airberlin: Interessenten blicken in die Bücher

Übernahmepoker um insolvente Airline
airberlin: Interessenten blicken in die Bücher

Zuletzt aktualisiert am 30.08.2017

Ryanair-Chef Michael O'Leary warf am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Berlin erneut Lufthansa ein "abgekartetes Spiel" zur Übernahme von airberlin vor. Der Insolvenztermin mitten in der Hauptsaison sei äußerst ungewöhnlich und wirke für ihn wie vor allem auf die Bundestagswahl ausgerichtet. So sei es Lufthansa möglich, starken Druck auf die Politik auszuüben, um airberlin bequem ohne deren Altschulden übernehmen zu können.

Lufthansa habe airberlin bereits 40 Flugzeuge "abgekauft" (O'Leary) und anschließend zurückverleast, so der LH-Konkurrent. Lufthansa hätte einfach die Leasingraten senken können, wenn sie airberlin retten wollte, so der bekanntermaßen direkt auftretende Ire. Die Nummer 1 wolle die Nummer 2 kaufen, was Lufthansa am deutschen Markt 95 Prozent Marktanteil verschaffe und "auf Jahrzehnte" für überhöhte Preise sorgen werde. Umgekehrt würde es die EU einer Ryanair niemals gestatten, etwa in Irland Aer Lingus zu übernehmen. Auch bei Alitalia finde ein offeneres und faireres Übernahmeverfahren statt als bei airberlin.

O'Leary kritisierte auch Berlins Regierenden Bürgermeister Müller. Müller sei "fehlinformiert" (O'Leary), wenn er Ryanair Arbeitnehmerfeindlichkeit vorwerfe. Ryanair habe 16120 Mitarbeiter, die weniger streikten als bei Lufthansa gestreikt werde. Ryanair trete für eine Offenhaltung des Flughafens Tegel ein, die Lufthansa verhindern wolle, um möglichst alle Reisenden aus Berlin über ihre eigenen Drehkreuze Frankfurt und München zu transportieren.

Am Mittwoch nahm Luftfahrtunternehmer Hans Rudolf Wöhrl Einsicht in die Unterlagen der Airline. Wöhrl will mit Partnern airberlin möglichst komplett übernehmen. Dagegen hat Niki Lauda Interesse an NIKI angemeldet, die er einst gegründet und dann an airberlin verkauft hatte. Bis Mitte September können Kaufinteressenten noch Angebote einreichen. Als Favorit gilt Lufthansa, die ihre Tochter Eurowings möglichst schnell ausbauen will. Auch easyJet, Condor und Norwegian hatten Interesse signalisiert.

Unterdessen hat airberlin am Mittwoch Teile ihrer Flüge aus dem mittelfristig buchbaren Angebot genommen. Betroffen sind insbesondere Langstreckenflüge ab Tegel. Dagegen sollen die Langstrecken ab Düsseldorf offenbar fortgeführt werden.