Allein die Geräuschkulisse, die diesen Act begleitet, macht sofort klar, dass etwas Außergewöhnliches passiert, selbst für OTT-Verhältnisse. Während die Luft rund um den Flugplatz sonst erfüllt ist von gutturalem Grummeln, Bollern oder markantem Sägen, kündigt ein lauter werdendes Pfeifen einen ganz besonderen Gast an. Die Silhouette, die sich aus dem Himmelblau zu schälen beginnt, ist scharf gezeichnet, wirkt so aggressiv wie elegant. Spätestens als das Flugzeug über den Platz flitzt und das Pfeifen zu einem kratzigen Rauschen und Reißen wird, ist klar: Die Schwalbe zeigt ihr Potenzial!

Das charakteristische Pfeifen der Strahltriebwerke kündigt den Me-262-Nachbau bereits aus der Ferne an.
Originalgetreuer Nachbau
Die Messerschmitt Me 262, Spitzname Schwalbe, gehört zu den bahnbrechenden Entwürfen im Flugzeugbau und sollte Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg die Lufthoheit zurückbringen. Das Exemplar, das über der Hahnweide sein Display fliegt, ist ein originalgetreuer Nachbau, der von der Messerschmitt-Stiftung in Manching betrieben wird. Landung auf der Hahnweide? Ausgeschlossen. Zu groß das Risiko, dieses wertvolle Fluggerät zu beschädigen. Lieber fliegt man für den Auftritt aus Manching ein und danach wieder zurück. Während Mustang, Bf 109, Spitfire und Co so anachronistisch wie faszinierend sind, wird beim Anblick des ersten in Großserie gebaute Strahlflugzeugs der Welt klar, dass damit bei den Messerschmitt-Werken Anfang der 1940er Jahre die Zukunft der Fliegerei eingeläutet wurde. Triebwerke unter den Tragflächen, konventionelles Leitwerk – die Me 262 kam in der Konfiguration daher, die bis heute vor allem für Passagier- und Frachtflugzeuge bestimmend ist.

Der über der Hahnweide gezeigte Me-262-Nachbau wird von der Messerschmitt-Stiftung in Manching betrieben und für das Display eingeflogen.
Vom Propeller zum Düsenantrieb
Das erste Versuchsflugzeug startete am 18. April 1941 mit Fritz Wendel am Steuer zum Erstflug, wobei als Antrieb noch ein im Bug eingebauter Jumo-210-G-Kolbenmotor mit Propeller diente. Dieser brachte den Jäger immerhin auf 450 km/h im Horizontalflug und auf 800 km/h im Bahnneigungsflug. Knapp ein Jahr später erfolgte der erste Start mit zwei BMW-P3302-Strahltriebwerken in den Flächengondeln, allerdings sollte das konkurrierende Jumo 004 später als Standardantrieb für die Schwalbe zum Einsatz kommen. In der Folge bekam das Flugzeug eine längere Nase, um den Schwerpunkt zu optimieren, zudem wurden mehrere Fahrwerkskonfigurationen getestet.
Ab dem Frühjahr 1943 flogen hochrangige Luftwaffenpiloten auf dem revolutionären Strahljäger. Doch trotz begeisterter Urteile – Adolf Galland beschrieb seine Erfahrung mit dem Satz "Es ist, als wenn ein Engel schiebt!" – lag lange Zeit keine Freigabe für den Serienbau vor. Stattdessen wurde hitzig über die künftige Einsatzrolle der Me 262 gestritten. Hitler persönlich sah in ihr vor allem einen Schnellbomber zur Bekämpfung der erwarteten alliierten Invasionstruppen und keinen Jäger und ordnete den entsprechenden Umbau an – eine seiner zahlreichen Fehlentscheidungen in Rüstungsfragen. Im Mai 1944 startete die Me 262 V10 erstmals mit einer 250-Kilo-Bombe unter einem neu entwickelten Rumpfträger, während zur Umrüstung ungeeignete Vorserienflugzeuge ihre ersten Abschüsse in ihrer Paraderolle als Abfangjäger erzielten.

Im Einsatz profitierte die Me 262 vor allem von ihrem deutlichen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber alliierten Jägern und Bombern.
Gefürchteter Gegner
Die Me 262 besaß wegen ihres Geschwindigkeitsüberschusses gegenüber feindlichen Jägern und Bombern einen enormen Vorteil. Allerdings war sie in der Start- und Landephase wie auch im Langsamflug schwerfällig und verwundbar. Alliierte Jäger versuchten deshalb gezielt, diese Phasen über den Heimatbasen der Me 262 abzupassen. Dennoch wurde die Me 262 binnen kurzer Zeit ein gefürchteter Gegner: Im ersten Einsatzmonat meldete allein das Kommando Nowotny, ein von Jäger-Ass Walter Nowotny geführter und mit der praktischen Erprobung der Me 262 beauftragter Verband, den Abschuss von vier feindlichen schweren Bombern, zwölf Jägern und drei Aufklärern. Bis Kriegsende wurden etwa 1400 Messerschmitt Me 262 produziert und 1200 ausgeliefert, von denen aber nie mehr als 200 gleichzeitig bei Frontverbänden einsatzbereit gewesen sein dürften.

In Manching kümmern sich spezialisierte Mechaniker um die Schätze der Messerschmitt-Stiftung.
Technische Daten
Messerschmitt Me 262 A-1a
- Allgemeine Angaben:
- Besatzung: 1, Antrieb: 2 x Jumo 004, Schub: 2 x 8,8 kN
- Abmessungen:
- Länge: 10,60 m, Höhe: 3,84 m, Spannweite: 12,65 m, Flügelfläche: 21,70 m²
- Massen:
- Leermasse: 4410 kg, Startmasse: 6390 kg
- Flugleistungen:
- Höchstgeschwindigkeit: 870 km/h in 6000 m Höhe, Dienstgipfelhöhe: 11 450 m, Rollstrecke: 1300 m, Reichweite: 1050 km





