Ein echter Rennstall
New England Air Museum

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Connecticut liegt ja nicht unbedingt im Fokus der europäischen USA-Reisenden, aber für Luftfahrtinteressierte Besucher lohnt sich auf jeden Fall die rund 200 Kilometer lange Anreise aus New York oder Boston nach Windsor Locks – und zwar wahrlich nicht nur wegen der im New England Air Museum ausgestellten seltenen Sikorsky-Flugboote.

New England Air Museum

Es gibt Ereignisse, die brechen einem das Genick – oder man geht gestärkt daraus hervor. Im Oktober 1979 zog ein Tornado über den Bradley International Airport in Windsor Locks und verwüstete große Teile der Sammlung des New England Air Museum (NEAM). Flugzeuge wie die riesige Douglas C-133 Cargomaster mit 50 Tonnen Leergewicht landeten auf dem Rücken und mussten verschrottet werden.

Das Museum erholte sich in den Folgejahren jedoch von diesem Schlag, und inzwischen werden rund 60 Luftfahrzeuge in den drei großen Hangars der Dauerausstellung präsentiert. Nur einige wenige befinden sich noch auf dem Freigelände und sind der Witterung ausgesetzt. Daneben besitzt das Museum etwa 40 weitere Flugzeuge und Hubschrauber, von denen etwa die Hälfte im großen – aus verständlichen Gründen normalerweise nicht zugänglichen – Lager ziemlich gedrängt verwahrt werden.

Zwischen 1987 und 1997 haben mehr als 100 ehemalige Sikorsky-Mitarbeiter in Bridgeport, Connecticut, das viermotorige Flugboot Sikorsky VS-44 von einem extrem verwitterten alten Wrack in ein einzigartiges Ausstellungsstück verwandelt. Nach mehr als 300 000 Arbeitsstunden trat das Flugboot im Sommer 1997 seine rund 100 Kilometer lange Reise ins NEAM an, wo es zusammengebaut und lackiert worden ist.

Ein ähnlicher Kraftakt gelang dank zahlreicher Helfer ab Ende der 90er Jahre, als die Boeing B-29 Superfortress von Grund auf restauriert wurde. Im Jahr 2003 bezog sie den extra für sie errichteten 58th-Bomb-Wing-Hangar. Dieser beherbergt inzwischen neben der B-29 einige weitere Kampfflugzeuge. Hier wird die Geschichte der Bombergruppe erzählt, die als erste mit der B-29 ausgestattet wurde.

Das Museum würdigt in einer großen Ausstellung das Leben und Wirken von Igor Sikorsky, der nach seinen ersten Jahren im zaristischen Russland in die Vereinigten Staaten übersiedelte und zum wohl berühmtesten Hubschrauberkonstrukteur wurde. Neben zwei seiner Flugboote sind derzeit gleich sieben Hubschraubertypen ausgestellt. Der Nachbau der Sikorsky S-16, einem Doppeldecker aus dem Jahr 1915, soll in den kommenden Monaten aus dem Lager wieder in die Dauerausstellung zurückkehren. Ein weiterer Bereich im zivilen Hangar ist den amerikanischen Rennflugzeugen aus den 30er Jahren gewidmet.

Unsere Highlights

Einzigartige Rennflugzeuge

Die voluminöse Gee-Bee R-1 ist neben dem Doppeldecker Laird LC-DW 300 Solution und der eleganten Marcoux Bromberg R-3 Vertreter der damals beliebten Luftrennen. Derzeit wird dieser Hangar umgeräumt, um Platz für die frisch restaurierte Douglas DC-3 zu schaffen. Mit etwas Glück kommt dann auch endlich die kanariengelbe P-51 in die Ausstellung. Der Amerikaner Anson Johnson baute sie Ende der 40er Jahre für Luftrennen um, indem er ihr die Flügel stutzte und den Motor verbesserte.

Zu den Highlights im militärischen Hangar zählen zweifelsohne die Republic P-47 Thunderbolt und die perfekt polierte Douglas A-26 Invader. Leider ist neben der Invader kein Platz mehr für die seltene North-American B-25H mit ihrer großen 75-mm-Kanone im Rumpfbug. Sie ist, wie so manch anderes Highlight, aus Platzgründen eingelagert worden.

Rund 150 freiwillige Helfer engagieren sich neben dem hauptamtlichen Personal derzeit im NEAM. Neben den laufenden Restaurierungsprojekten sind sie auch kompetente Ansprechpartner für die Besucher. Und man merkt bei einem Besuch tatsächlich schnell, dass hier Menschen mit Herzblut dabei sind, um die Luftfahrtgeschichte – und nicht nur die von Connecticut – zu präsentieren.

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Museumsinfo

Adresse: New England Air Museum, 36 Perimeter Rd., Windsor Locks, CT 06096, USA
Telefon: +1 860-623-3305
Website: www.neam.org
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, An Ostern, Thanksgiving, Weihnachten und Silvester geschlossen
Eintritt: Erwachsene: 12,50 Dollar, Kinder zwischen 4 und 11 Jahren: 7 Dollar, darunter kostenfrei; Senioren: 11,50 Dollar, Gruppenpreise auf Anfrage
Ausstellungs-Highlights: Boeing B-29, Burnelly Loadmaster, Douglas A-26C Invader, Goodyear Aircraft ZNPK-28 Gondel, Grumman F4F Wildcat, Grumman F6F Hellcat, Lockheed 10 Electra, North American P-51 (Rennflugzeug), North American B-25H Mitchell, Republic P-47 Thunderbolt, Sikorsky R-4B Hoverfly, Sikorsky S-39B, Sikorsky VS-44A, Vought F4U Corsair

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