Maßnahmenpaket beschlossen
Neue Windpark-Abstandsregeln für VOR

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz haben sich über ein umfassendes Maßnahmenpaket im Bereich Drehfunkfeuer verständigt. Damit stehen kurzfristig mehr Flächen für die Windenergie an Land zur Verfügung.

DVOR Taunus der DFS.
Foto: DFS

Das am Dienstag veröffentlichte gemeinsame Maßnahmenpapier ändert die bestehenden Regeln und nutzt neue Prognosemethoden bei Funknavigation und Drehfunkfeuern. Es sieht unter anderem folgende Maßnahmen vor:

# Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr strebt in Zusammenarbeit mit der Flugsicherung eine signifikante Verkleinerung der Anlagenschutzbereiche um D-VOR bis Mitte 2022 an. Basis soll der Vorschlag aus dem Forschungsvorhaben "WERAN plus" sein, die Anlagenschutzbereiche um Drehfunkfeuer vom Typ D-VOR von derzeit 15 km Radius auf 6 bis 7 km Radius zu reduzieren.

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# Die Störobergrenze des zulässigen Winkelfehler soll von 3,0 Grad auf 3,6 Grad angehoben werden.

# Außerbetriebnahme von mehr als 15 Drehfunkfeuern in den nächsten Jahren durch Umstellung von terrestrischer auf satellitengestützte Navigation.

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# Umrüstung von acht Drehfunkfeuern auf modernere Bauarten, also vom Typ C-VOR auf den Typ D-VOR. Letztere werden durch Windenergieanlagen deutlich weniger gestört. Die Umrüstung wird bereits finanziell mit Mitteln des BMWK unterstützt und soll bis 2025 abgeschlossen sein.

# Überprüfung zur Verringerung der Toleranzgrenze beim Monitorfehler im ersten Halbjahr 2022, wodurch mehr Fehlerbudget für Störungen durch Bauwerke zur Verfügung stehen soll.

# Implementierung der überarbeiteten Formel zur Berechnung von Störungen von Drehfunkfeuern vom Typ C-VOR bereits ab Sommer 2022

Bisher untersucht die DFS in ihrer gutachterlichen Stellungnahme im Anlagenschutzbereich mit einem Radius von 15 km rund um ein Drehfunkfeuer die mögliche Störwirkung neuer Bauwerke. Nun untersuchte die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in den Projekten WERAN und WERAN plus neue messtechnische Verfahren und Simulationsmethoden um genau zu untersuchen, inwieweit Windenergieanlagen (WEA) die Signale von Drehfunkfeuern (VOR) im Luftraum stören können.

Im Zuge der beiden Projekte wurden systematisch die Entstehung und die Ausbreitung des Winkelfehlers untersucht, den WEA und andere Hindernisse im Luftraum erzeugen. Weltweit erstmalig konnte der Beitrag einer WEA zu einem Winkelfehler mithilfe der im Projekt entwickelten drohnenbasierten Messtechnik der PTB nachgewiesen werden.

Anhand der vorliegenden Daten aus verschiedenen Windparks lassen sich Schlussfolgerungen für einen reduzierten Prüfradius des Anlagenschutzbereichs ziehen, ohne dass die Flugsicherheit beeinträchtigt wird. Damit wird die zu prüfende Fläche von vorher 707 Quadratkilometer auf 154 Quadratkilometer reduziert.

Laut Bundesminister Dr. Robert Habeck können mit dem Maßnahmenpaket "zusätzliche Potentiale im Umfang von rund 5 Gigawatt zusätzlicher Windenergieleistung erschließen. Das entspricht bei 4-5 Megawatt pro Neuanlage mehr als 1000 neue Windenergieanlagen". So könne bei durchschnittlichem Windaufkommen der jährliche Stromverbrauch einer Stadt wie Berlin gedeckt werden, so Habeck.

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Erscheinungsdatum 05.05.2023