Nicht nur in China, Russland und den USA sind Hyperschall-Flugkörper weit oben auf der Entwicklungsliste. Die Herausforderung liegt darin, die nötigen Technologien weiterzuentwickeln und einsatzreif zu machen. So arbeitet GE Aerospace an einem Staustrahl-Triebwerk mit Feststoff-Antrieb (Solid Fuel Ramjet, SFRJ). Aufgrund ihrer höheren Dichte haben Feststoffe ein besseres Verhältnis von Schub zu Massenfluss als flüssige Treibstoffe. Daher eignen sie sich, um die Reichweite von Flugkörpern zu erhöhen.
Um den SFRJ-Antrieb auch außerhalb von bodengebundenen Prüfständen zu testen, haben die GE-Ingenieure das ATLAS-System entworfen. Die Bezeichnung steht für "Atmospheric Test of Launched Airbreathing System". Im Wesentlichen sieht der Behälter einem Flugkörper ähnlich, der jedoch zunächst am Trägerflugzeug fixiert bleibt. Er erlaubt so den Betrieb des Versuchsantriebs unter Flugbedingungen. Dazu muss das verwendete Erprobungsfluggerät allerdings eine entsprechend hohe Geschwindigkeit erreichen können.
Kampfjet-Legende als Testflugzeug
Die Wahl fiel auf ein legendäres Kampfflugzeug, das mit dem J79 passenderweise einen Antrieb von General Electric verfügt: die Lockheed F-104. Die Firma Starfighters Aerospace betreibt auf dem Flugplatz des Kennedy Space Centers in Florida eine Flotte der berühmten Jets, derzeit die einzigen fliegenden Vertreter der "bemannten Rakete", wie das Muster früher auch genannt wurde. Mit einer Geschwindigkeit von Mach 2.2 eignet sich der Typ gut für die Versuche. "Dies ist eine gute Geschwindigkeit, um die Zündung und den kontinuierlichen Betrieb unseres Feststoff-Ramjets zu demonstrieren", erklärt Mark Rettig, Vice President & General Manager von Edison Works Business & Technology Development bei GE Aerospace. "Es war eine gute Möglichkeit für sie, relativ kleine Nutzlastpakete zu testen, ohne sie selbst vom Boden aus starten zu müssen", ergänzte Rick Svetkoff, Präsident und Gründer von Starfighters Aerospace.
Das Programm umfasste drei Überschallflüge an der F-104. Zum Einsatz kam wohl die F-104S ASA-M mit der Kennung N993SF, die seit April 2023 wieder flugfähig ist. Sie stammt ursprünglich aus den Beständen der italienischen Luftstreitkräfte und war zuletzt bis 2005 als MM6736/RS-06 beim Flugtestzentrum in Pratica die Mare im Einsatz.
GE baut Hyperschall-Aktivitäten aus
Beim Ramjet-Aggregat stehen nun im nächsten Schritt Flugversuche aus eigener Kraft an. Das ATLAS-Projekt wird vom Pentagon finanziert und soll die Grundlagen für neue Antriebe von Waffensystemen liefern. GE hatte bereits im Jahr 2022 das Unternehmen Innoveering übernommen, um die Aktivitäten im Hyperschall-Bereich auszubauen. Außerdem laufen die Arbeiten an Umlauf-Detonationstriebwerken (Rotating Detonation Engine, RDE) weiter.