Tatsächlich waren es zwei sehr unterschiedliche Flugzeuge. Während die B-25 trotz ihrer Pluspunkte – große Robustheit, Verfügbarkeit und Manövrierfähigkeit – nur ein mittelgroßer und wenig wendiger Bomber war, bot die B-26 oder "Invader" viel mehr und war ein richtig bedrohlicher Jagdbomber. Bei einem Gewicht von 14 Tonnen und einer relativ hohen Flächenbelastung erreichte dieses zweimotorige Flugzeug dank seiner schlanken Konstruktion und einer Leistung von 4000 PS (zwei 2000 PS starke Pratt & Whitney-Motoren) eine Höchstgeschwindigkeit von 574 km/h in 5000 Metern Höhe. Seine Manövrierfähigkeit, insbesondere in der Rollachse, überraschte selbst Jäger. Die Querruder waren genauso empfindlich wie die vieler Propellerjäger der gleichen Zeit. Peel-offs (steiles und schnelles Abdrehen) und langsame Rollen waren kein Problem, außer dass die Besatzungsmitglieder sich dagegen sträubten. Die Möglichkeiten der Bewaffnung machten die B-26 zu einer Meisterin aller Klassen. 1800-kg-Bomben im Bombenschacht, vier 225-kg-Bomben (oder Napalm oder Raketen) an Trägern unter den Flächen und schließlich die enorme Feuerkraft der 14 schweren 12,7- mm-Maschinengewehre, die auf 600 Meter zusammenliefen, davon acht in den Flügeln und sechs in der Nase des Flugzeugs.
Baumaschinen im Anflug
Georges Golay befand sich eines Tages auf einer Tiefflug-Mission im tief eingeschnittenen Tal des Schwarzen Flusses in Tonkin. Kurz vorher hatte er die volle Feuerkraft der Invader an einer Felswand getestet und war beeindruckt. Doch was er in den folgenden Minuten erlebte, könnte auch gut ins Reich der Mythen verbannt werden. Denn als Georges Golay mit 400 km/h unterwegs war, rammte er im Tiefflug in 600 Metern fast einen Bulldozer. Klingt verrückt, doch tatsächlich war es möglich. Oberst de Castries und seine Truppen in Diên Biên Phu waren mit der Errichtung und Befestigung des Stützpunkts in dem unzugänglichen Tal beschäftigt. Die Stützpunkte wurden jeweils von einem Bataillon besetzt. Ein typischer Stützpunkt bestand aus einem durchgehenden Schützengrabensystem, das mit Minenfeldern und Stacheldraht gesichert wurde. An günstigen Stellen wurden befestigte Stellungen aus Sandsäcken und Holz gebaut. Diese wurden mit schweren Maschinengewehren besetzt. Zum Bauen wurden 130 Tonnen Holz und 20 Tonnen Alteisen eingeflogen – und eben auch die benötigten Baumaschinen. Sie wurden teilweise mit Fallschirmen abgeworfen.
Ausweichmanöver in letzter Sekunde
So auch an dem Tag, als Golay durchs Tal flog und ihn eines seiner Crewmitglieder plötzlich schreiend darauf hinwies, dass vor ihnen ein Bulldozer vom Himmel segelt. "Ich schaute nach vorne und mir standen die Haare zu Berge. Tatsächlich riesig, massiv, gewaltig, gelb lackiert, ein gigantischer Bulldozer füllte praktisch meine Windschutzscheibe aus. Ich drückte den Steuerknüppel voll nach vorne, da ich keine Zeit zum Ziehen hatte, und wir schlüpften haarscharf unter dem Bulldozer hindurch. Meine Crew wurde von dem Manöver, bei dem über 2g anlagen, durch die Maschine geworfen." Die Mechaniker malten später einen Bulldozer auf die Nase der Invader.