Auf dem Papier war die Sache damals klar: Als es darum ging, einen Nachfolger für die alternden S-70 Black Hawk der Army zu suchen, machte die MRH90 Taipan von NHIndustries eine überzeugende Figur. Die speziell auf die australischen Bedürfnisse zugeschnittene NH90-Version war schneller, stärker und auch sonst in fast allen Belangen besser als die modernste Black Hawk-Variante UH-60M, die damals für Sikorsky ins Rennen ging. Zudem ergab sich für Australiens Luft- und Raumfahrtindustrie die Chance auf lukrative Teilhabe – eine Chance, die es beim Konkurrenzmodell aus den USA wohl in diesem Ausmaß nicht gegeben hätte. 42 MRH90 wurden in den Folgejahren in "Down Under" endmontiert.
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Große Erwartungen – großer Frust
Doch was nutzt der beste Helikopter, wenn er nicht fliegt? Vor diesem Problem standen die Australier, seit sie 2007 die erste von insgesamt 46 MRH90 – 40 für die Army, sechs für die Navy – in Dienst stellten. Denn in der Praxis konnte die MRH90 die in sie gesetzten Erwartungen nie erfüllen. Im Gegenteil: Das Programm war von Beginn an mit Problemen behaftet. Die Hubschrauber erwiesen sich als unzuverlässig, verursachten hohe Wartungs- und Betriebskosten. Geplante Umrüstungen und Verbesserungen, etwa zur Nutzung der MRH90 für Spezialeinheiten, verzögerten sich mannigfach. Die Beschaffung der nach der australischen Giftschlange Taipan benannten NH90-Variante entwickelte sich für Australien immer mehr zum teuren Horrortrip. Auch die kostenlose Lieferung einer zusätzlichen MRH90 durch NHIndustries konnte die Wogen nicht mehr glätten.
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Und am Ende gewinnt Sikorsky doch
Nun findet das Trauerspiel um die Taipans offenbar ihr unrühmliches Ende. Denn wie der australische Verteidigungsminister Peter Dutton bekanntgab, stellte seine Regierung eine formale Anfrage an das Pentagon in Washington D.C – über den Kauf von 40 MH-60 Black Hawk. Damit sollen die MRH90 der Australian Army ersetzt werden, und zwar möglichst zeitnah. Als Begründung für den Schritt schrieb Dutton bei Twitter, die MRH90 habe "weder die vertraglich vereinbarten Verfügbarkeitsanforderungen noch die erwarteten Betriebskosten vor ihrer geplanten Außerdienststellung im Jahr 2037 erfüllt." Die Leistungen und der Klarstand der Taipan-Flotte seien "ein fortwährendes und gut dokumentiertes Problem", das auch durch erhebliche Anstrengungen nicht habe behoben werden können. Demgebenüber sei die UH-60M sehr viel günstiger und zuverlässiger.

Tiger weg, Taipan weg
In Europa nahm man die Entscheidung der australischen Regierung zähneknirschend zur Kenntnis. Man sei "über diese Ankündigung enttäuscht", zitiert das Portal "Soldat & Technik" den NHIndustries-Mehrheitseigner Airbus. Dennoch werde man bis zum endgültigen Aus "die MRH90-Flotte, die in Australien im Einsatz ist, weiterhin umfassend unterstützen und unsere starke Präsenz in diesem Land weiter ausbauen." Ob dieses Unterfangen Erfolg haben kann, ist fraglich. Die Ausbootung der MRH90 ist immerhin schon die zweite schmerzliche Niederlage, die Airbus Helicopters in "Down Under" einstecken muss: Anfang des Jahres entschied die australische Regerung, die 22 Tiger-Kampfhubschrauber ab 2025 durch AH-64E Apache zu ersetzen. Auch die Tiger machten die Army im Einsatz nicht glücklich.