Luftduelle über Vietnam: Das Phantom geht auf MiG-Jagd

Luftduelle über Vietnam
Das Phantom geht auf MiG-Jagd

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ArtikeldatumVeröffentlicht am 17.08.2025
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Zeichnung McDonnel Douglas F4 vs. MiG-21
Foto: Lucio Perinotto

Am 5. November 1966 starteten zwei nordvietnamesische MiG-21 von ihrem Heimatflugplatz mit einem klaren Ziel: die Abfangjagd auf eine amerikanische EB-66, die elektronische Kampfversion der Douglas B-66 Destroyer. Ihre Aufgabe war es, feindliche Radaranlagen zu stören, um amerikanischen Luftangriffen den Weg zu ebnen. Die beiden MiG-Piloten, Bui Dinh Kinh und Dong Van Song, sichteten ihr Ziel in etwa zehn Kilometern Entfernung – und mit ihm auch die vier F-4C Phantom II der US Air Force, die die EB-66 eskortierten. Doch statt sich auf die Jäger zu konzentrieren, steuerten die Nordvietnamesen unbeirrt auf den störenden Begleiter zu.

MiG gegen Phantom-Eskorte

Kinh feuerte eine infrarotgelenkte R-3S-Rakete ab – eine sowjetische Nachkonstruktion der amerikanischen AIM-9 Sidewinder. Ein Exemplar dieser Rakete war 1958 in chinesische Hände gefallen, nachdem es bei einem Luftkampf zwischen taiwanesischen und chinesischen Maschinen unversehrt geborgen werden konnte. Dem amerikanischen EB-66-Piloten gelang es, dem anfliegenden Geschoss durch ein spiralförmiges Sturzmanöver in die Wolken zu entkommen. Als das Flugzeug wieder aus der Deckung auftauchte, bereitete Kinh den nächsten Angriff vor – doch plötzlich verlor er die Kontrolle über seine MiG: Ein AIM-7E Sparrow, abgefeuert von einer der begleitenden F-4 Phantom der 480th Tactical Fighter Squadron unter Major J. Tuck und 1st Lt. J. Rabeni, hatte ihn getroffen. Kinh konnte sich gerade noch mit dem Schleudersitz retten. Sein Kamerad Dong Van Song hingegen manövrierte sich geschickt hinter die angreifende F-4 und bereitete den Abschuss einer eigenen Rakete vor – als seine MiG ebenfalls getroffen wurde: Eine AIM-9B Sidewinder aus der Phantom von 1st Lt. W. Latham und 1st Lt. K. Klause beendete auch diesen Angriff. Song überlebte den Abschuss und landete unverletzt. Es sollte nicht sein letzter sein: Dreimal wurde er 1966 abgeschossen – und erzielte dennoch bis Kriegsende vier bestätigte Luftsiege.

Dominanz der F-4

Dennoch war die F-4 Phantom ganz klar der dominierende Jäger während des Vietnamkriegs. Ursprünglich besaßen die F-4 kein Waffensystem, waren aber schwer mit Raketen bewaffnet. Eine typische Raketenladung bestand aus vier AIM-7 Sparrows und vier AIM-9 Sidewinders. Abwurftanks wurden oft an anderen Befestigungspunkten mitgeführt, um die Reichweite des Jägers zu erhöhen. Den Phantoms standen die MiGs der Vietnamesischen Volksluftwaffe (VPAF) gegenüber, die während des Krieges vier Typen flogen. Zu Beginn war es noch die MiG-15, die jedoch schnell durch die modernere und bessere MiG-17 ersetzt wurde. 1968 kam die MiG-19 dazu, die neben drei 30-mm-Kanonen auch noch zwei R3S-Atoll-Raketen mitführen konnte. Doch erst die MiG-21 war ein ebenbürtiger Gegner der Phantom: Sie beschleunigte schneller als eine F-4 und war in größeren Höhen am effektivsten. Die MiG-21 trug vier Atoll-Raketen und eine 23-mm- Kanone. Von den 16 Assen der VPAF flogen drei die MiG-17, der Rest die MiG-21. Das letzte Gefecht zwischen F-4 und MiGs fand am 12. Januar 1973 statt, als zwei Phantoms der USN von der USS Midway gegen eine MiG-17 eingesetzt wurden.