Deutsche Marine nimmt Abschied vom Sea King: letzte Landung

Der König dankt ab
Die Deutsche Marine nimmt Abschied vom Sea King

Zuletzt aktualisiert am 02.09.2024

Was der legendäre Sea King in Diensten der Marineflieger geleistet hat, seit Mitte der Siebzigerjahre die ersten Hubschrauber an Deutschlands Nordseeküste eintrafen, lässt sich besonders beeindruckend an der Zahl seiner Einsätze ablesen: 14.645 Mal rückten die deutschen Sea Kings, entwickelt von Sikorsky, gebaut bei Westland in Großbritannien, seither zu Such- und Rettungsflügen aus. Unzählige Leben haben die Marine-Arbeitstiere in ihrer SAR-Rolle gerettet. Doch zumindest im Dienst für die Bundeswehr ist damit seit dem vergangenen Samstag endgültig Schluss: Am 31. August schickte das Marinefliegergeschwader 5 in Nordholz ihre Sea Kings zum letzten Tanz in die Luft.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

NH90 Sea Lion als Nachfolger

Der letzte Flug, begleitet von zahlreichen Fans, Geschwaderangehörigen und Fotografen, hatte vor allem symbolischen Charakter. Denn de facto befinden sich die deutschen Sea Kings bereits seit dem 15. August im Ruhestand. Seit diesem Tag liegen die einstigen Aufgabenbereiche des Helikopter-Veteranen vollständig in der Verantwortung des Nachfolgemusters NH90 Sea Lion. Dessen Einführung bei der Marine lief im Jahr 2020 an, seit Juli 2023 lösten die neuen Sea Lions Stück für Stück ihre längst zur Legende gewordenen Vorgänger bei den Marinefliegern ab.

Eine große Karriere

22 Sea King Mk.41 aus britischer Lizenzproduktion erhielt die Deutsche Marine in den Siebzigern insgesamt. Der deutschen Öffentlichkeit brannte sich der robuste Drehflügler vor allem durch die Einsätze bei den Schneekatastrophen 1978/79 und 2010 oder bei Hochwassern an Oder und Elbe ins Bewusstsein. Über den Jahreswechsel 2004/2005 half die Marine mit dem Sea King gar in der Tsunami-Katastrophenregion Indonesiens.

Einer der 22 Hubschrauber ging 1998 über der Nordsee verloren, manch anderes endete in jüngerer Vergangenheit als Teilespender, andere sind eingelagert. Zuletzt war nur noch rund eine Handvoll der betagten Sea Kings aktiv unterwegs, darunter die beiden Exemplare 89+58 und 89+63, die angesichts der bevorstehenden Ausmusterung jeweils markante Sonderanstriche erhalten hatten.

Patrick Zwerger

Aufgaben in der Ukraine

Wie es für die verbliebenen Sea Kings nach ihrem Ausscheiden bei der Bundeswehr nun weitergeht, ist unterschiedlich. Das eine oder andere Exemplar wird seinen Ruhestand künftig in einem Museum genießen. Auf einige andere Artgenossen warten dagegen neue Aufgaben in der kriegsgebeutelten Ukraine: Vorerst sechs deutsche Sea Kings hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius als Militärhilfe der Regierung in Kiew versprochen.