Die Silhouette der Mi-24 – für den Export firmiert sie als Mi-35 – ist seit Jahrzehnten unverkennbar. Die Piloten des wuchtigen Sowjet-Kampfhubschraubers verliehen ihr einst den Beinamen "fliegender Panzer". Bei der NATO kennt man die Mi-24 und ihre Derivate unter der Bezeichnung "Hind" (Hirschkuh). Eine Vielzahl von Nationen sicherte sich in der Vergangenheit die Dienste des Zwölf-Tonnen-Helikopters.
Was ist neu an der Mi-35M?
Die Geschichte des "fliegenden Panzers" ist lange nicht zu Ende, denn die "Hind" wird in Russland immer noch gebaut. Neueste Version ist die Mi-35M, die man im Flug vor allem daran erkennt, dass sie im Gegensatz zu Vorgängerversionen kein einziehbares Fahrwerk hat. Das soll rund 90 Kilogramm Gewicht einsparen. Auch die Stummelflügel der Mi-35M hat Hersteller Russian Helicopters gestutzt. Im Gegenzug erhielt der Drehflügler zwei neue WK-2500-Triebwerke von Klimow mit jeweils 2.200 PS und optimierter Hitzeabstrahlung. Der Fünfblatt-Hauptrotor besteht jetzt aus Glasfaser-Verbundwerkstoff und sitzt auf einem überarbeiteten Rotorkopf mit Elastomer-Gelenken. Der Heckrotor der Mi-35M besteht – wie bei der Mi-28 – aus zwei übereinandergelegten, in X-Form angeordneten Zweiblattrotoren.
Glascockpit und neue Avionik
Dazu erhielt die Mi-35M ein neues Avionik-Paket, bestehend aus LCD-Bildschirmen im Cockpit, einem neuen Bordrechner, neuem Navigationssystem, besserem Nachtsichtgerät, Infrarot-Sensorik vom Typ OPS-24M sowie einem Laserentfernungsmesser. Auch die Bewaffnung wurde überarbeitet und an moderne Standards angepasst. Die Nutzlast der Mi-35M liegt bei 2,4 Tonnen. Wie alle vorherigen Varianten lässt sich auch die Mi-35M bei Bedarf als Truppentransporter für bis zu acht voll ausgerüstete Soldaten sowie für Fracht- und Evakuierungseinsätze nutzen.
Mi-35M für Belarus
Die Mi-35M fliegt heute bei der russischen Armee, aber auch in Aserbaidschan, Brasilien, Irak, Kasachstan, Mali, Nigeria, Pakistan, Serbien, Venezuela – und seit August 2023 auch in Belarus. Damals erhielten die weißrussischen Verbündeten vier fabrikneue Mi-35M aus Russland, die sie 2020 bestellt hatten.
Jetzt kam zu diesen vier Hubschraubern ein weiteres Quartett hinzu: Vier zusätzliche, frisch gebaute Mi-35M für Belarus landeten laut Angaben des belarussischen Verteidigungsministeriums Anfang April auf ihrer neuen Basis Machulischi nahe der Hauptstadt Minsk. Den 2.000 Kilometer weiten Auslieferungsflug legten sie demnach – wie schon 2023 – aus eigener Kraft zurück. In den Cockpits hätten dabei "belarussische Piloten" gesessen, die im Schulungszentrum der russischen Luftwaffe ausgebildet wurden", so das Ministerium weiter.
Die Order ist allerdings noch nicht komplett: Voraussichtlich im Laufe dieses Jahres sollen abermals vier Mi-35M in Belarus eintreffen. Insgesamt hat Minsk zwölf Exemplare des modernisierten "fliegenden Panzers" bestellt.