Die "Rote 11" setzt zur Landung in Sywell an und die Beobachter sind ganz aus dem Häuschen. Nicht etwa, weil es eine weitere Buchón am Himmel über Großbritannien gibt, sondern weil endlich die Möglichkeit besteht, einmal selbst in einer "109" mitzufliegen. Denn die G-AWHC ist eine von nur zwei gebauten C4K-112 und die einzige erhaltene zweisitzige Buchón. Die ursprünglich von einem Hispano-Suiza-Motor angetriebenen C4K-112 wurden meist als HA-1110K-1L bezeichnet. Später wechselte man zu einem Rolls-Royce Merlin 500-45M, da die Hispanos nicht zuverlässig genug waren, und die Typbezeichnung änderte sich in HA-1112M-4L. Die Flugzeugzellen liefen mit einem dunkelblauen Farbschema vom Band und dienten als Trainer für angehende Buchón-Piloten.
Die Filmkarriere beginnt
Während die Zelle der CN 40/2 für die Ejército del Aire (EdA/spanische Luftwaffe) bei der Ala 7 im Dienst war, trug sie die Markierungen 7-92 und wurde nochmal ganz in Silber umlackiert. Im Rahmen einer Umstrukturierung der Luftwaffe erhielt sie die neue Markierung als 471-56, als Teil des Tactical-Air-Kommandos. Das war kurz vor der Außerdienststellung im Jahr 1965. Nach einer Lagerzeit in Tablada schloss sich die CN 40/2 der Filmflotte von "Battle of Britain" an, denn ihre einzigartige Zweisitzer-Konfiguration ermöglichte es, das Flugzeug als Kameraplattform und Werbemittel einzusetzen. Während der Dreharbeiten trug sie sowohl rote als auch gelbe Staffel-Markierungen und gelegentlich passende Spinner-Bemalungen. Es wird auch berichtet, dass Adolf Galland, der während der Dreharbeiten als Berater tätig war, seinen ehemaligen Feind und inzwischen guten Freund, Royal Air Force Wing Commander Bob Stanford Tuck, für einen Flug mitnahm, um für den kurz vor der Veröffentlichung stehenden Film zu werben.
Ein Deal mit Folgen
Als die Dreharbeiten schließlich abgeschlossen waren, ging es an die Bezahlung der Filmpiloten. Doch ständige Verzögerungen, die auch dem schlechten Wetter geschuldet waren, hatten das Budget derart dezimiert, dass die Stuntpiloten fast leer ausgingen. Wilson "Connie" Edwards, der als Chefstuntpilot für den Film flog, spürte, dass es unwahrscheinlich war, bezahlt zu werden. Er überlegte sich einen Deal und kam so in den Besitz der fast gesamten Buchón-Flotte, die während des Films eingesetzt wurde. Darunter auch der einzige noch existente Doppelsitzer. Verpackt in Container trafen die Flugzeuge Anfang 1969 auf seiner Farm im texanischen Big Springs ein. Die C4K-112 wurde in einen Hangar geschoben, wo sie 47 Jahre lang ungestört stand. Immer wieder tauchten Bilder der eingestaubten Texas-Luftwaffe auf.
Aus der legendären Connie-Edwards-Sammlung in Big Springs schaffte es der Buchón-Doppelsitzer zurück an den Himmel über Großbritannien. Dort, wo er bereits in den 1960er-Jahren fiktive Luftkämpfe ausfocht.
Ein neues Leben
2014 beschloss "Connie" schließlich, den Großteil seiner Flugzeugsammlung zu verkaufen, und Platinum Fighters wurde mit der Abwicklung der Vermittlung beauftragt. Schließlich wurden die Buchóns nach längeren Verhandlungen an den Schweizer Warbird-Leasing- und Vertriebsspezialisten Boschung Global Ltd. verkauft. Die C4K-112 wurde später von der australischen privaten Investmentgruppe Warbirds Flight Club pty Ltd erworben.
Lagerung in der Wüste
Die Buchóns wurden in Texas vor ihrer Verschiffung vom Chief Engineer und Director von Air Leasing, Richard Grace, begutachtet, da sein Unternehmen mit Sitz in Sywell ursprünglich beauftragt worden war, vier der Buchóns, darunter auch die C4K-112, in die Luft zu bringen. Die Flugzeuge waren zerlegt, aber vollständig und hatten so gut wie keine Korrosion, da sie in "Connies" Hangars im sehr trockenen texanischen Klima gelagert wurden.
Das trockene texanische Klima sorgte dafür, dass die Substanz bis heute ausgezeichnet ist und nur wenig Korrosion gefunden wurde.
Die Flugzeuge trugen noch ihre ursprünglichen "Battle of Britain"-Filmfarben und -markierungen, wenn auch in einem schuppigen Zustand. Alle Flugzeugsysteme und Cockpits waren jedoch vollständig und unberührt. Die C4K-112 wurde nach Großbritannien verschifft und erreichte Sywell in Northamptonshire, wo sie unter der Aufsicht von Richard Grace restauriert wurde. Der Rolls-Royce Merlin wurde vom renommierten Motorenspezialisten Vintage V-12 aus Tehachapi, Kalifornien, überholt. Bei der ursprünglichen Konstruktion hatte die zweisitzige Buchón eine geblasene Schiebehaube, bestehend aus zwei Sektionen. Aus Sicherheitsgründen wurden jedoch die ursprünglich höheren Windschutzscheiben- und Schiebedachteile durch ein gerahmtes Canopy der Merlin Engineers Ltd ersetzt, das an einen Bf-109-G12-Trainer aus dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Die neue Haube wurde entwickelt, um das Abwerfen bei einem Zwischenfall während des Fluges zu erleichtern. Die ursprüngliche Windschutzscheibe und das Canopy wurden vollständig restauriert und können auf Wunsch eines potenziellen neuen Besitzers einfach umgerüstet werden.
Weil die originale zweiteilige Schiebehaube nicht so sicher erschien, wurde sie ausgetauscht, steht aber voll restauriert zur Verfügung.
Originalhaut und Metallpropeller
Da während des Umbaus nur sehr wenig Korrosion festgestellt wurde, behielt die Flugzeugzelle ihre ursprüngliche Außenhaut und Originalverkleidungen, komplett mit den stärkenden Reparaturplatten. Diese hatte die Buchón-Flotte im EdA-Service bekommen, da die Aluminium-Motorverkleidungen anfällig für Risse waren, da sie bei der täglichen Wartung abgenommen wurden. Schließlich hat die C4K-112 noch einen originalen vierblättrigen Rotol-R116/4F5/12-Propeller aus Metall, der von Skycraft Services aus Litlington, Hertfordshire, umgebaut wurde. Die Vier-Blatt-Luftschraube verbessert die Rundum-Performance der Buchón. Ursprünglich wurden die Blätter von Rotol aus überschüssigen Fairey-Firefly-Propellern modifiziert, um die Ejército-del-Aire-Spezifikation für Metallpropellerblätter zu erfüllen.
Für 2750 Pfund kann man sich einen Flug in der Buchón gönnen. Nach obenhin erweiterbar.
Mitflug möglich? Na klar!
Am 24. November 2017 flog die C4K-112 "Red 11" erstmals in den Händen von Richard Grace vom Flugplatz Sywell. Der zweisitzige Trainer ist seither ein aktiver Teilnehmer im britischen Airshow-Zirkus, aber seine Haupttätigkeit besteht darin, Passagierflüge in einer einzigartigen Art anzubieten – stellvertretend für eine original Messerschmitt Bf 109. Im Jahr 2018 beförderte die "Red 11" den ersten zahlenden Passagier und ist nun Teil der Ultimate-Warbird-Flights-Flotte von Zweisitzern, darunter die TF-51 Mustang "Contrary Mary" und die Spitfire ML407. Das Trio bietet eine spezielle Mischung aus Fightern, die nebeneinander auf einem ultimativen Flugerlebnistag geflogen werden können. Ein Flug in der Buchón beginnt bei 2750 Pfund– mit der Option, die Dauer zu verlängern. Weitere Informationen unter www.warbirdflights.co.uk.
Von Sywell aus bietet Ultimate Warbird Flights Erlebnisflüge für zahlende Kunden an. Man kann dabei aus einem der drei Jäger wählen. Spitfire, Mustang und die Buchón sind auch aus dem hinteren Cockpit steuerbar.
