Serbiens „Fliegende Panzer“ Mi-35-Kampfhubschrauber heben endlich ab

„Fliegende Panzer“ aus Zypern
Serbiens „neue“ Mi-35-Hubschrauber heben endlich ab

Veröffentlicht am 16.07.2024

Als Serbiens Präsident Aleksandar Vučić Ende November 2023 auf dem Fliegerhorst Batajnica die frisch gelieferten, noch teildemontierten Mi-35P aus Zypern inspizierte, gab er einen straffen Zeitplan für die Einflottung der "fliegenden Panzer" bei der serbischen Luftwaffe vor: "Die ersten sechs Hubschrauber werden bis Ende Januar 2024 fliegen und die restlichen fünf bis Ende des Sommers 2024." Serbien hatte die elf Mi-35 aus Beständen der zyprischen Nationalgarde übernommen und sich von Antonov Airlines aus der Ukraine per An-124-Schwertransport in die Heimat liefern lassen.

Mi-35 aus Zypern für Serbien.
Serbisches Verteidigungsministerium

Erster Testflug mit Verspätung

Die Vorgabe des Präsidenten haben die serbischen Militärs deutlich überzogen. Jedenfalls flogen die ex-zyprischen Mi-35 in ihrer neuen Heimat weder Ende Januar noch in den Monaten danach. Erst am 1. Juli hob sich einer der Kampfhubschrauber auf dem Werksflugplatz der Fabrika aviona Utva in Pančevo, knapp 20 Kilometer von der Hauptstadt Belgrad entfernt, zu einem Testflug in die Lüfte. Das zumindest meldete am selben Tag das serbische Luftfahrtportal Tango Six. Bis alle elf Mi-35 soweit sind, um sie wieder aktiv im Dienst zu nutzen, dürfte noch einiges an Zeit verstreichen.

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Schwierige Wartung

Serbien will mit den zugekauften Mi-35P seine Kampfhubschrauberflotte, die bislang aus vier Exemplaren der Version Mi-35M besteht, weiter aufstocken. Die Mi-35M wurden 2019 fabrikneu aus Russland geliefert. Seit der Eskalation des Ukraine-Krieges und den damit einhergehenden EU-Sanktionen gegen Russland sind die Kanäle für Ersatzteile, Wartung und Support für russische Rüstungsgüter allerdings massiv gestört. Serbien ist selbst zwar kein Mitglied der EU, grenzt im Osten allerdings an die EU- und NATO-Staaten Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Das erschwert die Versorgung mit Komponenten, nicht nur für die Mi-35, sondern auch für die von Serbien ebenfalls betriebenen MiG-29-Kampfjets. "Sie können jetzt fast nichts aus Russland importieren – zumindest fast nichts, was einen militärischen Zweck hat", kommentierte Staatspräsident Vučić hierzu bereits 2023.

Serbien braucht russischen Support

Die Verzögerung bei der Wiederinbetriebnahme der aus Zypern gelieferten Mi-35 – der zugehörige Vertrag war bereits 2021 unterzeichnet worden – dürfte folglich mit Material- und Ersatzteilengpässen zusammenhängen. Dies umso mehr, als dass Serbien die "neuen" Helikopter mit zusätzlicher Avionik und Ausrüstung versehen möchte. Schließlich sind die bereits genutzten Mi-35M von Haus aus moderner ausgestattet als die über 20 Jahre alten M-35P aus Zypern. Laut Informationen des Portals Flight Global wurden die zyprischen Hinds überdies zuletzt 2018 in Russland einer umfassenden Wartung unterzogen. Das vom Hersteller Russian Helicopters auf fünf Jahre oder 1.000 Flugstunden veranschlagte Intervall für eine große Überholung ist damit deutlich überschritten.

Für allgemeine Überholungs- und Modernisierungsarbeiten seiner Mi-35 nutzt Serbien laut Flight Global den in Batajnica ansässigen Wartungs- und Instandhaltungsbetrieb Moma Stanojlovic, der jedoch "bei Komponenten wie Motoren, Hydraulik sowie Haupt- und Heckrotorblättern stark von der russischen Industrie abhängig" sei. Dennoch planen die serben nach eigenem Bekunden, die Mi-35 aus Zypern bis mindestens 2036 einzusetzen – wenn sie denn erst einmal alle flügge und diensttauglich sind.