Während früher immer neue Flugzeuge und Hubschrauber entwickelt wurden, geht es heute vorwiegend um die weitere Verbesserung bestehender Konstruktionen, insbesondere hinsichtlich Avionik, Bewaffnung und Fertigungsverfahren. Dies gilt auch für den Apache, der am 30. September 1975 – damals noch als Hughes Model 77 – zu seinem Jungfernflug startete. Seit der Indienststellung bei der US Army hat er mehr als fünf Millionen Flugstunden absolviert. 19 Länder haben inzwischen den dominierenden Kampfhubschrauber der Welt gekauft, in Australien zum Beispiel als Nachfolger viel später entwickelter Modelle. Zumindest die US Army plant, den Apache noch bis in die 2060er Jahre zu nutzen, zumal im Februar 2024 das FARA-Programm (Future Attack Reconnaissance Aircraft) gestrichen wurde (das aber nicht direkt als Apache-Ersatz geplant war). Damals hieß es, man habe die Entscheidung nach einer "nüchternen Bewertung des modernen Schlachtfelds" getroffen. Insbesondere der umfassende Einsatz kostengünstiger unbemannter Flugsysteme im russisch-ukrainischen Krieg dürfte einen Einfluss gehabt haben.

Boeing untersucht auch den Einbau von großen Bildschirmen.
Anpassung an neue Bedrohungen
Für den Apache heißt dies, dass er sich an das veränderte Umfeld anpassen muss, um "den besten Kampfhubschrauber der Welt noch dominanter auf den Schlachtfeldern von heute und morgen" zu machen, wie sich Boeing ausdrückt. Es geht darum, die neuesten Funktionen wie Launched Effects (unbemannte Systeme) zu integrieren und die Zusammenarbeit zwischen bemannten und unbemannten Systemen zu verbessern. Gleichzeitig verfolgt Boeing einen offenen Systemansatz (MOSA = Modular Open Systems Approach), der den Weg für weitere Modernisierungen ebnet. Im Cockpit soll die Arbeitsbelastung der Apache-Besatzungen verringert werden, damit sie die neuen Möglichkeiten auch nutzen können. Das Design von Boeing für die Advanced Crew Station des Apache bietet zahlreiche Upgrades, darunter großflächige Touchscreen-Farbdisplays und Advanced Flight Controls. Was die Launched Effects betrifft, so verbessern sie die Sensorfähigkeiten und die Durchschlagskraft des Hubschraubers in komplexen Umgebungen. "Wir sind auf dem besten Weg, im Herbst dieses Jahres in unserem Avionik-Integrationslabor eine virtuelle Demonstration von Launched Effects mit Apache-Hardware durchzuführen", sagte Christina Upah, Vizepräsidentin für Kampfhubschrauberprogramme bei Boeing. Im nächsten Jahr sollen dann diese Fähigkeit mit einem echten Hubschrauber demonstriert werden.

Katar gehört zu den Nutzern in Nahost.
Apache E-Modell V.6.5
Seit Oktober 2023 in der Flugerprobung ist die neueste Version 6.5 des Apache E-Modells. Diese soll es ermöglichen, die gesamte Flotte auf die gleiche Software umzustellen, wodurch Schulungen und Wartungsarbeiten optimiert werden. V6.5 umfasst Software-Updates, die die Fähigkeiten verbessern und die Piloten-Schnittstelle optimieren. Zu diesen Verbesserungen gehören eine optimierte Routen- und Angriffsplanung, verbesserte Link-16-Funktionen und die Integration einer offenen Systemschnittstelle. "Wir haben zukünftiges Wachstum in der Version 6.5 berücksichtigt, um Fähigkeiten integrieren zu können, von denen wir derzeit vielleicht noch gar nichts wissen", sagte Terry Jamison, Director of Business Development for Attack Helicopter Programs bei Boeing. Die Flugtests für die Version 6.5 finden derzeit gemeinsam mit der US Army in Mesa (Arizona) statt und stehen kurz vor dem Abschluss, so Boeing. All diese Arbeiten machen den Apache zu einem interessanten Angebot auch für neue Kunden. So hat zum Beispiel Polen angesichts des anhaltenden Kriegs in der Ukraine und der sich wandelnden geopolitischen Lage im August 2024 einen Auftrag für nicht weniger als 96 AH-64E Apache im Wert von rund zehn Milliarden Dollar unterzeichnet. Durch seine Aufrüstung will Polen Aggressoren abschrecken und zur regionalen Stabilität beitragen, heißt es. Zur teilweisen Finanzierung des Kruk-Programms hat sich das Land auch einen Kredit (Foreign Military Financing) der USA in Höhe von 3,08 Milliarden Dollar (2,66 Mrd. Euro) gesichert. Die Höhe der direkten US-Kredite an Polen erhöhte sich damit auf sieben Milliarden Dollar (6 Mrd. Euro).

Polen hat AH-64D geleast, um das Pilotentraining schon vor Lieferung der AH-64E zu starten.
Training in Polen
Das Training von polnischen Piloten auf dem Apache begann im Juli mit den drei AH-64D-Hubschraubern, die Mitte Juni in Polen eingetroffen waren. Diese Luftfahrzeuge sind Teil eines umfassenden Leasingvertrags, der im Februar 2025 unterzeichnet wurde und einen Wert von 300 Millionen US-Dollar hat. Der Vertrag umfasst insgesamt acht Hubschrauber zur Unterstützung der Ausbildung von Piloten und Wartungspersonal. Die Ausbildungsinitiative dient als Vorbereitung auf die Lieferung der AH-64E, die 2028 beginnen soll. Unterdessen hat das britische Heer am 6. März, im Rahmen einer Zeremonie in Mesa, den 50. und letzten überholten AH-64E erhalten. Die AH-64D-Modelle der britischen Armee wurden auf die fortschrittliche E-Modell-Konfiguration umgerüstet, was die Integration neuer Rümpfe und modernster Technologien unter Verwendung bestehender Teile umfasste. Ausgestattet mit einem optimierten Feuerleitradar, kann der Apache unter anderem Boden- und auch Luftziele mit verbesserter Effektivität in maritimen Umgebungen identifizieren und klassifizieren.

Im März hat die Fertigung für Australien in Mesa begonnen.
Apache-Programme in Australien und Indien
In Mesa hat derweil im März auch die Endmontage der ersten AH-64E für die australische Armee begonnen. Die AT001 sollte Mitte des Jahres in die Flugtests gehen. Die australische Apache-Flotte wird mit einer Reihe von Teilen gebaut, die von australischen Unternehmen hergestellt werden, darunter Kabelbäume und Schalttafeln von Cablex, Avionik-Regale und andere Baugruppen von Axiom Precision Manufacturing, Spanten von Ferra sowie Verbundwerkstoffe und Verkleidungen von Mincham. Die ersten vier australischen Apaches sollen Ende 2025 beim 1st Aviation Regiment auf der RAAF-Basis Townsville eingeführt werden. Für ihre Wartung hat Boeing eine groß angelegte Rekrutierungskampagne gestartet. Es geht um 36 Stellen für Auszubildende und Praktikanten. Bewerber benötigen keine Vorkenntnisse in der Luftfahrt oder im Verteidigungsbereich, da erfolgreiche Kandidaten ab Januar 2026 vor Ort von dem Luftfahrtausbildungsanbieter Aviation Australia geschult werden. In Townsville sind auch die australischen CH-47F Chinook stationiert.
In Indien hat das Heer im Juli seine ersten drei AH-64E-Hubschrauber erhalten. Sechs Maschinen waren 2017 bestellt worden. Sie sind für die Basis Jodhpur bestimmt, um die Sicherheit in der Region zu stärken. Ihre Lieferung hatte sich um 15 Monate verzögert, wurde jedoch nach einem Telefonat zwischen dem indischen Verteidigungsminister Rajnath Singh und seinem US-Amtskollegen Pete Hegseth beschleunigt. Die indische Luftwaffe verfügt seit 2019 über 22 Apache-Kampfhubschrauber. Die Flotte ist auf zwei Staffeln aufgeteilt und unterstützt die Operationen im Norden und Westen des Landes.

Marokko führt die AH-64E seit diesem Jahr ein. Die ersten wurden im Januar geliefert.
Neuer Kunde Marokko
In Afrika hat Marokko am 3. März 2025 im Rahmen einer Feier offiziell seine ersten sechs AH-64E in Dienst gestellt. Die ersten drei Hubschrauber wurden im Januar offenbar von Midland-Odessa in Texas aus eingeflogen. Sie sind Teil eines Foreign-Military-Sales-Vertrags über 24 AH-64E, mit der Option auf den Kauf von weiteren zwölf Hubschraubern. Der im November 2019 genehmigte Vertrag mit einem geschätzten Wert von 4,25 Milliarden US-Dollar umfasst ein großes Paket an Waffen (rund 1000 Hellfire, 600 lasergesteuerte APKWS-Raketen, 50 Stinger-Luft-Luft-Lenkwaffen und über 5000 Hydra 70 (ungelenkte Raketen), Unterstützungssystemen und Pilotenausbildung.

Die US Army betreibt rund 750 Apache-Hubschrauber.
Technische Daten
Boeing AH-64E
Hersteller: Boeing, Mesa, Arizona, USA
Besatzung: 2 (Bordschütze vorn, Pilot hinten)
Antrieb: 2 x General Electric T700-GE-701D
Notleistung max. (2,5 min): 2 x 14 90 kW (2000 shp)
Höchstleistung (10 min): 1485 kW (1994 shp)
Dauerleistung: 2 x 1280 kW (1715 shp)
Rumpflänge: 15,47 m
Länge über drehende Rotoren: 17,76 m
Höhe über Radar: 3,84 m
Spannweite: 5,79 m
Hauptrotordurchmesser: 14,63 m
Heckrotordurchmesser: 2,79 m
Hauptrotorkreisfläche: 168,1 m²
Heckrotorkreisfläche: 6,13 m²
Leermasse: ca. 5350 kg
Kraftstoff im Rumpf: 1421 l
Zusatztanks: 4 x 870 l
Missionsmasse: 7840 kg
max. Startmasse: 10 433 kg
max. Geschwindigkeit: 304 km/h
max. Steigrate: 14,2 m/s
Dienstgipfelhöhe: 6100 m
Einsatzreichweite: 480 km
Einsatzflugdauer: 2,6 h
Bewaffnung (US Army): 16 x Hellfire, 76 x ungelenkte Raketen, 30-mm-Kanone (1200 Schuss)