Messerschmitt Me 209: Rekordflugzeug mit Jäger-Genen

Messerschmitt Me 209
Das deutsche Rekordflugzeug mit Jäger-Genen

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Veröffentlicht am 04.10.2023
Das deutsche Rekordflugzeug mit Jäger-Genen
Foto: Lucio Perinotto

Vor über 80 Jahren, am 26. April 1939, erflog der Messerschmitt-Werkspilot Fritz Wendel mit der Me 209 V1 (von der Propaganda als "Me 109 R" bezeichnet) mit 755,1 km/h den absoluten Geschwindigkeitsrekord für Kolbenmotor-Propellerflugzeuge. Erst mehr als drei Jahrzehnte später wurde die Bestmarke geknackt. Mit Wendels Weltrekordflug entlang der vorher festgelegten Strecke zwischen Augsburg und Buchloe ging eine knapp zweijährige Rekordschlacht zu Ende, die fast ausschließlich in Deutschland zwischen Heinkel und Messerschmitt ausgetragen wurde. Im Juni 1938 flog Ernst Udet mit einer He 100 mit 634,7 km/h über einen 100-Kilometer-Kurs, am 30. März 1939 schraubte Hans Dieterle mit einer He 100 V8 den absoluten Geschwindigkeitsrekord auf 746,6 km/h hoch. Er währte keine vier Wochen, denn schon am 26. April wurde er dann schließlich von Fritz Wendel überboten.

KL-Dokumentation

30 Jahre Rekordhalter

Die rasante Entwicklung der Strahltriebwerke ließ die Propellerflugzeuge kurz darauf technisch in den Hintergrund treten – und so bestand dieser Rekord für mehr als drei Jahrzehnte. Der Weltrekord für Kolbenmotorflugzeuge wurde mehrfach angegriffen, ehe er – nun nur noch eine aus rein sportlicher Sicht interessante Bestmarke – am 16. August 1969 von Darryl Greenamyer über der Edwards Air Force Base mit einer modifizierten Grumman F8F-2 Bearcat auf 777,37 km/h erhöht wurde. Von da an dauerte es nochmals zwei Jahrzehnte, bis Lyle Shelton ihn im August 1989 mit einer umgerüsteten Grumman F8F-2 "Rare Bear" auf die bis heute gültigen 850,25 km/h schraubte. 2017 erreichte Steve "Stevo" Hinton in der hochgezüchteten P-51 Mustang "Voodo" sogar 892,68 km/h, doch die Regularien der Fédération Aéronautique Internationale (FAI) hatten sich geändert und die Art der Rechnung, die einen Rekord offiziell macht, war neu. Hinton schaffte zwar eine höhere Geschwindigkeit, doch der zu wertende Durchschnitt war nicht höher.

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Was übrig blieb

Von der einstigen Rivalität der zwei konkurrierenden Flugzeughersteller aus der Hochzeit der Rekordjagd ist heute nicht mehr viel übrig: Heinkel ging 1964 gemeinsam mit Weserflug und Focke-Wulf in den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) auf. Diese mündeten schließlich ebenso wie Messerschmitt in die heutige Airbus Group. Von Fritz Wendels Rekordflugzeug existieren heute immerhin noch einige Komponenten. Die Me 209 V1 kam 1944 zur Deutschen Luftfahrtsammlung nach Berlin, blieb dort aber nicht lange, sondern wurde wegen der anhaltenden Bombenangriffe ins damalige östliche Reichsgebiet verlagert. Viele Teile gingen dabei verloren. Die schlecht erhaltenen Überreste (Rumpf, Höhenruder und Teile der Motorabdeckung) befinden sich heute im Luftfahrtmuseum von Krakau. Ob es in naher Zukunft einen weiteren Versuch geben wird, den Rekord zu brechen, ist nicht bekannt. Die "Voodo" ist im Planes of Fame Air Museum in Chino zu sehen. Hinton meinte in einem Interview, dass sie eigentlich fähig wäre, den Rekord zu verbessern.