Am Himmel über dem Steinhuder Meer kam es am 7. April 1945 zu einem sehr ungewöhnlichen Luftkampf zwischen rund 1.300 US-Bombern und der Luftwaffe. Deutsche Jäger starteten von verschiedenen Fliegerhorsten aus, um die einfliegenden Gegner anzugreifen.
Dabei kam es zum Verlust von rund 23 Bombern, diese wurden aber nicht abgeschossen, sondern durch gezielte Ramm-Manöver zum Absturz gebracht. Weitere fielen den neuen Messerschmitt Me 262 zum Opfer. Doch wer waren die Piloten, die die Bomber rammten?
Ende 1944 wurden Freiwillige für einen Sondereinsatz der Jagdflieger geworben, bei dem von etwa zehn Prozent Überlebenschance auszugehen war. Bei der Suche nach Piloten meldeten sich 2.000 Freiwillige, von denen 300 ausgewählt wurden. Laut verschiedenen Quellen hätten die Freiwilligen bis kurz vor dem Abflug noch aussteigen und den Auftrag verweigern können. Das tat jedoch keiner.
"Sonderkommando Elbe"
Das als "Sonderkommando Elbe" bekannt gewordene Kommando verfügte über etwa 180 Flugzeuge. Diese waren ausschließlich Messerschmitt Bf 109, die ihrer Panzerung, der Funkausrüstung und Teilen der Bewaffnung beraubt wurden. Der Pilot sollte kurz vor dem Einschlag in den gegnerischen Bomber mit dem Fallschirm aussteigen.
Von Focke-Wulf-Jägern ist in der Literatur nichts oder nur sehr verwirrende Information zu finden. Die Verwirrung entsteht dadurch, dass in anderen Einheiten, den sogenannten Sturmgruppen, hauptsächlich schwer bewaffnete und zusätzlich gepanzerte Focke-Wulf Fw 190 sehr nah an die ankommenden Bomber heranflogen und sie auf kurze Distanz mit ihren 20- und 30-mm-Kanonen angriffen. Dabei soll es auch dazu gekommen sein, dass die eine oder andere 190 einen Bomber rammte.
Schmerzliche Verluste
Beim Sonderkommando Elbe war es jedoch ganz anders, dort kamen keine 190 zum Einsatz – und beim einzigen bekannten Flug gegen den Feind war es nur wenig erfolgreich: Allein 40 Maschinen wurden beim Versuch des Rammens abgeschossen. Damit verlor die Luftwaffe weitere Piloten, die sie an anderer Stelle hätte besser einsetzen können.
Wenige Wochen später erfolgte die Kapitulation Deutschlands und der Krieg war vorüber. Das Sonderkommando Elbe wurde direkt nach dem Einsatz aufgelöst und die verbliebenen Piloten in andere noch vorhandene Einheiten oder zur Infanterie versetzt, um an der Verteidigung der Hauptstadt Berlin teilzunehmen.
Am Ort des Geschehens ist heute nichts mehr von den Rammeinsätzen zu finden. Bereits kurz nach dem Krieg haben sich Schrotthändler darangemacht, die Überreste der abgestürzten Maschinen zu bergen und zu Geld zu machen.