P-51C: Wird die Thunderbird-Mustang der neue Oshkosh-Champion?

Erster Auftritt nach Wiederaufbau
Wird die Thunderbird-Mustang der neue Oshkosh-Champion?

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Zuletzt aktualisiert am 24.07.2023

Das EAA AirVenture ist Oshkosh hatte noch nicht einmal begonnen, da stand die "Thunderbird" als Sieger der begehrten Grand Champion-Trophäe für viele schon fest. Wer sich dem Rennpferd näherte, roch schon, dass die Maschine erste wenige Tage vorher die Lackiererei verlassen hatten und die Farbe noch nicht ganz durchgetrocknet war. Was die besondere Mustang in den Augen vieler AirVenture-Gäste zum Grandchampion macht? Die detailverliebte Restauration, klar. Es handelt sich schließlich um einen Wiederaufbau unter Verwendung von originalen Teilen. Aber auch die einzigartige Historie des Flugzeugs sucht ihresgleichen.

Die P-51C "Thunderbird" ist eine der bekanntesten Mustangs aus der Nachkriegszeit. Dieser ikonische Warbird gehörte dem Bomberpiloten und Schauspieler Jimmy Stewart, der im Laufe seiner Karriere von 1935 bis 1991 in über 92 Filmen, Fernsehsendungen und Kurzfilmen mitwirkte. Stewart war der erste Hollywood-Akteur, der sich nach Pearl Harbor zu den Streitkräften meldete. Er flog über 20 Kampfeinsätze und erreichte den Rang eines Brigadegenerals.

So schnell war damals keine andere Mustang

Am 19. Dezember 1949 verkaufte Stewart das Flugzeug an die US-Rekordfliegerin Jacqueline Cochran. Die Thunderbird war die dritte P-51 Mustang in ihrem Besitz. Am 29. Dezember 1949 stellte Cochran damit zwei Weltrekorde der Fédération Aéronautique Internationale (FAI) und einen Rekord der U.S. National Aeronautic Association auf. Dabei erreichte sie eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 437 Meilen pro Stunde.

Luftkurier für Fernsehsender

In einem Luftrennen flog die Thunderbird 1953 Filmmaterial von der Krönungszeremonie der britischen Königin Elisabeth II. für den US-Sender CBS von Goose Bay, Kanada, nach Boston, und schlug dabei die auf derselben Strecke fliegende P-51 des Konkurrenzsenders NBC um 24 Minuten.

1955 wurde die Registrierung der Thunderbird nach einem Crash gelöscht. Wegen Fahrwerksproblemen war der Pilot mit dem Fallschirm im Flug ausgestiegen.

Schrotthaufen entpuppt sich als Goldschatz

1999 kaufte Warren Pietsch, ein Gründungsmitglied des Dakota Territory Air Museum und ein bekannter Warbird-Pilot, in Nebraska etwas, das er für eine beschädigte P-51A hielt. Erst später entdeckte er, dass es sich in Wirklichkeit um die Überreste der Thunderbird handelte. Mit dieser Entdeckung und der unglaublichen Geschichte dieser Mustang begann Pietsch die Restaurierung der Thunderbird als Hommage an seine legendären Besitzer: Jimmy Stewart, Joe DeBona, Jackie Cochran und Jim Cook.

Aufwändiger Wiederaufbau

Besonders herausfordernd war es, die originalen Farbtöne für die Lackierung und die Außenmarkierungen zu finden. Schwierigkeiten bereitete auch der Wiederaufbau der Tragfläche der P-51C, die sich vom Flügel späterer Modelle wie der P-51D unterscheidet. Die frühen Fahrwerksklappen der ursprünglichen Thunderbird waren wahrscheinlich die Ursache für den Absturz im Juni 1955, als sie sich nicht richtig schlossen und das Hauptfahrwerk blockierten. Eine detailgetreue Restaurierung in den ursprünglichen Originalzustand ist der Wiederaufbau nicht: Einige spezifische Merkmale der B/C-Varianten wurden gegen die zuverlässigeren oder besser verfügbaren Optionen des D-Modells ausgetauscht.

Gerade noch rechtzeitig wurde die Thunderbird jetzt zum EAA AirVenture fertig: Pilot Bernie Vasquez brachte den Bendix-Rennsieger von 1949 nach jahrelangen Restaurierung Anfang Juni 2023 wieder in die Luft – da war der Warbird noch nicht einmal grundiert.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Verantwortlich für die aufwändigen Arbeiten zeichnet AirCorps Aviation. Das in Bemidji, Minnesota, ansässige Unternehmen hat sich auf die Restaurierung, Wartung und den Wiederaufbau alter Flugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg spezialisiert. Für das Dakota Territory Air Museum hat AirCorps Aviation zuletzt auch eine P-47D Razorback restauriert. Auch dieser Warbird ist einmalig – handelt sich doch um die derzeit einzige fliegende, von Republic gebaute P-47D weltweit.