Der Blick schweift weit in South Dakota, einem der US-Staaten in den Great Plains, dem Mittleren Westen. Wie eine Hauptschlagader durchzieht der Highway Nr. 90 den Bundesstaat und bringt die Touristen zu den Sehenswürdigkeiten wie den bizarren Felsformationen der Badlands oder den in Fels gemeißelten Präsidentengesichtern des Mount Rushmore. Nicht weit vom Highway entfernt liegt an der Ausfahrt 67B das weitläufige Gelände des Luftwaffenstützpunkts Ellsworth.
Eröffnet wurde die Basis unter dem Namen „Rapid City Army Air Base“ im September 1942 als Trainingsstützpunkt für Bomber des Typs Boeing B-17 Flying Fortress. In der Nähe der Haupteinfahrt zum Gelände befindet sich das „South Dakota Air and Space Museum“, das ohne Militärpass zugänglich ist. Der Eintritt ist frei.
Wer das Museumsportal der Ellsworth Air Force Base passiert, dessen Blick fällt unweigerlich auf das Großflugzeug im Zentrum des Ausstellungsgeländes: die Rockwell (heute Boeing) B-1B Lancer, ein schwerer strategischer Überschall-Bomber mit Schwenkflügeln. Das Leistungs- und Einsatzprofil sah vor, dass die vierstrahlige Maschine den Anflug in großer Höhe und mit Überschallgeschwindigkeit vollziehen und dann im Tiefflug in den feindlichen Luftraum eindringen sollte. Die Besatzung besteht aus vier Mann, die Lancer kann an die 34 Tonnen an Waffenzuladung mitführen.
Ihre Entwicklung begann in den 1960er Jahren, eine erste Version, die B-1A, erreichte aber nie Produktionsreife. Die Verträge wurden 1976 gestoppt. Fünf Jahre später wurde das Konzept wieder aufgegriffen, 1982 lief die Produktion der B-1B Lancer an. Zum ersten Kampfeinsatz kam sie 1988 während der Operation „Desert Fox“ im ersten Irakkrieg. Die ausgestellte Maschine gehörte der 77th Bomb Squadron an. Wie groß die Reichweite des Bombers ist, konnte man im März 2011 der Lokalpresse von Rapid City, nahe der Luftwaffenbasis, entnehmen: Demnach waren von der Ellsworth Air Base aus B-1B-Bomber des 28th Bomb Wing gestartet, um Tausende Kilometer entfernt am NATO-Militärschlag gegen Libyen teilzunehmen.
Nur ein paar Schritte von der Lancer entfernt steht das Modell, das die B-1B ablösen sollte: der Riesenbomber B-52. Die Stratofor-tress ist ein schwerer, achtstrahliger Langstreckenbomber, der von Boeing Ende der 1940er Jahre als Träger für Nuklearwaffen entwickelt wurde. Sein Erstflug fand am 15. April 1952 statt. In den 1950er Jahren übernahm er beim Strategischen Luftkommando die Rolle der B-36 Peacemaker und der B-47 Stratojet als Grundpfeiler der US-amerikanischen nuklearen Abschreckung im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion. Und wieder nur ein paar Schritte zurück trifft man auf eine B-29 Superfor-tress aus den 1940er Jahren. Der viermotorige Langstreckenbomber wurde hauptsächlich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gegen Japan eingesetzt und zwischen 1950 und 1953 von den USA im Koreakrieg genutzt.
Neben diesen waffenstarrenden Riesen-vögeln nimmt sich rechter Hand eine kleine Beech C-45 Expeditor geradezu zivil aus. Das zweimotorige Flugzeug aus dem Jahr 1939 diente der Army für Verbindungsflüge, die C-45-Version entsprach dabei weitgehend der Zivilversion B-18. Die Ausstellung auf dem Freigelände wird mit weiteren Propellermaschinen fortgesetzt. Die Douglas B-26K Counter Invader war eine Weiterentwicklung des Bombers B-26 von 1948, die im Koreakrieg vor allem bei Nachteinsätzen feindliche Nachschublinien aus der Luft bekämpfte. Ein besonderes Merkmal sind die acht im Bug angebrachten 12,7-Millimeter-Maschinengewehre.
Die Ausstellung kommt nicht ohne jene Kampfjets aus, die ab den 1950er Jahren weltweite Verbreitung fanden. Dazu gehört die bekannte Lockheed T-33 Shooting Star, eine Trainerversion der F-80. Sie wurde in der Zeit von 1948 bis 1959 produziert und stand in mehr als 20 Ländern fast 40 Jahre lang in Dienst. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich eine F-84F Thunderstreak, die 1950 zum ersten Male flog. In die Reihe der Düsenjäger aus den 1950er Jahren gehört die North American F-86 Sabre. Auch eine Navy-Maschine kommt im Ellsworth Air Museum zur Geltung: Die Vought A-7D Corsair II war sowohl bei der US Navy als auch bei der Air Force im Dienst und wurde bis 1998 auch von der Air National Guard eingesetzt. Ab 1967 war der Kampfjet über Vietnam im Einsatz. Die meisten der ausgestellten Flugzeugmuster waren auch auf der Ellsworth Air Force Base im Einsatz gewesen. Ab 1947 flog hier die schon erwähnte B-29. 1953 erhielt der Luftwaffenstützpunkt seinen heutigen Namen nach dem in Neufundland abgestürzten Brigadier General Richard E. Ellsworth. Im Kalten Krieg wurden rund um die Air Base atomar bestückte Interkontinentalraketen stationiert.
Mitte der 1980er Jahre wurde der Stützpunkt umstrukturiert, die alten B-52-Bomber ausgemustert. Für die neuen B-1B-Bomber, die ab 1987 in Dienst gestellt wurden, waren auch die Landebahnen erneuert worden. Das Museum entstand im selben Jahr.
Museumsinfo





South Dakota Air and Space Museum
Adresse: South Dakota Air and Space Museum, 2890 Davis Drive, BLDG #5208 Ellsworth AFB, SD 57706, USA
Telefon: +1 605 385-5189
Website: www.sdairandspacemuseum.com
Öffnungszeiten: von Januar bis Mai von 8.30 und 16.30 Uhr, sonst bis 18 Uhr an
jedem Tag der Woche
Base-Touren gibt es für 8 Dollar von Mitte Mai bis Mitte September.
Eintritt: kostenlos
Ausstellungs-Highlights: Boeing B-52 Stratofortress, Bell UH-1D, Rockwell B-1B Lancer, Stinson L-5, Douglas C-47, Boeing B-29 Superfortress, North American F-100 Super Sabre, Convair F-106 Delta Dart, Nachbau eines unterirdischen Atomraketenbunkers
Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 04/2017