atmosfair produziert strombasiertes Kerosin in Werlte

Weltweit erste Anlage für Power-to-Liquid-Kraftstoffe
atmosfair produziert strombasiertes Kerosin in Werlte

Veröffentlicht am 04.10.2021
atmosfair hat Anfang Oktober 2021 im Emsland seine Power-to-Liquid-Flugkraftsoffanlage eingeweiht.
Foto: KS

Die Anlage, die im ersten Quartal 2022 den vollen Betrieb aufnehmen soll, produziert aus Wasser, CO2 und erneuerbarem Strom von Windrädern aus dem Umland synthetischen Kraftstoff für Flugzeuge (Power-to-Liquid = PtL).Das CO2 stammt aus Lebensmittelresten einer Biogasanlage sowie CO2 aus der Umgebungsluft. Damit ist das Kerosin CO2-neutral.

In Werlte sollen jeden Tag acht Barrel Rohkerosin produziert werden. Tanklastwagen bringen sie zur Raffinerie Heide nördlich von Hamburg, die das synthetische Rohöl zu fertigem Treibstoff Jet A1 für die Flugzeuge veredelt und an den Flughafen Hamburg liefert.

Zu den Partnern des Projekts gehört auch die Lufthansa. Mindestens 25000 Liter PtL-Kraftstoff wird die Lufthansa Group in den kommenden fünf Jahren jährlich abnehmen und Kunden zur Verfügung stellen. Zur Nutzung der ersten Mengen haben Kühne+Nagel und Lufthansa Cargo eine exklusive Partnerschaft vereinbart. Die Logistikdienstleister haben sich auf den gemeinsamen Kauf des Kraftstoffs aus Werlte verpflichtet.

Bisher nutzt Lufthansa biogenes SAF. Durch den Kauf dieser Kraftstoffe auf der Lufthansa Kompensationsplattform Compensaid haben Reisende bereits heute die Möglichkeit, die CO2-Emissionen ihrer Flugreise auszugleichen und CO2-neutral zu fliegen.

Die Beimischungsquote von 0.5 Prozent "steht aktuell als verpflichtende Beimischung für E-Kerosin ab 2026 in dem neuen Gesetz der Bundesregierung. Wir zeigen, dass wir dafür nicht noch fünf Jahre warten müssen, und dass Kunden bereit sind, den Aufpreis zu bezahlen" erklärt Dietrich Brockhagen von atmosfair.

Die Erzeugungskosten pro Liter Kerosin liegen noch weit über 5 Euro, die in Studien als Kostenniveau für E-Fuels genannt werden, aber atmosfair verkauft das Kerosin kostendeckend an seine Kunden. "Bei Anlagen dieser Größe, die zudem nicht auf mehrere Jahrzehnte Betrieb ausgelegt sind, sind die Kosten noch sehr hoch." sagt Brockhagen von atmosfair. Den größten Effekt aber hätten die hohen Stromkosten in Deutschland.

In anderen Ländern mit hoher Sonneneinstrahlung liegen die Strompreise dank Photovoltaik erheblich niedriger. Damit und mit fortschreitender Technologie sind laut atmosfair Erzeugungskosten von deutlich unter 5 EUR pro Liter möglich. "Aber wir wollten den ersten Schritt in Deutschland gehen, um hier die Technologie zu probieren und Erfahrungen zu sammeln."

Die atmosfair Anlage in Werlte läuft in zwei Verfahrensschritten. Im ersten stellt eine Elektrolyse aus grünem Strom und Wasser Wasserstoff her. Im zweiten setzt die Syntheseeinheit aus dem Wasserstoff und CO2 langkettige Kohlenwasserstoffmoleküle zusammen, die man auch im fossilen Rohöl findet. Aus den beiden Eingangsgasen wird dabei Flüssigkeit. Das Verfahren, nach den beiden deutschen Chemikern Fischer und Tropsch benannt, ist das bisher einzige, das für die Luftfahrt zugelassen ist.