Flugzeug-Museum in Riga: Sowjetische Schatzkammer

Aviation Museum Riga
Sowjetische Schatzkammer

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Heutzutage ist Riga in der Luftfahrt hauptsächlich bekannt als der Heimatstandort von airBaltic mit ihren A220. In der Stadt selbst deutet nur das Dach der Markthalle auf die Luftfahrt hin, denn diese besteht aus alten Teilen eines Luftschiffhangars aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Doch wenn man zum Flughafen fährt, stößt man dort auf etwas Unerwartetes: das Riga Aviation Museum. Bis 2021 befand es sich direkt vor dem Fluggastterminal, doch dort wird derzeit ein neuer Bahnhof gebaut, um die Anbindung in die Innenstadt zu verbessern. Heute liegt das Museum auf der Westseite des Flughafens im kleinen Ort Skulte.

Welf Fischer

Seltene Highlights außerhalb Russlands

Die Sammlung des Museums entstand seinerzeit aus dem Friedrich-Cander-Club für junge Piloten (auf Lettisch: Frīdriha Candera Jauno lidotāju klubs), der schon 1965 gegründet wurde und bis 1995 bestand. Zu Sowjetzeiten war der Club für die professionelle Ausbildung von Piloten, Mechanikern und Ingenieuren zuständig. Friedrich Cander (1887 bis 1933) war ein Pionier der Raketentechnik und wurde in Riga geboren. So waren früh unter anderen An-2 im Bestand, aber auch für die Ausbildung von Mechanikern und Ingenieuren wurde schon früh eine MiG-21 angeschafft, die vor Ort restauriert wurde. Über die Zeit sammelten sich immer mehr Unikate an; das imposanteste Fluggerät dürfte die Tu-22M1 sein. Sie ist die einzige Tu-22 in einem EU-Museum und eine von dreien in einem Museum außerhalb Russlands. In der Variante M1 ist sie ein früher Vertreter dieses Typs, unter anderem an den abgerundeten Lufteinläufen erkennbar. Als zweites Highlight darf man die MiG-25RBS bezeichnen; auch dieses Exponat findet man nur selten in einem westlichen Museum. Das Museum beherbergt rund 40 Flugzeuge aus den Beständen der ehemaligen UdSSR.

Welf Fischer

Privates Sammelsurium

Nach dem Zerfall der Sowjetunion gelangte die Sammlung in private Hände. Es dürfte sich somit um die größte private Sammlung an Fluggeräten aus der ehemaligen UdSSR weltweit handeln. Viktor Talpa war einst der Direktor des Friedrich-Cander-Clubs für junge Piloten und nahm sich der Flugzeuge an. 1997 gründete er damit das Museum. Er war einst Ingenieur bei den Marinefliegern der Schwarzmeerflotte und danach bei Aeroflot. Heute ist er der Besitzer und einziger Mitarbeiter des Museums. Das reine Freilichtmuseum gleicht einem riesigen Sammelsurium an Luftfahrtexponaten. Zwischen den Flugzeugen, Hubschraubern und Cockpitsektionen findet sich allerhand Weiteres, wie zum Beispiel Triebwerksteile, ganze Triebwerke, Fluggastbrücken, Flughafenfeuerwehrfahrzeuge, Luftabwehrraketen und Marschflugkörper.

Welf Fischer

Passion und Herausforderungen

Beim Umzug wurde seitens der Helfer kritisiert, dass die Flugzeuge teilweise in schlechtem Zustand seien. Doch Viktor Talpa musste den Umzug durch den Verkauf von Exponaten und Spenden finanziell allein stemmen. Zum früheren Bestand gehörten auch An-14, Let L-410 und eine Tu-154. Im fortgeschrittenen Alter von 87 Jahren ist Talpa alleinverantwortlich. Nur am Wochenende hat er etwas Hilfe von Freunden bei der Restauration der Ausstellungstücke. Seine alleinige Präsenz sorgt manchmal für Irritationen. Wenn man anreist, kann es sein, dass man am Eingangstor niemanden antrifft und es verschlossen ist. Ein Schild hilft weiter. Dort steht auf Lettisch, Russisch und Englisch, dass man sich telefonisch melden soll. Viktor kommt dann nach wenigen Minuten auf seinem Fahrrad an und öffnet einem das Tor. Er wohnt im hinteren Teil des Museums. Das Museum ist sein Lebensmittelpunkt und seine Passion, immerhin hat er mehr als 50 Lebensjahre der Luftfahrt gewidmet. Nun kann man sich die Sammlung anschauen. Zu den genannten Highlights Tu-22M1 und MiG-25 gehören noch fünf MiG-21, vier L-29, zwei MiG-23, je zwei MiG-15, Tu-134, Il-28, Mi-1, Mi-2, Mi-4, Mi-6, Mi-24A, An-24 und diverse andere. Die Ausstellung ist auf jeden Fall eine Reise wert.

Welf Fischer

Museumsinfo

Adresse: Skultes iela 35, Skulte, Mārupes pagasts, Mārupes novads, LV-2108, Lettland

Telefon: +371 26 862 707

Öffnungszeiten: montags bis sonntags 10 bis 16 Uhr

Eintritt: Erwachsene 10 €, Kinder 5 €

Ausstellungs-Highlights: Tu-22M1, MiG-25, 5 x MiG-21, 4 x L-29, 2 x MiG-23, 2 x MiG-15, Tu-134, Il-28, Mi-1, Mi-2, Mi-4, Mi-6, Mi-24A, An-24w