Das Military Aviation Museum in Virginia Beach hat nach gut einem halben Jahrzehnt seinen legendären Strahljäger-Nachbau zurück an den Himmel gebracht. Bereits am 28. März hatte die Messerschmitt Me 262 "weiße 3" bei einem ersten Testflug ihr Comeback gefeiert – mit dem Chefpiloten des Museums, Mike Spalding, im Cockpit. Am vergangenen Samstag, dem 10. Mai, präsentierte das Museum am Chesapeake Regional Airport ihr wiedergewonnenes Warbird-Highlight offiziell vor Publikum. Standesgemäß zog aus diesem Anlass ein museumseigenes Kettenkrad den auferstandenen "Sturmvogel" aus dem Hangar. Nach dem feierlichen Roll-out hob Mike Spalding am frühen Nachmittag (Ortszeit) abermals mit der Messerschmitt-Replika ab. Nun sieht sich das Military Aviation Museum offenbar gerüstet, die "weiße 3" vom 21. bis zum 27. Juli auch auf großer Bühne beim legendären Fliegertreffen in Oshkosh (Wisconson) vorzuführen. Ein Besuch des EAA AirVenture in Oshkosh ist laut den Verantwortlichen jedenfalls fest eingeplant.
Die "weiße 3", bürgerlich bekannt mit dem Kennzeichen N262MF, ist eine der fünf Me 262-Nachbauten, die ab den 90er-Jahren bei der Texas Aircraft Factory von Herb Tischler in Fort Worth entstanden – und eine von vier, die nach dem Umzug des Projekts vor rund 25 Jahren schließlich bei Legend Flyers in Paine Field (Everett) im Staat Washington vollendet wurden. Nur drei dieser vier Maschinen, ein Doppelsitzer und zwei Einsitzer, hoben jemals ab, ein zweiter Doppelsitzer wurde als statisches Exemplar gebaut und steht heute im Evergreen Museum in Oregon. Am bekanntesten ist hierzulande die in Deutschland registrierte Me 262 D-IMTT, die der Messerschmitt Stiftung gehört und seit 2006 in Manching stationiert ist.
Me 262 mit GE-Turbojets
Die N262MF flog erstmals im Jahr 2011. Wie ihre Manchinger Schwester ist sie ein sogenanntes Convertible, das binnen weniger Stunden von einem Einsitzer auf einen Zweisitzer umgerüstet werden kann. Die drei flugfähigen Me 262-Nachbauten sind strukturell komplett identisch mit den Originalen aus dem Zweiten Weltkrieg. Statt der fehleranfälligen Jumo 004-Turbojets fanden in den Triebwerksgondeln der Replikate jedoch modernere Triebwerke des Typs General Electric GE 610 Platz. Diese Turbojet-Motoren wurden einst auch beim Hansa Jet HFB 320 verwendet, kamen aber primär bei den frühen Learjet-Modellen 23, 24 und 25 zum Einsatz. Gegenüber dem Jumo 004 liefert das GE 610 rund 60 Prozent mehr Schub.
Stärkere Bremsen für die N262MF
Ebenfalls verbaut wurde bei den Me 262-Nachbauten eine Bremsanlage aus dem trägergestützten U-Boot-Jäger Grumman S-2 Tracker, die statt er originalen Trommelbremsen mit Scheibenbremsen bestückt ist. Just diese Bremsanlage war es, die der N262MF nach insgesamt nur rund 50 Flugstunden vor gut fünf Jahren eine Zwangspause bescherte: Die Bremsen erwiesen sich als nicht gut geeignet für kurze Runways, die Scheiben überhitzten, die Bremswirkung ließ deutlich nach. Die Suche nach einer adäquaten Lösung nahm mehrere Jahre in Anspruch, während derer die Messerschmitt zum Nichtstun am Boden verdammt war. Nun aber scheint eine passende, leistungsstärkere Bremsanlage gefunden, die buchstäblich hält, was sie verspricht: "Die Bremsen, die das Problem waren, warum das Flugzeug so lange stand, funktionierten einwandfrei, und ich denke, sie werden uns in Zukunft keine Probleme mehr bereiten", gab Pilot Mike Spalding bereits nach den ersten Tests Ende März zu Protokoll. "Ich bin sehr zufrieden mit dem Flugzeug und freue mich auf die nächsten Flüge. Wir erwarten derzeit keine weiteren Probleme."