"Wollen wir noch eine Runde drehen?" Auf diese Frage bekommt Tobias Ruppel von mir nur eine Antwort. Na klar, denn wir müssen mal wieder aktuelle Bilder der Bücker Jungmann schießen. Und so finde ich mich kurze Zeit später an Bord der 172er Cessna wieder – meinem bewährten Fotoflugzeug. Alle Vorbereitungen an der Maschine laufen fast wie von allein. Hunderte Male habe ich schon die Tür und den Sitz ausgebaut, meinen Sicherungsgurt installiert und alle losen Gegenstände im Flugzeug verstaut bzw. befestigt. Wenige Minuten nach dem Briefing mit Tobi sind wir auch schon in der Luft. Bevor Tobi sich mit dem Jungmann an uns dranhängt, fotografiere ich noch zwei Dornier Do 27 in Formation.
Fünf-Uhr-Position
Wir sind noch auf dem Weg über das ausgesuchte Zielgebiet, doch wir lassen es uns nicht nehmen, schon mal ein paar Bilder zu machen. Auf unserer Fünf-Uhr-Position schwingt der Jungmann von links nach rechts. Dieses Manöver ermöglicht es, auf wenig Raum sehr dynamische Winkel zu bekommen. Tobi weiß genau, was er tut, und die Bücker eignet sich dank ihrer Kunstflugeigenschaften hervorragend für eben diese Flugfiguren. Eine behäbigere Maschine könnte die Wechsel nicht auf diesem kleinen Raum vornehmen. Der Quax-Jungmann ist tatsächlich eine 1951 in Spanien bei CASA gebaute 1.131-Lizenzversion des legendären Bücker-Doppeldeckers.

Bücker Bü 131 Jungmann
1933 gründete Carl Clemens Bücker in Berlin-Johannisthal die Bücker Flugzeugbau GmbH und fertigte fortan Schul- und Verbindungsflugzeuge für die neu aufgestellte deutsche Luftwaffe. Der schwedische Chefkonstrukteur Anderson entwarf die Bücker Bü 131 Jungmann und landete damit einen Coup. Bis heute erfreuen sich die Originale aus Rangsdorf (1935 erfolgte der Umzug in die neuen Werkshallen) mit Hirth-Motor sowie die spanischen Schwestern mit Tigre-Motor größter Beliebtheit. Zuverlässig und kunstflugtauglich bieten sie den Piloten eine ganze Reihe an spannenden Attributen.
Das übliche Programm
Doch zurück zum Fotoflug. Nachdem wir über dem ausgemachten Gebiet eingetroffen sind, beginnt das übliche Programm. Vollkreise links herum und im Anschluss Vollkreise rechts herum. Tobi ist wie festgenagelt neben uns und lässt sich per Handzeichen millimetergenau dirigieren. Die Sonne sinkt langsam immer tiefer und schafft wunderbare lange Schatten auf den von Alleen umrandeten Feldern Brandenburgs. So müssen sich wohl die Flugschüler in den 1930er-Jahren gefühlt haben, wenn sie über der weiten Ebene ihre ersten Flugstunden auf dem Doppeldecker hatten. Unter ihnen nichts als Felder, keine Ortschaften und wunderbarstes Sommerwetter.

Ganz besondere Momente
Auf unserem Fotoflug ist es ähnlich. Mit Bedacht haben wir den Hintergrund aus Feldern und Wäldchen gewählt. Dass die quirlige Hauptstadt Berlin nur wenige Flugminuten entfernt ist, kann man dabei fast vergessen. So fliegen wir noch einige Zeit unseren festgelegten Ablauf, bevor Tobi sich mit einem wunderbaren Abschwung in Richtung Bienenfarm verabschiedet. Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass dies ganz besondere Momente sind und die Kamera auch mal kurz herunternehmen, um sich anzusehen, was dort eigentlich neben einem fliegt.
Perfekter Flugtag
Ein Flugzeug, dessen Design über 80 Jahre alt ist, mit einem Piloten, der gerade mal halb so alt ist und es gekonnt fliegt. Die Fotos, die dabei entstehen, zeigen nur einen Bruchteil der wunderbaren Minuten, die man zusammen im Himmel verbringen darf, wenn man ganz friedlich der untergehenden Sonne entgegenfliegt und die letzten wärmenden Strahlen einen perfekten Flugtag ausklingen lassen.

Kameradaten
Kamera: NIKON D610
Objektiv: Sigma 70- 200 2.8 EX DG OS HSM Objektiv
Blende: 3.2
Verschlusszeit: 1/80s
ISO: 100
Brennweite: 120 mm