UH-60 Black Hawk: einfacher US-Soldat fliegt Militärhubschrauber per Tablet vom Boden aus

UH-60 wird zum unbemannten Hubschrauber
Der Black Hawk fliegt jetzt auch ohne Piloten

ArtikeldatumVeröffentlicht am 31.10.2025
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Seit Jahrzehnten ist der Sikorsky UH-60 das Arbeitspferd der US-Streitkräfte. Jetzt soll der Kampfhubschrauber ein digitales Gehirn bekommen. Bei einer Übung in Michigan hat Sikorsky im August demonstriert, wie Black Hawk in eine Art fliegende Drohne verwandelt werden kann – und das ganz ohne einen ausgebildeten Piloten.

Eine Stunde Einweisung genügt

Die Technologie hat Sikorsky bereits 2022 das erste Mal vorgestellt. Doch dieses Mal gibt es einen entscheidenden Unterschied zu früheren Demonstrationen: Die Steuerung übernimmt kein Testpilot mehr, sondern ein ganz normaler Soldat. Ein Sergeant First Class der Army National Guard dirigierte den Helikopter über ein Handheld-Tablet. Dazu gab es weniger als einer Stunde Einweisung für den Soldaten. Er schickte die Maschine 130 Kilometer weit, ließ sie Fracht abwerfen und im Schwebeflug Manöver fliegen.

Die MATRIX-Technologie, die im Rahmen eines Defense Advanced Research Projects Agency-Forschungsprogramms in Zusammenarbeit mit Lockheed Martin entwickelt wurde, macht das möglich. Sie verwandelt den UH-60 in ein optional bemanntes Luftfahrzeug. Entweder sitzt eine Crew an Bord, oder die Maschine fliegt komplett autonom.

Schwebeflug ohne menschliches Zutun

Bei der Northern-Strike-Übung am Camp Grayling zeigte der umgerüstete Hubschrauber, was in ihm steckt. In einem Szenario hielt er sich selbst stabil in der Luft, während Bodenpersonal einen 1.315 Kilogramm schweren Wassertank anhängte – eine Aufgabe, die normalerweise höchste Konzentration vom Piloten verlangt. Das bordeigene Stabilisierungssystem erledigte die Schwebeposition eigenständig.

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Noch komplexer wurde es beim Transport von HIMARS-Raketenwerfern. Sechsmal koppelte der Black Hawk vollautomatisch schwebend an die schwere Fracht an. Anschließend simulierte ein Soldat per Tablet eine Verwundetenbergung, bei der ein Patient auf unbefestigtem Terrain zwischen dem autonomen und einem bemannten Helikopter übergeben wurde.

"Wenn Leben auf dem Spiel stehen, kann das MATRIX-Flugautonomiesystem von Sikorsky die Art und Weise, wie militärische Einsatzkräfte ihre Missionen durchführen, grundlegend verändern", sagte Rich Benton, Vice President bei Sikorsky.

Die spektakulärste Demonstration fand auf dem Lake Huron statt. Von einem Boot der Küstenwache aus steuerte ein Soldat den UH-60 zur Nachschublieferung. Nach dem Abladen flog die Maschine auf Befehl Ovalbahnen über dem See, während die Besatzung an Bord Fallschirmabwürfe in verschiedenen Höhen durchführte.

Drei Transportmethoden, ein System

Der autonome Black Hawk beherrscht mittlerweile drei verschiedene Frachtmethoden: Innenlast, externe Außenlast per Seilwinde und präzisen Luftabwurf. Die Technologie soll Versorgungsflüge in Krisengebieten ermöglichen, ohne Piloten zu gefährden oder Besatzungen in extremen Einsatzlagen entlasten.

Was in Michigan gezeigt wurde, könnte erst der Anfang sein. Die Demonstration belegt, dass Jahrzehnte alte Militärhubschrauber mit moderner Autonomietechnik nachgerüstet werden können. Flugfähigkeiten, die bisher eine langwierige Pilotenausbildung erforderten, lassen sich nun per Software bereitstellen. Wann die Technologie wirklich einsatzreif ist, wird sich zeigen. Sikorsky hatte vor kurzem mit dem S-70UAS U-Hawk auch eine komplett unbemannte Version des Helikopters vorgestellt.