Der Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim ist an diesem sonnigen Junitag fest in der Hand alter Transportflugzeuge aus den USA. Mehrere Douglas DC-3 und C-47 Dakota stehen auf dem Vorfeld – dort, wo sonst vor allem Black Hawk-Hubschrauber der US Army ein vertrauter Anblick sind. Drei der betagten Ladies gibt es an diesem Tag sogar im Flug zu sehen. Die dicke C-17 im Static Display, eine "Enkelin" der Dakotas, wenn man so will, hat ihre Türen für Besucher geöffnet. Und Besucher gibt es heute zahlreich in Wiesbaden-Erbenheim, auf dem vom US-Militär genutzten Flugplatz, keine 20 Kilometer vom Flughafen Frankfurt entfernt.

Mehrere DC-3 und C-47, teils aus den USA, bevölkerten am 15. Juni das Vorfeld auf dem Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim.
Wiesbaden und die Luftbrücke
Eingefunden haben sich alle Anwesenden um in zünftigem Rahmen an das Ende der Berliner Luftbrücke vor 75 Jahren zu erinnern. Vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 sicherte die Luftbrücke die Versorgung der Bevölkerung Berlins auf dem Luftweg, nachdem die Sowjets den drei Westmächten den Güter- und Personenverkehr in die ehemalige Reichshauptstadt untersagt hatten. Die USA nutzten für die Versorgungsflüge unter anderem Wiesbaden-Erbenheim als Ausgangspunkt – und so verwundert es wenig, dass das beschauliche "Wiesbaden Army Airfield" nun zu einem Hauptort der "Rosinenbomber"-Feierlichkeiten in diesem Jahr avanciert.

Zu Ehren von "Candy Bomber" Gail Halvorsen trägt der neu eingeweihte Tower in Wiesbaden-Erbenheim den Namen des 2022 verstorbenen US-Piloten.
Der neue "Gail Halvorsen Tower"
Dem Mann, der maßgeblich dafür sorgte, dass es den Begriff "Rosinenbomber" überhaupt gibt, wird an diesem Tag eine ganz besondere Ehre zuteil. Posthum zwar, denn der US-Pilot Gail Halvorsen, der seinerzeit als Erster seiner Zunft vor der Landung in Berlin-Tempelhof Päckchen mit Süßigkeiten über neugierig nach oben blickenden Berliner Kindern abwarf, ist am 16. Februar 2022 im Alter von 101 Jahren gestorben. In Wiesbaden allerdings wird sein Name künftig weithin sichtbar im Gedächtnis bleiben: Der neue Tower, der anlässlich der Luftbrücken-Feierlichkeiten eingeweiht wurde, trägt seinen Namen.