Es war am Samstag, dem 4. Oktober 1931, als am Sabishiro-Strand bei der Stadt Misawa im hohen Norden Japans ein rot-oranges Flugzeug vom Typ Bellanca CH-400 schwerfällig abhob und in den Himmel stieg. An Bord befanden sich die beiden amerikanischen Piloten Clyde Pangborn (35) und Hugh Herndon (26), darüber hinaus war das Flugzeug vollgefüllt mit Kraftstoff. Kein Wunder, versuchten die beiden doch den weltweit ersten Transpazifik-Flug von Japan in die USA ohne Unterbrechung. Den Strand hatte man ausgesucht, weil er ideale Startbedingungen bot. Und wirklich: Nach 41 Stunden Flug hatte die "Miss Veedol" 7847 Kilometer hinter sich gebracht und landete in der Kleinstadt Wenatchee im US-Bundesstaat Washington. Das ursprüngliche Ziel – Seattle – konnte wegen Wolken nicht angeflogen werden. Bei der Landung wurde der Propeller verbogen, aber die Piloten blieben heil und konnten sich an den 25 000 Dollar erfreuen, die die japanische Zeitung "Asahi Tribun" für den Pazifikflug ausgelobt hatte. Heute kann man am Strand ein einfaches Modell der "Miss Veedol" ansehen, ein detaillierterer Nachbau aber steht im nahen "Misawa Aviation & Science Museum" in der Präfektur Aomori im Norden der Hauptinsel Honshu. In Misawa befindet sich auch ein großer Luftwaffenstützpunkt der USA und der japanischen Luftwaffe, direkt daneben ist das Museum.

Im Misawa Aviation and Science Museum ist die Hauptattraktion ein detaillierterer Nachbau das Rekordflugzeug "Miss Veedol".
Japanische Fluggeschichte
Die erste große Halle nach dem Eingang beschäftigt sich mit dem Rekordflug von 1931 und zeigt die "Miss Veedol" in ihrer ganzen Schönheit. Die Bellanca CH-400 war ein einmotoriger Hochdecker, der sechs Insassen befördern konnte, doch die hinteren vier Sitze mussten dem Treibstofftank für den langen Flug weichen. Mit Fotos und Filmen wird die Geschichte des Abenteuers erzählt. Um die Geschichte der japanischen Luftfahrt geht es dann in der anschließenden Museumshalle, dort ist ein Narahara-Shiki-2-Doppeldecker von 1910 zu sehen. Er war das erste in Japan gebaute Flugzeug, das sich in die Luft erhob und 60 Meter in einer Höhe von vier Metern flog. Dahinter befindet sich ein weiterer Doppeldecker, eine Shirato Shiki Asahi von 1915. Einosuke Shirato war ein Schüler des Flugzeugkonstrukteurs Sanji Narahara und der erste zivile Pilot in Japan. Und nicht weit entfernt ist in der Halle die japanische Rekordmaschine K¯oken-ki zu sehen. Das Flugzeug hatte am 15. Mai 1938 den Weltrekord für einen ununterbrochenen Langstrecken- flug gebrochen, indem es innerhalb von 62 Stunden 11 651 Kilometer hinter sich gebracht hatte.

Im Außenbereich finden sich modernere Jets.
Vielfältige Ausstellung
Weiter geht es mit der Geschichte der japanischen Luftfahrt: jetzt in die Nachkriegszeit. Dafür steht das Passagierflugzeug YS-11. Die zweimotorige Turbopropmaschine konnte an die 60 Fluggäste transportieren und wurde von 1962 an produziert. Sie war das erste in Japan gebaute Transportflugzeug nach dem Krieg. Eine Halle weiter ist das innovative Geschäftsreiseflugzeug HondaJet zu sehen – das erste von Honda gebaute Flugzeug, das seinen Jungfernflug 2003 hatte. Ansonsten gibt es in den Hallen etliche technische Experimente zum Anfassen, worüber sich Kinder freuen. Auf dem Außengelände des Museums sind die Militärflugzeuge der japanischen Luftwaffe zu sehen, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten zum Einsatz kamen. Da sind zum Beispiel verschiedene Trainertypen wie das amerikanische Urgestein Lockheed T-33, von dem 210 Maschinen in Japan in Lizenz gefertigt wurden. Fehlen darf natürlich auch nicht die Mitsubishi T-2, ein Überschalltrainer aus japanischer Produktion. Aus der Konstruktion heraus entstand in den 1970er Jahren die Mitsubishi F-1, ein Kampfbomber für die japanischen Verteidigungsstreitkräfte. Weitere Exponate sind zum Beispiel die F-4E Phantom oder der bekannte F-104 Starfighter.