Der Tiger unter den Katzen
Grumman F7F Tigercat

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Die Grumman F7F Tigercat war das erste zweimotorige Jagdflugzeug der US Navy. Zwar erhielten einige wenige Einheiten das Flugzeug noch vor Ende des Krieges, jedoch kam keine Tigercat im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz. 364 Exemplare dieses Musters wurden gebaut, von denen heute nur noch ein Dutzend existiert. Sechs F7F sind flugfähig, drei werden momentan restauriert.

Grumman F7F Tigercat

Grumman F7F Tigercat

Die Entwicklungsarbeiten für die Grumman F7F Tigercat begannen schon 1938, als die in Bethpage, im US-Bundesstaat New York beheimatete Firma Grumman Corporation in Eigenregie einen Entwurf für ein zweimotoriges Jagdflugzeug mit einem extrem schlanken Rumpf vorlegte. Die US Navy interessierte sich seinerzeit aber nicht für den Entwurf. Dies änderte sich im Laufe des Jahres 1941. Die Marine arbeitete seit Ende 1940 an einer neuen Klasse von leistungsfähigen Flugzeugträgern. Für diese – später Midway Class – Träger wollte die Navy auch neue Flugzeugmuster beschaffen und lud Mitte 1941 verschiedene Hersteller ein, an einer Ausschreibung teilzunehmen. Der zweimotorige, trägergestützte Jäger sollte entweder einen Torpedo oder zwei 1000-lbs-Bomben schleppen können. Zusätzlich wurden vier feste MGs und vier Bordkanonen als Angriffsbewaffnung verlangt.

Am 30. Juli 1941 bestellte die US-Regierung zwei Prototypen des Grumman-Vorschlags „Design 51“ als XF7F-1.

Der schlanke Mitteldecker in Metallbauweise verfügte über hochklappbare Flügelspitzen und wurde von zwei je 2000 PS starken Pratt & Whitney-R2800-10B-Sternmotoren angetrieben. Trotz der Vorarbeiten benötigte die Entwicklung der Tigercat mehr Zeit als erwartet. Erst am 3. November 1943 startete Testpilot Bob Hall mit dem Prototyp in Bethpage zum Jungfernflug. Die zunächst von Grummans Testmannschaft verwendete Bezeichnung Tomcat wurde von der Navy damals als anzüglich empfunden und durch die Bezeichnung Tigercat (Ozelot) ersetzt.

Die XF7F erwies sich zwar als sehr kräftig motorisiert, robust und erstaunlich wendig, aber sie geriet auch leicht ins Flachtrudeln, aus dem es schon nach wenigen Umdrehungen keine Rettung mehr gab. Auch die Mindestgeschwindigkeit für den Einmotorenflug lag weit über den Vorgaben. Die Konstrukteure mussten die Seitenleitwerksfläche um 29,2 Prozent vergrößern. Zu diesem Zeitpunkt lief die Serienfertigung bei Grumman schon auf Hochtouren, so dass das neue Leitwerk erst ab der 106. Tigercat eingebaut werden konnte. Die US Navy hatte einen Bedarf von zunächst 500 F7F gesehen.

Die erste SerienTigercat (BuNo. 80259) wurde im April 1944 fertig und für Strukturversuche und Trägertests verwendet. Statt des zunächst Y-förmigen Fanghakens erhielten die Serienflugzeuge einen geraden Fanghaken.

Die zunächst verwendeten Sturzflugbremsen an der inneren Flügelunterseite bewährten sich bei den Tests nicht, so dass sie keinen Eingang in die Serienfertigung fanden.
Da sich der Aufbau der Serienfertigung und die Auslieferung der Tigercat an die Truppe hingezogen hatten, trafen die ersten Tigercat-Einheiten erst einen Tag vor dem Ende der Kampfhandlungen im Pazifik auf dem Kriegsschauplatz ein. Zu einem scharfen Einsatz kam es dabei nicht mehr.

Ihre Feuertaufe erlebte die F7F im Koreakrieg in verschiedenen Varianten, vom Jagdbomber über den Nachtjäger bis zum Fotoaufklärer. Danach verschwanden die F7F aus dem Militärbestand. Doch nicht alle Exemplare wurden verschrottet. Mit einem großvolumigen Unterrumpftank bewährte sich das Flugzeugmuster bis weit in die achtziger Jahre als Löschflugzeug. Dadurch sind heute noch einige wenige flugfähige Exemplare der insgesamt 364 gebauten F7F erhalten.

Unsere Highlights

Flugfähige Exemplare

Die Restaurierung der F7F-3P mit dem Kennzeichen N805MB dauerte 14 Jahre! Heute ist sie wieder eingelagert. Foto und Copyright: Kaps

F7F-3P, NX909TC
Die Grumman Tigercat mit dem Kennzeichen NX909TC, war eine der wenigen Tigercats, die einen Teil ihres Lebens auch in Europa verbracht haben. Das mit der BuNo. 80425 und der Werknummer C.167 gebaute Flugzeug hatte eine typische Tigercat-Karriere hinter sich gebracht: Sie stand zunächst im Dienst des US Marine Corps, danach wurde sie ausgemustert und landete auf einem Wüstenparkplatz. 1963 entging sie dem Schmelzofen, da Calvin J. Butler vom Butler Farm Air Service in Redmond, Oregon, ein weiteres Sprühflugzeug für seine wachsende Flotte von Lösch- und Sprühflugzeugen benötigte. Mit dem Kennzeichen N7235C war sie als ziviles Löschflugzeug im Westen der USA eingesetzt. Ende der 80er Jahre wurde sie an den Flugzeugsammler David Tallichet verkauft, der sie ab 1991 komplett restaurieren ließ. Nach einem kurzen Zwischenspiel beim Combat Air Museum in Topeka, Kansas, wurde sie als Teil der kompletten Tallichet-Sammlung verkauft und kam nach einer weiteren Restaurierung durch Steve Hinton zur Fighter Collection nach Duxford in England. Dort wurde sie mit dem Kennzeichen G-RUMT auf verschiedenen Flugtagen in den Farben einer Tigercat der US Marines vorgeführt. Mitte Mai 2007 wurde sie von wieder in die USA geflogen, wo sie mehrere Besitzerwechsel erlebte. Das Kennzeichen wechselte zu NX909TC. Heute gehört das Flugzeug der Avstar, Inc. aus Seattle.

F7F-3P, N6178C
Diese Tigercat wurde mit der BuNo. 80483 und der Werknummer C.225 gebaut und war nach Ende ihrer militärischen Dienstzeit von 1964 bis 1966 für Cal-Nat Airways in Grass Valley in Kalifornien und Oregon als Löschbomber im Einsatz. Dort und auch bei den weiteren Eigentümern Sis-Q Flying Service (1969 bis 1985) und Macavia International (1985/86) trug sie das Heckkennzeichen E43. 1987 wurde sie an das Weeks Air Museum in Tamiami, Florida, verkauft und in Santa Rosa eingelagert. 1988 gelangte sie dann über LEA Aviation in Tampa nach Duxford, wo sie zur Flotte von Plane Sailing Air Displays stieß. Die Tigercat trägt heute wieder die Farben der US Navy, die Bordnummer 483 und die Buchstaben JW auf dem Seitenleitwerk. Seit dem 10. März 2007 ist sie offiziell wieder in den USA registriert. Der neue Besitzer ist die J T. Sessions Historical Aircraft Foundation aus Mukilteo, nördlich von Seattle. Sie hat das Flugzeug in den Kategorien „Standard, Landwirtschaftsflugzeug, Schädlingsbekämpfung und Luftwerbung“ amtlich eintragen lassen.

F7F-3P, NX207F, „King of the Cats“
Diese F7F-3 wurde 1945 gebaut und trägt die BuNo. 80411 beziehungsweise die Werknummer C.154. Nach der Ausmusterung durch das Militär flog sie ab 1963 bei Cal-Nat Airways in Grass Valley in Kalifornien. Sie war dort als Löschbomber eingesetzt und trug die Hecknummer E59. Nach einer Bruchlandung in Ukiah erwarb der Sis-Q-Flying Service die Tigercat, um sie als Wrack bis 1972 einzulagern. Danach erfolgten mehrere Eigentümerwechsel. 1988 kaufte das Weeks Air Museum in Tamiami, Florida, den zweimotorigen Fighter, beließ in aber in seinem Zustand und an seinem Standort in Borrego Springs, Kalifornien. 1991 wechselte erneut der Besitzer, der nun „Planes of Fame East“ hieß und in Eden Prairie, Minnesota, beheimatet war. Er übergab das Flugzeug einer Werft in Chino, Kalifornien, die es in jahrelanger Arbeit restaurierte.

Seit 2001 ist das Flugzeug nun unter der Registrierung NX207F bei Ponds Warbirds LLC in Palm Springs, Kalifornien, eingetragen und steht im Palm Springs Air Museum als fliegendes Museumsstück.

F7F-3P, N805MB

Die Grumman F7F-3P mit dem Spitznamen „Big Bossman“ war die erste Tigercat, die als Rennflugzeug am berühmten Luftrennen in Reno, Nevada, teilnahm, und trägt deswegen neben ihrer Marines-Lackierung auch eine große „1“ auf beiden Seiten des Seitenleitwerks. Sie ist eine der wenigen F7F-3P, die von Grumman als Fotoaufklärer gebaut wurden und nicht von der Jagdflugzeug-Version zum Aufklärer modifiziert worden sind. Sie war bis zu ihrer Ausmusterung 1957 beim US Marine Corps an den Marine Corps Air Stations in Cherry Point, Miramar und El Toro stationiert. Ab 1960 flog sie als Löschbomber bei der TBM, Inc in Kalifornien. 1973 wurde sie nicht mehr benötigt, deshalb zerlegte die Firma das Flugzeug und lagerte die Teile ein – bis 1988. Dann wurde sie nach Colorado verkauft und dort 14 Jahre lang restauriert! Sie gehört heute der Lewis Racing LLC, die auch die Grumman F8F Bearcat betreibt, allerdings ist sie derzeit nicht im Register der US-Luftfahrtbehörde FAA als aktives Flugzeug vertreten.

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Technische Daten

Grumman F7F-3P Tigercat

Einsatzgebiet: trägergestützter Aufklärer
Besatzung: ein Pilot, ein Beobachter
Antrieb: zwei luftgekühlte 18-Zylinder-Sternmotoren Pratt & Whitney R2800-34W Double Wasp mit je 2100 PS (16000 kW) Höchstleistung
Länge: 13,83 m
Höhe: 4,98 m
Spannweite: 15,70 m
Leermasse: 7380 kg
max. Startmasse: 11665 kg
Höchstgeschwindigkeit: 724 km/h in 6550 m Höhe
Marschgeschwindigkeit: 357 km/h
Steigrate: 700 m/minMeter pro Minute
Dienstgipfelhöhe: 12400 m
Reichweite: 1930 km
Bewaffnung: vier MK 20 mm in den Flügelwurzeln und vier MG 12,7 mm im Bug. Ein Torpedo unter dem Rumpf oder zwei 453 kg-Bomben unter den Tragflächen

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