Spanischer Bürgerkrieg: Mit der „Chato“ gegen die Messerschmitt Bf 109

Duell im spanischen Bürgerkrieg
Mit der „Chato“ gegen die Messerschmitt Bf 109

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Veröffentlicht am 01.06.2025
Zeichnung Crashs einer Polikarpov I-15 Tschaika und einer Bf 109
Foto: Lucio Perinotto

Es war der 30. Oktober 1938, als sich am spanischen Himmel eine Szene abspielte, wie sie dramatischer kaum hätte sein können. José Falcó Sanmartín, ein junger Jagdflieger der spanischen Republik, saß im Cockpit seiner Polikarpow I-15 "Chato" und ließ den Motor warmlaufen. Falcó war kein Draufgänger, kein Hasardeur. Geboren 1916 in Barcelona, war er einer der Männer, die durch den Bürgerkrieg zu Soldaten wurden. 1937 hatte er seine fliegerische Ausbildung abgeschlossen und zeichnete sich raschdurch Präzision und Nervenstärke aus. Die Polikarpow I-15, der kleine kräftige Doppeldecker mit dem markanten Sternmotor, war damals schon ein Auslaufmodell – sie war zwar wendiger, aber langsamer und schlechter bewaffnet als die deutschen Jäger. Dennoch liebten die republikanischen Piloten wie Falcó sie, denn sie war robust, einfach zu fliegen und im Kurvenkampf unschlagbar – wenn man den Gegner nahe genug heranließ.

Zeichnung Crashs einer Polikarpov I-15 Tschaika und einer Bf 109
Lucio Perinotto

Angriff der Legion Conodor

An diesem Oktobermorgen rollte José Falcó gerade auf dem Feldflugplatz Vilajuïga bei Girona an, um zu starten, als plötzlich mehrere Messerschmitt Bf 109 der Legion Condor im Tiefflug über den Platz hämmerten und diesen angriffen. Es war zu spät für Falcó, um aus seiner I-15 (CA-205) auszusteigen und sich in Sicherheit zu bringen. Abzuheben und nach Norden zu fliehen, würde ebenfalls den sicheren Tod bedeuten. Also schob er den Gashebel nach vorne, richtete seine Maschine genau auf die Messerschmitts aus und suchte hinter der Windschutzscheibe und dem großen Sternmotor Schutz, während die Chato losrollte und immer schneller wurde. Falcó hielt seine Maschine nahe am Boden. Falcó erzählte später, dass die Formation der Deutschen genau seine Startstrecke kreuzte, um einen bereits in der Luft befindlichen Kameraden von Falcó aufs Korn zu nehmen. Falcó reagierte geistesgegenwärtig und eröffnete das Feuer auf die kreuzenden Gegner. Überrascht, dass er sogar einige Treffer landen konnte, zog er seine Maschine vom Boden weg und nahm die Verfolgung auf. Eine Messerschmitt schoss eine weitere I-15 ab, war anscheinend jedoch so überrascht von ihrem Erfolg, dass sie nicht bemerkte, wie sich Falcó an ihre Fersen geheftet hatte und sie im weiteren Verlauf abschoss.

Letzte Luftsiege

Wenige Monate später, am 6. Februar 1939, starteten vier republikanische Piloten um kurz nach sechs Uhr morgens, um eine anfliegende Gruppe von Messerschmitts abzufangen. Der erste, der abhob, war Mayor Andrés García La Calle, CO der Escuadra de Caza No 11 in deren letztem I-16-Jäger. Ihm folgte ein weiterer Pilot (Batista), und sie flogen in Richtung Frankreich. Hinter ihnen sah sich Falcó mit seiner I-15 zwei Bf 109 gegenüber. Es kam zu einem heftigen Schusswechsel, und Falcó war sich sicher, dass er eine Bf 109 getroffen hatte. Als er bereits Kurs auf die französische Grenze genommen hatte, sah er, dass ein anderes deutsches Jagdflugzeug eine republikanische Grumman GE-23 "Delfin" verfolgte. Falcó nahm nochmals die Verfolgung auf und konnte einen weiteren Abschuss verzeichnen. Dann kehrte er zum Flugplatz zurück, der inzwischen verlassen war. Die Abschüsse an diesem Tag waren die Flugzeuge der deutschen Unteroffiziere Nirminger (6-96) und Windemuth (6-98). Für diese Luftsiege wurde Falcó zum Capitan befördert. Dies war jedoch sein letzter Einsatz – vier Tage später floh er nach Frankreich.

Falcó beendete den Spanischen Bürgerkrieg mit 13 Abschüssen aus seinem Doppeldecker. Während des Kriegs absolvierte er 366 Flugstunden und nahm an 20 Luftkämpfen teil. In Frankreich war er bis September 1939 in Boulou, Argelès-sur-Mer und schließlich in Gurs bei Oloron-Sainte-Marie interniert und wanderte danach zunächst nach Algerien aus. Falcó überlebte auch den Zweiten Weltkrieg und starb am 10. Mai 2014 in Toulouse im Alter von 98 Jahren.