Die heutige Grissom Air Force Base ist eher ein beschaulicher Ort mit einigen stationierten Boeing KC-135 Tankern der amerikanischen Luftstreitkräfte. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs war die damalige Bunker Hill Station eines der großen Trainingszentren für angehende Militärpiloten. Zwischen 1943 und Kriegsende wurden hier rund 6000 Flugschüler durch den zwölfwöchigen fliegerischen Grundkurs geschleust. Im Frühjahr 1945 waren am Platz unglaubliche 400 Stearman-Kaydet-Schulflugzeuge stationiert. Nach dem Krieg wurde die massenhafte Pilotenausbildung natürlich stark zurückgefahren und Teile der Station wurden sogar wieder landwirtschaftlich genutzt. Das änderte sich aber mit dem aufkommenden Koreakrieg schlagartig und es wurden Einheiten mit modernen Boeing-KC-135-Tankern sowie Boeing B-47 Stratojet stationiert. Die Stratojet wurde 1960 durch die Convair B-58 Hustler ersetzt.

Eine MiG-23 darf im Museum natürlich auch nicht fehlen.
Zwei seltene Bombertypen
Beide historische Bombertypen sind heute nur noch in geringer Stückzahl erhalten und das Grissom Air Museum ist einer der wenigen Orte in den Vereinigten Staaten, wo man sogar beide bewundern kann. Während von der B-47 noch 23 Exemplare in amerikanischen Museen zu finden sind, gibt es von der B-58 lediglich noch acht Exemplare. Die 55-0663 auf der Grissom AFB war die vierte von 116 gebauten Hustler und ist heute das älteste erhaltene Exemplar dieses ersten Überschallbombers der Luftfahrtgeschichte. Die Grissom AFB war einer von lediglich drei Standorten, wo dieser ikonische Bomber stationiert worden ist. Auch fand hier das zentrale Pilotentraining für die Hustler statt. Im kleinen Museumshangar wird die lange Geschichte des Standortes erzählt. Neben unzähligen Memorabilien aus den letzten Jahrzehnten werden hier auch einige Cockpits und Triebwerke präsentiert. Leider ist im Hangar kein Platz für eine Stearman Kaydet als Standardausbildungsflugzeug. Zumindest ein Link-Trainer dient als Erinnerung an die 6000 Soldaten, die hier ihre ersten praktischen Erfahrungen als Pilot machten. Das bedrückendste Ausstellungsstück ist sicherlich ein recht unscheinbarer Metallzylinder von 3,75 Metern Länge und einem Durchmesser von 1,25 Metern: Es ist eine B53, eine thermonukleare Bombe, die von den hier stationierten Bombern ins Ziel geflogen werden sollte. Diese Bombe sollte sowjetische Erdbunker zerstören und hatte die Sprengkraft von nicht weniger als 562 Hiroshimabomben (9 000 000 Tonnen TNT).

Von der Boeing B-47 Stratojet (hier Serial 51-2315) existieren in amerikanischen Museen noch insgesamt 23 Exemplare.
Schutz vor den Elementen
Seit geraumer Zeit sammelt das Museum fleißig Spenden, um zumindest die seltene B-58 Hustler langfristig von den Elementen geschützt ausstellen zu können. Neben der kompletten Hustler ist auch der Anfang der 1950er Jahre entwickelte Raketenschlitten zu sehen, mit dem die Rettungskapseln des Bombers getestet wurden. Schließlich konnte man Mach-2-Piloten nicht einfach mit einem gewöhnlichen Schleudersitz in die Luft schießen. Eine dieser Kapseln ist selbstverständlich auch zu sehen. Bereits vor den Elementen geschützt ist seit einiger Zeit die seltene Lockheed D-21 Drohne. Sie wurde ab 1962 entwickelt und konnte mit Mach 3 und in 27 000 Metern Höhe Aufnahmen über feindlichem Gebiet machen. Die mit einem Staustrahltriebwerk ausgestatteten Drohnen wurden von Lockheed SR-71 und B-52 als Trägerflugzeugen gestartet. Das Programm wurde 1971 beendet, und von den 38 gebauten Drohnen sind noch etwa ein Dutzend erhalten.

Blick auf das Freigelände des Museums in Peru, Indiana.
Freigelände mit bunter Mischung
Der größte Teil der Sammlung auf dem Freigelände besteht aus einer bunten Mischung von amerikanischen Militärmaschinen aus den 1950er bis 1980er Jahren, von denen viele außerhalb der Vereinigten Staaten nur selten zu sehen sind. Bevor die noch immer eingesetzten Boeing KC-135 für die Betankung schneller Jets eingesetzt wurden, nutzte die amerikanische Luftwaffe dafür als Übergangslösung die aus der B-29 entwickelte KC-97 Stratofreighter. Das Exemplar in der Ausstellung war übrigens die erste KC-97, die mit ergänzenden Jettriebwerken ausgerüstet worden war. Auch von der ausgestellten Fairchild C-119 Flying Boxcar waren hier vor sechs Jahrzehnten einige Exemplare für Spezialaufträge stationiert. Nicht in die Zeit passen die allgegenwärtige Douglas C-47 und der mittlere Bomber North American B-25 Mitchell. Trotzdem freut man sich natürlich immer, wenn man diese Muster in einem Museum besichtigen kann. Die MiG-23 der ehemaligen bulgarischen Luftwaffe passt auf den ersten Blick noch weniger in die Sammlung. Sie gehörte allerdings zu den Maschinen, die nach ihrer Ausmusterung nach Texas geliefert wurden, um dort geplante Feinddarstellung zu fliegen. Das Projekt blieb jedoch unvollendet und die Maschine stand einige Jahre im Freien, bevor sie dem Museum gestiftet wurde. Ein Relikt aus dem kalten Krieg sorgt im Grissom Air Museum für einmalige Ausblicke über das Gelände. Seinerzeit haben die Besatzungen 24/7 neben den Atombombern gelebt, denn sie mussten innerhalb von nur 15 Minuten in der Luft sein, sollte es zu einem atomaren Schlag der UdSSR kommen. Der Bereich lag hier wenige hundert Meter neben dem heutigen Museum und war mit ebenfalls 24/7 besetzten Wachtürmen umgeben. Erst im September 1991 wurde diese Daueralarmbe- reitschaft abgeschafft. Jetzt steht der Turm den Museumsbesuchern offen, die sich von dort einen Überblick auf die rund 30 Luftfahrzeuge im Freigelände verschaffen können.