Königliche Sammlung
Die Luftfahrtabteilung des belgischen Armeemuseums

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Über hundert Jahre ist die Sammlung des Armeemuseums in Brüssel nun schon alt. Kein Wunder, dass in der umfangreichen Luftfahrtabteilung viele Schätze auf die Besucher warten.

Die Luftfahrtabteilung des belgischen Armeemuseums

Allein schon die Architektur des Gebäudesist sehr imposant. Ende des 19. Jahrhunderts begann der Bau des Triumphbogens und der Ausstellungshallen im Jubelpark von Brüssel. Am 28. Juni 1923 eröffnete König Albert I. hier das Königliche Armee- und Militärgeschichtliche Museum, das aus der für die Weltausstellung von 1910 ins Leben gerufene Sammlung von militärgeschichtlichen Gegenständen entstanden war. Dabei hatte der Jubelpark schon vorher Bedeutung für die Luftfahrt: Vor dem Ersten Weltkrieg stiegen hier Ballone auf, und 1910 landeten erste Flugzeuge auf dem Gelände. Da die Kollektion ständig wuchs, gründete man im Jahr 1972 eine eigene Luftfahrtabteilung.

Unsere Highlights

Die Sammlung gibt in erster Linie einen erstaunlich kompletten Überblick über die vom belgischen Militär verwendeten Flugzeuge und Hubschrauber. Aber auch einige Typen anderer Nationen sind vertreten. Im Lauf der Jahrzehnte kam dabei eine einzigartige Ausstellung zustande. Besonders stolz kann das Museum auf seine Exponate aus der Anfangszeit der Fliegerei sein. Da gibt es beispielsweise einen Dreidecker des belgischen Erfinders César Battaille aus dem Jahr 1911, der von einem französischen Piloten erprobt wurde. Von der Nieuport 17 C1 hat nur das in Brüssel zu sehende Originalexemplar überlebt. Der Jäger flog ab 1917 bei der ersten und fünften Staffel der belgischen Streitkräfte. Im Jahr 1973 restaurierte das Militär den Oldtimer auf dem Stützpunkt St. Truiden bei Brüssel. Das Gleiche gilt für die Hanriot-Dupont HD-1, die noch bis 1922 in Dienst stand. Die im Austausch mit dem Musée de l’Air in Le Bourget erworbene Caudron G III steht für die 36 vom belgischen Militär im Sommer 1918 übernommenen Exemplare dieses Typs. Ebenfalls aus Paris kam der Rumpf einer Voisin III.

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Einzigartige Sammlung aus dem Ersten Weltkrieg

Nur noch eine einzige Halberstadt C V existiert noch. Das Flugzeug wird derzeit restauriert. Foto und Copyright: Patrick Hoeveler

Von der Aviatik C 1 gibt es weltweit nur noch ein Exemplar; es befindet sich derzeit in der Restaurierung. Belgische Truppen hatten den deutschen Doppeldecker im Ersten Weltkrieg erbeutet. Ebenfalls aufgearbeitet wird das einmotorige Kampfflugzeug LVG C VI der Luftverkehrsgesellschaft, das nach dem Krieg noch beim belgischen Militär flog. Von beiden Mustern sind momentan nur die von ihrer Bespannung befreiten Tragflächen im Museum zu sehen. Im Originalzustand von 1918 ist der Rumpf einer Halberstadt C V, ebenfalls der einzige noch existierende Vertreter dieses Typs. Der Aufklärer kam als Reparationsleistung nach Belgien und gehört seit 1921 zum Bestand des Armeemuseums. Die Arbeiten an dem deutschen Trio dürften einige Jahre in Anspruch nehmen.

In gutem Zustand präsentiert sich das Flugboot Schreck FBA Typ H, das bis 1918 bei den belgischen Streitkräften flog. Von den rund 4000 gebauten Royal Aircraft Factory RE8 existieren heute nur noch zwei Exemplare, eins davon ist im Jubelpark zu sehen. Belgien hatte ab 1917 insgesamt 22 dieser Beobachtungsflugzeuge übernommen. Weitere gezeigte, originale Flugzeuge aus der Zeit des Ersten Weltkriegs in der Ausstellung sind die Farman MF XI, Sopwith 1 ½ Strutter, Sopwith Camel F1 und SPAD XIII C1. Aber auch die anderen Epochen sind würdig vertreten. Aus der Sammlung von Jean Salis aus La Ferté-Alais stammen die Morane-Saulnier MS 230 und MS 315. Die Junkers Ju 52 wurde in Deutschland gebaut und kam aus Portugal nach Brüssel. Weitere deutsche Produkte sind Bücker Bü 181 und Fieseler Fi 156 sowie eine in Frankreich gebaute Nord 1002 (Bf 108) und die Gondel des Zeppelins L-30.

Raritäten aus Großbritannien

Außerdem nennt das Museum viele seltene britische Muster aus dem Zweiten Weltkrieg sein Eigen, etwa eine Hawker Hurricane II C. Die Supermarine Spitfire ist gleich in zwei Versionen zu besichtigen: in den Ausführungen Mk IX und LF XIV E. Letzteres Exponat ist mit dem Griffon-Motor ausgestattet und war aus drei verschiedenen Exemplaren zusammengesetzt worden. Im März 1957 kam die de Havilland Mosquito in der Allwetterversion Mk 30 aus Beauvechain ins Museum. Aufwändig restauriert wurde die Bristol Bolingbroke. Ein seltenes Flugzeug ist die Fairey Battle, die 1990 im Austausch gegen eine Spitfire aus Großbritannien eintraf.

Das frühe Jetzeitalter wird unter anderem repräsentiert von zwei Gloster Meteor (darunter der erste in Belgien bei Fairey in Gosselies montierte Jet), einer de Havilland Vampire, einer North American F-86F aus Portugal, drei Republic F-84 und einer Dassault Ouragan. Einen Exot stellt hierzulande die Avro Canada CF-100 Canuck dar. Belgien war der einzige Exportkunde des kanadischen Jägers. Allerdings wanderten alle 53 Exemplare nach ihrer Dienstzeit in den Schredder. Ersatz beschaffte sich das Museum 1971 aus Kanada. Selbstverständlich fehlen auch nicht die später in Belgien geflogenen Typen Hawker Hunter, Lockheed F-104G Starfighter, Dassault Mirage 5 und die erste belgische Lockheed F-16A Fighting Falcon.

Die größten Flugzeuge in der Sammlung sind die Fairchild C-119G Packet und die Sud Caravelle von Sabena, die auf Stelzen gestellt ist und so die enorme Größe der Halle verdeutlicht. Zurzeit wird das ehrwürdige Gebäude renoviert. Während der Arbeiten bleibt die Sammlung aber weiterhin geöffnet.

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