Vor 24 Jahren machte Familie Walker ihren Traum wahr. Sie kaufte das Land, auf dem einst die RAF- und USAAF-Basis Membury Airfield war. Mit dem Familiengeschäft, Walker Logistics Ltd., zog sie noch im selben Jahr in die historischen Hangars. Spezialisiert auf Lagerung, Transport und Abwicklung von Gütern, wuchs die Firma schnell. Es entstanden weitere Hallen auf dem historischen Grund. Die Geschäfte laufen noch heute gut, und so konnten sich die Geschäftsführer Philip und Charlie Walker, der auch noch als Berufspilot arbeitet, einen weiteren Traum erfüllen: 2012 beschlossen sie, eine Douglas C-47 Dakota zu kaufen.
Charlie, der großes Interesse an der Luftfahrtgeschichte hat, wollte eine Maschine haben, die während des Zweiten Weltkriegs von Membury aus geflogen ist. Verschiedene Muster waren dort stationiert, doch eines ist den Anwohnern bis heute besonders in Erinnerung geblieben: die militärische Version der DC-3.
Eine lange Recherche war nötig, bis Charlie tatsächlich fündig wurde. Die 42-100521 stand in Arkansas, und nach der Begutachtung durch die DC-3-Spezialisten Frank und Glen Moss von Shell Creek Aviation wurde der Kauf im November 2012 vollzogen. Die Walkers waren nun im Besitz einer C-47, die eine interessante Historie aufweist: 1943 hatte das Flugzeug das Werk der Douglas Aircraft Company in Long Beach verlassen und ihre Reise zum Kriegsschauplatz in Nordafrika angetreten. Die Route führte seinerzeit über Nordamerika, Puerto Rico, Britisch Guyana, Brasilien und die kleine Insel Ascension im Atlantischen Ozean. Von dort aus überquerte sie den Atlantik und erreichte schließlich Marrakesch. Die letzte Etappe führte nach Nottinghamshire, wo die Maschine am 7. Januar 1944 an die 9. US-Luftflotte übergeben wurde.
Die wahre Identität der C-47 wird bekannt
In den Monaten darauf folgten verschiedene Einsätze bis hin zum D-Day, als die 100521 mit Hunderten anderer Dakotas Fallschirmspringer über der Normandie absetzte. Als Charlie Walker den Lebenslauf seines Flugzeugs in Erfahrung brachte, war für ihn auch die Zukunft klar. Es sollte wieder in seiner originalen Ausstattung und Lackierung wie zu Zeiten der Invasion auferstehen. Nicht nur das: Die C-47 sollte auch die originale Nose Art erhalten. Noch vor dem Einsatz am 6. Juni 1944 hatte die Crew den Schriftzug und die stilisierte DC-3 auf die Nase der heute als „Night Fright“ (Nacht-Schreck) bekannten C-47 aufgebracht.
Am 24. April 2017 kehrte die inzwischen demontierte C-47 im Container nach England zurück und wurde nach Coventry transportiert, wo sie in den kommenden zwei Jahren umfassend restauriert wird. Die Arbeiten werden von Ben Cox von Air Atlantique und Clive Edwards durchgeführt. Die Hauptaufgaben, wie Korrosionsbeseitigung sowie der Einbau von neuen Motoren und Propellern, sollen innerhalb der nächsten zwölf Monate abgeschlossen sein. Danach soll die C-47 von ihrer alten Basis in Membury aus betrieben werden. Der erste größere Auftritt ist erst für das Jahr 2019 angedacht. Dann soll die „Night Fright“ im Rahmen der Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Invasion in die Normandie zurückkehren, um Fallschirmspringer abzusetzen. Klassiker der Luftfahrt wird weiterhin über den Werdegang des historischen Flugzeugs berichten.
Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 05/2017