Fiat G.91 als Warbird: Die einzige fliegende Gina der Welt in Aktion

Seltener Auftritt der Fiat G.91
Die letzte fliegende Gina der Welt in Aktion

Veröffentlicht am 26.07.2025

Am 17. und 18. Juni 2023 feierten die italienischen Luftstreitkräfte ihr 100-jähriges Bestehen mit einer großen Flugschau in Pratica die Mare. Einer der Stars war die Fiat G.91R/1A mit der Seriennummer MM 6305. Sie ist die einzige flugfähige "Gina" der Welt und trägt die zivile Zulassung I-AMIC. Nach der viel beachteten Premiere in einer einzigartigen Formation mit einem AMX und Tornado wurde es jedoch stiller um den in den Farben der Kunstflugstaffel Frecce Tricolori lackierten Oldtimer. Das Team hatte das Fiat-Muster bis 1982 genutzt. Beim diesjährigen Royal International Air Tattoo im britischen Fairford gab die flotte Italienerin jedoch ein seltenes Gastspiel. Sie flog zunächst in Formation mit einer Leonardo M-346, dem künftigen Muster der Frecce. Anschließend lieferte sie eine Solo-Vorführung.

Bereits im Jahr 2007 gab es erste Gedanken, die bis dahin auf einem Flugplatz bei Modena im Freien ausgestellte Maschine wieder in die Luft zu bringen. Der Warbird-Enthusiast Renzo Catellani hatte die Gina 2009 erworben. Allerdings stellte sein Verein Vola Fenice in Reggio Emilia die bereits begonnene Restaurierung zu Gunsten von zwei Aermacchi MB-326 vorläufig ein. Erst im Vorfeld der geplanten 100-Jahr-Feier der Aeronautica Militare Italiana (AMI) nahmen die Pläne konkrete Formen an. Die italienische Luftwaffe tat sich mit dem Team von Catellani zusammen, um den ehemaligen Jagdbomber bis zur Veranstaltung in Pratica di Mare 2023 wieder in die Luft zu kriegen.

Schwieriger als erwartet

So begann das Projekt 2021. Vor allem die bereits eingesetzte Korrosion machte die Arbeiten indes umfangreicher als geplant. Auch die Suche nach einem geeigneten Orpheus-Triebwerk der passenden 803-Unterversion gestaltete sich schwierig. Abhilfe schuf das Malignani-Institut, das neben anderen Teilen wie Tragfläche, Schleudersitz und Leitwerke auch den Antrieb aus einer zur Techniker-Schulung verwendeten G.91 spendete. Zum Start des Aggregats kommt nun statt den alten Kartuschen ein Druckluftsystem zum Einsatz. Die Lackierung erforderte zusätzlichen Aufwand, da keine Originalunterlagen zu den genauen Markierungen verfügbar waren.

Erstflug drei Tage vor der Show

Daher wurde die Zeit bis zum Auftritt auf der Jubiläumsflugschau bei Rom knapp. Das Ziel, sie rechtzeitig in der Luft zu haben, konnte die Mannschaft mit Hilfe von aktiven Technikern der AMI gerade so erreichen: Nur drei Tage vor der Show flog die Gina am 14. Juni in Piacenza bei Mailand zum ersten Mal. Am Steuer war der ehemalige Testpilot Mauricio Lodovisi. Die Premiere dauerte rund 30 Minuten. Da die drei weiteren Testflüge ohne größere Probleme erfolgten, stand die Überführung nach Pratica di Mare an. Die drei Flüge an den Show-Tagen sowie die Rückkehr nach Piacenza liefen ebenfalls recht reibungslos – kaum zu glauben, angesichts des Umfangs der Wiederherstellung und des engen Zeitrahmens. Rechtlich möglich gemacht hatte den Auftritt eine Ausnahmegenehmigung der italienischen Luftfahrtbehörde ENAC (Ente Nazionale Aviation Civile).

Zulassungsprobleme

Danach machte sich die G.91 allerdings rar. Offene Zulassungsfragen verhinderten den für 2023 geplanten Abstecher zum Air Tattoo in Fairford. Erst im Frühjahr 2024 begannen schließlich erste Flüge im Rahmen der angestrebten ENAC-Zulassung. Bis dahin blieb die blaue Schönheit am Boden. Später folgten nur wenige Auftritte in Italien. Nach der Premiere in Großbritannien könnten aber weitere Vorführungen in In- und Ausland stattfinden. Vielleicht lässt sich Renzo Catellani ja auch zu einem Ausflug nach Deutschland überreden.