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Andreas Gundel - Vorstand bavAIRia e.V. im Interview

VIP-Interview
Andreas Gundel, Vorstand bavAIRia e.V.

Nach der Ausbildung zum Offizier studierte Andreas Gundel an der Universität der Bundeswehr in München Elektrotechnik. Er übernahm anschließend verschiedene Führungspositionen in der Wirtschaft, ist seit 2010 Geschäftsführer zweier Unternehmen der CADCON-Gruppe und seit 2011 auch ehrenamtlicher Vorstand des Aerospace-Clusters bavAIRia e.V.

Andreas Gundel, Vorstand bavAIRia e.V.

Bitte stellen Sie unseren Lesern doch einmal den Cluster bavAIRia vor. Was waren die Gründungsziele?

Die Idee zur Gründung eines Verbundes der Luft- und Raumfahrtunternehmen ging vom bayerischen Wirtschaftsministerium aus. Sinn und Zweck ist die Stärkung des Standortes, indem wir Unternehmen zusammenbringen, Innovationen und Forschung fördern und damit natürlich die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Inzwischen besteht unser Netzwerk von Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus mehr als 200 Mitgliedern und ist von den unterschiedlichsten Aktivitäten geprägt. So bemühen wir uns unter anderem um Aus- und Weiterbildung, Standortmarketing, Systemerhalt und Forschungsexzellenz mit strategischer Relevanz für die Mitglieder.

Wir haben in Deutschland den BDLI als Dachverband und bereits einige regionale Cluster. Ist das auf Dauer nicht zu viel Organisation?

Unsere Highlights

Der BDLI steht natürlich ganz oben und vertritt die Unternehmen gegenüber der Politik, denn Luft- und Raumfahrt sind extrem von politischen Entscheidungen geprägt. Die regionalen Verbände indessen erfassen auch viele Unternehmen, die keine BDLI-Mitglieder sind, und deshalb sind solche Netzwerke schon sinnvoll. Dennoch gibt es irgendwo auch Grenzen, denn wenn erst jede Stadt ein eigenes Netzwerk hat, dann gibt es keine Knoten mehr. Hamburg und München sind dabei die einzigen Ausnahmen.

Gibt es Kontakte zu anderen Verbänden, und wie sehen diese konkret aus?

Solche Kontakte gibt es, und sie sind auch notwendig. Zwar gibt es beim BDLI ein Regionalforum, aber nur einige Regionalverbände sind auch Mitglieder im Bundesverband. Manche Probleme kann man einfach nicht mehr regional lösen, wenn wir nur an Lieferketten im internationalen Maßstab denken. Hier tun wir uns zusammen, um den notwendigen Strukturwandel voranzutreiben. Dabei geht es auch darum, die Stärken der einzelnen auszuspielen. Immerhin kostet das alles auch Geld und Zeit.

Ist das Verhältnis der Mitglieder untereinander nicht manchmal auch schwierig? Immerhin sind ja einige auch Wettbewerber.

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Natürlich gibt es bei Wettbewerbern auch Grenzen, was für den Vorstand bedeutet, die Neutralität in der Themenfindung zu wahren. Dennoch plädieren wir stets für Offenheit und Kooperation, denn erfahrungsgemäß spielt sich der Wettbewerb eher auf internationaler Ebene ab. Wenn jeder seine Tür ein Stück weit öffnet, dann merkt er schnell, dass er nicht nur etwas abgibt, sondern auch etwas bekommt.

Könnte das beispielsweise auch dazu führen, dass größere Unternehmen die Ausbildung von Fachkräften für kleinere übernehmen?

Das wäre sicherlich möglich, doch es liegt in der eigenen Entscheidungsgewalt jedes Mitglieds, was es konkret unternimmt. Wir greifen nur die Ideen auf, reagieren auf Anfragen und vermitteln Kontakte. Manch einer braucht auch Unterstützung auf überregionalem oder internationalem Parkett. Dort liegen unsere Stärken, ebenso in der Organisation von Messeauftritten, wie auf der Aircraft Interiors Expo oder der Paris Air Show, wo es ein Gemeinschaftsstand auch kleineren Mitgliedern erlaubt, sich zu präsentieren.

Wie sehen Sie die Zukunft von bavAIRia?

Der Verein ist ein lebendiger Organismus, der keineswegs irgendwann zum Selbstzweck wird. Wir erleben in Deutschland eine schwierige, aber auch herausfordernde Phase, denn von der Politik hängt es ab, wo es mit der Luft- und Raumfahrt hingeht. Das trifft auch für Bayern zu. Wir haben viele tolle Unternehmen, machen aber manchmal noch zu wenig aus ihrem Potenzial. So müssen wir uns vom traditionellen Mittelstandsbegriff verabschieden, zwar Traditionen bewahren, aber auch international agieren. Wir haben also noch viel zu tun.

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