Airline-Taxi zur Area 51 – Boeing 737 Janet im USAF-Geheimeinsatz

Top-Secret-Flüge zu Geheimbasen
Airline-Taxi zur Area 51 – Boeing 737 Janet der USAF

Veröffentlicht am 23.05.2024

In unschuldigem Weiß präsentiert sich die weltweit größte Flotte der 737-600 am Flughafen von Las Vegas. Boeing hatte nur 69 Exemplare der kleinsten Version des Bestsellers verkaufen können. Heute fliegen davon nur noch 13 Stück bei drei Betreibern – davon eben sechs in der Spielermetropole. So glitzernd und hell der Startpunkt ist, so dunkel und verborgen sind die Ziele der Airliner in der entlegenen Wüste Nevadas. Sie führen nämlich im Auftrag der US Air Force einen Pendelflugverkehr durch. Bis zu zehnmal am Tag bringen die Jets Personal an so geheime Orte wie Groom Lake – die berühmte Area 51 – oder Tonopah, die Heimat der eigentlich außer Dienst gestellten, aber nach wie vor aktiven F-117A.

Groom Lake Flugplatz Satellitenaufnahme
NASA

Spezielle Firma für spezielle Aufträge

Schon früh entstand die Notwendigkeit, die entlegenen Flugplätze mit der Außenwelt zu verbinden. Da lag die Einrichtung eines regelmäßigen Flugdiensts nahe. Hier kam schon früh die Firma Firma EG&G (benannt nach ihren Gründern Harold Edgerton, Kenneth Germeshausen und Herbert Grier) ins Spiel. Sie war 1947 entstanden und arbeitete an heiklen Regierungsprojekten, einschließlich Nukleartests in Nevada. Nach dem Einsatz verschiedener Propellermuster bis hin zu zwei Douglas DC-6B hielt 1980 mit der Boeing 737-200 das Jetzeitalter Einzug.

Boeing 737 Janet mit Passagieren durch den Zaun
Patrick Hoeveler

Codename Janet

Aufgrund ihres gleichnamigen Callsigns bekamen sie den Spitznamen "Janet". Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Person, sondern um eine Abkürzung: Joint Air Network for Employee Transportation. Im Endeffekt fliegen die Maschinen das Personal morgens zur Arbeit und abends wieder zurück. Langschläfer dürften mit dem Flugplan Probleme bekommen: Die erste Boeing in Richtung Groom Lake startet um 3.40 Uhr morgens.

Ein Terminal, das es nicht gibt

EG&G Flight Operations erhielt sogar ein eigenes Terminal am McCarran International Airport, wie der Flughafen von Las Vegas bis 2022 hieß. Das Gebäude ist streng abgeschirmt und tauchte lange Zeit nicht auf Karten auf. Dies führte auch zum Scherz, dass die Abkürzung Janet für "Just Another Non-Existent Terminal" stehe. Ab Anfang der 90er Jahre kam dann eine Transportvariante des Navigationstrainers T-43 auf Basis der 737-200 zum Einsatz. Fünf solche CT-43A plus eine ehemals zivile 737-275 flogen bis 2009. Sie gehörten der USAF, die sie an EG&G verlieh. Das letzte Exemplar landete am 10. August 2009 in Davis-Monthan zur Einlagerung bei der 309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group (AMARG). Mittlerweile haben sie ihr Schicksal beim Verwerter gefunden.

Boeing 737 Janet vor Las-Vegas-Skyline
Tomás Del Coro (via Wikimedia CC-BY-SA-2.0)

Neue Jets aus China

Als Nachfolger kommen sechs 737-66N zum Einsatz, die von November 2008 bis Juni 2009 zur Flotte stießen. Interessanterweise stammen sie aus China, heute der große Rivale der USA. Sie waren zuvor im Liniendienst bei Air China geflogen. Gewechselt hat zwischenzeitlich auch der Betreiber: Im Jahr 2002 erfolgte die Übernahme von EG&G durch die URS Corporation (United Research Services), die wiederum 2014 von AECOM geschluckt wurde. Diese trennte sich wiederum 2020 von allen Bereichen außerhalb des Bausektors. Damit fallen die Janets sowie der Unterhalt des Nevada Test and Training Ranges in den Bereich der neu gegründeten Firma Amentum Services.

Neue Firma gesucht

Allerdings sucht das Pentagon einen neuen Betreiber für die Geheim-Taxis. Im November 2023 veröffentlichte die USAF eine Ausschreibung für den Betrieb der sechs Boeings plus die ebenfalls zur Flotte gehörenden fünf Beechcraft King Air 200 und 1900. Gefordert wird der tägliche Betrieb (sieben Tage die Woche) von Las Vegas zu vier Orten im Radius von knapp 480 Kilometern – und natürlich eine Geheimhaltungsfreigabe.

Boeing 737 Janet Flugweg nach Groom Lake
Screenshot flightradar24

Geheim, aber ...

Trotz aller Geheimhaltung lassen sich zumindest die Flüge nach Tonopah auf den entsprechenden Flight-Tracker-Seiten verfolgen. In Richtung Groom Lake verschwinden die Jets allerdings nördlich von Sugar Bunker vom Radar. Schließlich hat die US Air Force die Existenz der Einrichtung erst vor knapp zehn Jahren öffentlich zugegeben ...