Für Russlands Marine ist es eine gute Nachricht: Ihr einziger Flugzeugträger, die "Admiral Kusnezow" liegt nicht länger auf dem Trockenen. Am Morgen des 22. Februar zogen Schlepper das 304 Meter lange Schiff aus seinem Dock beim Schiffsreparaturwerk Nr. 35 in Murmansk, wo es seit Mitte 2022 für Reparaturen unterhalb der Wasserlinie residierte. Diese Arbeiten scheinen nun vollzogen. "Das Kriegsschiff hat das Dock erfolgreich verlassen", kommentierte das Werk gegenüber der Presse. Fertig zum Einsatz aber ist die "Kusnezow" deswegen noch nicht. Frühestens Anfang 2024 rechnet die Marine mit der Rückkehr des Trägers in den Dienst.
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Wurzeln in der Ukraine
Ob das tatsächlich klappt, wird sich zeigen, denn die Geschichte der "Admiral Kusnezow" ist, besonders in den letzten Jahren, eine Saga à la "Pleiten, Pech und Pannen." Dem einzigen russischen Flugzeugträger klebt sprichwörtlich das Pech am Kiel, und das nicht erst seit gestern. Gebaut wurde die "Kusnezow" als Typschiff ihrer Klasse in den 80er-Jahren in der Ukraine – in Mykolajiw am Schwarzen Meer. Dort lief sie 1985 vom Stapel. Die Nordflotte der russischen Marine übernahm die "Kusnezow" im Dezember 1991 und überführte sie eilig vom Schwarzen Meer in die Region Murmansk, da auch die Regierung der frisch in die Unabhängigkeit entlassenen Ukraine ihren Anspruch auf das Schiff erklärt hatte.
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Der Pannen-Träger
Womöglich sorgte dieses Unterfangen für ein schlechtes Karma. So unternahm der Träger 1995 zwar seine erste, dreimonatige Einsatzfahrt. Doch die wenigen Einsätze, die darauf folgten, waren selten frei von Zwischenfällen. Wegen ihrer Defekt-Anfälligkeit stellte die Marine der "Kusnezow" unterwegs gar einen Hochseeschlepper zur Seite. 1997 zwangen Schäden am Antrieb die "Kusnezow" zu einem längeren Werftaufenthalt. Danach blieb sie die meiste Zeit im Hafen. Im Jahr 2000 nahm sie der Bergung des gesunkenen U-Boots Kursk teil, 2005 stürzte eine Suchoi Su-33 bei einem Übungsmanöver vom Deck der "Kusnezow" in den Atlantik. Anfang 2009 verlor die "Kusnezow" unterwegs vor der irischen Küste rund 500 Tonnen Öl. Wenige Monate später kostete ein Brand an Bord einen Seemann das Leben.
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Fast wie ein Fluch
Seinen ersten – und bislang einzigen – Kampfeinsatz unternahm der Träger 2016 in Syrien, bestückt mit insgesamt zwölf Su-33 und MiG-29KR. 2018 verschwand er zunächst im riesigen PD-50-Schmimmdock in der Kola-Bucht, wo die erste Phase einer umfangreichen, seit vielen Jahren anstehenden Modernisierung und Reparatur auf ihn wartete. Das Upgrade sollte dem Schiff weitere 20 bis 25 Dienstjahre sichern und bis Anfang 2021 abgeschlossen sein. Doch Ende Oktober 2018 begann das größte Schwimmdock Russlands beim Ausdocken der "Kusnezow" wegen eines Stromausfalls plötzlich zu sinken. Dabei kippte ein 70 Tonnen schwerer Kran des Docks auf den Flugzeugträger und durchlöcherte das Deck, ein Arbeiter starb. Zwar gelang es im Anschluss, das schwer beschädigte Schiff wie geplant zur nahegelegenen Werft Nr. 35 zu schleppen, jedoch musste dort erst ein geeignetes Trockendock geschaffen werden, das groß genug war, um die "Kusnezow" aufzunehmen. Drei Jahre lang verblieb der Träger deshalb in Murmansk an einem Liegeplatz im Hafen der Werft.

Zwei weitere Brände
Die Arbeiten im Inneren des Schiffs gingen derweil weiter – und mit ihnen auch die Zwischenfälle: Bei Schweißarbeiten im Maschinenraum fing die "Kusnezow" im Dezember 2019 abermals Feuer – mindestens zwei Mechaniker kamen in den Flammen um, rund ein Dutzend weitere wurden verletzt. Wieder trug der Träger schwere Schäden davon, die aufwändig behoben werden mussten. Ein weiterer Brand ereignete sich im vergangenen Dezember, als gerade die Vorbereitungsarbeiten zum Ausdocken des Schiffes anliefen. Dieses Mal konnte das Feuer allerdings rasch gelöscht werden. Nennenswerter Schaden entstand nicht, weshalb die "Kusnezow" nun – rund einen Monat später als geplant – erfolgreich ausgedockt werden konnte.
Ob die schier unglaubliche Pechsträhne von Russlands einzigem Flugzeugträger damit zu Ende ist?