Von Schnee oder Eis bedeckte Landebahnen, schlechte Sichtbedingungen, ungünstige Windverhältnisse: Gerade im winterlichen Russland sollten diese Herausforderungen den Airliner-Besatzungen selbstverständlich bewusst sein. Und doch sieht sich die staatliche russische Luftfahrtbehörde Rosawiatsia genötigt, mit Sicherheits-Bulletins auf die Wintersituation hinzuweisen. Nicht ohne Grund, denn in dieser Saison sind schon sieben Verkehrsflugzeuge von der Piste geschlittert, allein drei in einem Monat.

Aufgrund eines Fehlers der Besatzung machte diese Boeing 737 von NordStar Airlines einen unfreiwilligen Ausflug.
Falsche Bremsmanöver
Die Behörde mahnt auch den richtigen Umgang mit Brems- und Schubumkehrsystemen an. Genau hier hatte die Crew einer Boeing 737-86N von NordStar Airlines nach der Landung im nordsibirischen Norilsk am 9. Januar Fehler gemacht. Die Maschine mit der Kennung RA-73253 kam aus Krasnojarsk und hatte 177 Personen an Bord. Bei einer Geschwindigkeit von 148 km/h schaltete der Pilot die Schubumkehr ab und betätigte die Fahrwerksbremsen. Allerdings hielt er die Verzögerungswirkung für nicht ausreichend und schaltete die Schubumkehr wieder ein. Daraufhin machte das Flugzeug einen unkontrollierten Bogen und kam neben der Piste im Schnee zum Stehen. Dabei kam es weder zu Personenschäden noch Defekten am Airliner.

Die Crew dieser Antonow An-24 landete aus Versehen auf einem zugefrorenem Fluss.
Falsche Entscheidungen
Ein weiter Punkt, den Rosawiatsia betont, ist das Durchstarten bei ungünstigen Bedingungen. Einen solchen Go-Around hätten besser auch die Personen am Steuer einer Jakowlew Jak-42D gemacht. Bei schlechter Sicht versuchte der Kapitän der von Cosmos Airlines betriebenen Maschine mit der Kennung RA-42458 am 12. Januar eine Landung in Archangelsk, obwohl kurz vor dem Aufsetzen die Runway-Befeuerung aufgrund von Bodennebel nicht mehr zu sehen war. Auch dieser Jet endete im Schnee neben der Piste, glücklicherweise wieder ohne dramatische Konsequenzen.
Frachter rollt über das Bahnende
Nur drei Tage später schaffte es der Pilot der Tupolew Tu-204C RA-64051 von Aviastar nach der Landung in Mirny im Nordosten des Landes nicht, seine Maschine bei Rückenwind rechtzeitig zum Stehen zu bekommen. Der Frachter rollte rund 40 Meter über die Bahn hinaus. Bereits im vergangenen Oktober hatte es eine Antonow An-24 von Utair in Utrenny und eine Boeing 737-800 von Smartavia in Perm erwischt. Der Jet hatte dabei unliebsamen Kontakt mit der Startbahnbefeuerung. Auf ganz falschen Pfaden wandelte dagegen die Crew der Antonow An-24 von Polar Airlines, die am 28. Dezember 2023 statt auf dem Flugfeld von Zyryanka auf einem nahegelegenen, zugefrorenen Fluss gelandet war.
Erster Superjet im Schnee
Am 5. Februar hat es nun auch den ersten Suchoi Superjet erwischt. Die aus Moskau-Scheremetjewo kommende Maschine der Rossiya Airlines landete bei winterlichen Bedingungen auf dem Flughafen von Saransk, rund 640 Kilometer südöstlich von Moskau gelegen. Beim Ausrolllen kam sie nach rechts von der Piste ab und landete im Schnee. Die 93 Personen an Bord kamen mit dem Schrecken davon.
Vom Winde verweht
Eine unliebsame Erfahrung machte auch ein Pilot einer Antonow An-2 der Mobil Avia bei der Landung auf einem Flugfeld in Sibirien am 2. Februar. Eine heftige Windböe ließ den mit Skiern ausgestatteten Doppeldecker eine Pirouette drehen, bei der er sogar die auf einem Stativ befestigte Sicherheitslampe umwarf