereits wenige Jahre nach der Gründung nahm Dobrolet internationale Flüge auf, darunter nach Berlin, Paris, Rom und Warschau. Im Zuge der staatlichen Neuorganisation der sowjetischen Zivilluftfahrt ging Dobrolet in der Marke Aeroflot auf, unter der der gesamte zivile Luftverkehr der UdSSR gebündelt wurde. Über Jahrzehnte entwickelte sich Aeroflot zu einer der weltweit größten Fluggesellschaften, zeitweise gemessen an Flotte und Streckennetz sogar zur größten Airline der Welt. Charakteristisch war dabei der extensive Einsatz heimischer Flugzeugmuster, darunter Typen von Tupolew, Iljuschin und Antonow.
Heute ist Aeroflot die größte Airlinegruppe Russlands. Historisch gingen aus ihrer Struktur zahlreiche nationale Fluggesellschaften hervor, darunter auch Tajik Air, die bis heute aktiv ist.

Qantas
Qantas wurde am 16. November 1920 in Winton im australischen Bundesstaat Queensland als Queensland and Northern Territory Aerial Services (QANTAS) gegründet. Der erste Linienflug folgte am 2. November 1922 mit einem Avro 504-Doppeldecker. In der Anfangszeit konzentrierte sich die Airline auf regionale Verbindungen im dünn besiedelten Westen Queenslands und übernahm dort auch den Transport von Post und Gütern. Bereits in den 1930er-Jahren begann Qantas mit internationalen Verbindungen, zunächst nach Südostasien. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Airline zum australischen Nationalcarrier. Der Einsatz der Lockheed Constellation ermöglichte ab 1947 Langstreckenflüge nach Europa, später folgten auch interkontinentale Routen nach Nordamerika. Mit der Boeing 707 begann 1959 das Jetzeitalter bei Qantas, 1971 leitete die Boeing 747 eine neue Phase im globalen Langstreckenverkehr ein.
Qantas erreichte im Jahr 2020 ihr 100-jähriges Bestehen und gehört damit zu den ältesten bis heute aktiven Fluggesellschaften. Heute verbindet die Airline Australien mit Zielen auf allen Kontinenten.

Avianca
Avianca führt ihre Geschichte auf den 5. Dezember 1919 zurück, als in Kolumbien die Sociedad Colombo Alemana de Transportes Aéreos (SCADTA) gegründet wurde. Das Unternehmen entstand mit maßgeblicher Beteiligung deutscher Geschäftsleute. Der Flugbetrieb begann am 5. Dezember 1920 mit einer Junkers F 13, die Post von Barranquilla nach Puerto Colombia transportierte. In den folgenden Jahren baute SCADTA ein Streckennetz entlang der Karibikküste und in benachbarte Länder auf. Unter dem Namen Avianca operiert die Airline seit dem 14. Juni 1940. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte der Ausbau interkontinentaler Verbindungen: Ab 1946 wurden internationale Strecken in die USA und nach Europa aufgenommen, zunächst mit Douglas DC-4, später mit Lockheed Super Constellation. Das Jetzeitalter begann 1961 mit geleasten Boeing 707, 1976 setzte Avianca als erste lateinamerikanische Airline die Boeing 747 ein.
Heute zählt Avianca zu den führenden Fluggesellschaften Lateinamerikas. Nach Angaben des Unternehmens beförderte die Airline 2024 rund 38 Millionen Passagiere und bediente mehr als 160 Strecken in 28 Ländern.

KLM
Die Koninklijke Luchtvaart Maatschappij (KLM) wurde am 7. Oktober 1919 auf Initiative ihres ersten Direktors Albert Plesman gegründet. Bereits vor Aufnahme des Flugbetriebs erhielt das Unternehmen von Königin Wilhelmina den Namenszusatz Koninklijk (zu Deutsch: königlich). Der erste Linienflug folgte am 17. Mai 1920, als eine gecharterte de Havilland DH-16 von London-Croydon nach Amsterdam-Schiphol flog. An Bord befanden sich neben dem Piloten zwei Journalisten, ein Schreiben des Londoner Bürgermeisters an seinen Amsterdamer Amtskollegen sowie Zeitungen. In den 1920er-Jahren begann KLM mit dem Aufbau eines internationalen Streckennetzes, zunächst innerhalb Europas. Ab 1930 folgte eine regelmäßige Linienverbindung nach Batavia (heute Jakarta), die vor dem Zweiten Weltkrieg als längster Linienflug der Welt galt. Technisch prägten früh Flugzeuge von Fokker die Flotte, später kamen mit der Douglas DC-2 und DC-3 moderne Ganzmetallmuster dazu. Nach dem Krieg nahm KLM 1946 als erste Airline vom europäischen Festland aus planmäßige Flüge nach New York auf. Das Jetzeitalter begann 1960 mit der Douglas DC-8, in den 1970er-Jahren folgte der Einsatz der Boeing 747.
Heute ist KLM Teil der Air-France-KLM-Gruppe. Nach Angaben des Unternehmens flog die Airline im Jahr 2024 insgesamt 156 Ziele an, davon 92 in Europa und 64 interkontinental. Amsterdam-Schiphol fungiert dabei als zentrales Drehkreuz des Netzwerks.





