Vor fast 76 Jahren rollte sie bei Vickers Supermarine Ltd. in Castle Bromwich vom Band, nun fliegt sie um die Welt: Als erste Spitfire überhaupt ist die chromglänzende „Silver Spitfire“ mit der Kennung G-IRTY gestern am frühen Nachmittag von der Südküste Englands zur Weltumrundung aufgebrochen. Auf dem Grasplatz von Goodwood begann damit für die Piloten Matt Jones und Steve Brooks das Abenteuer ihres Lebens: In den kommenden vier Monaten wollen sie in dem legendären Jagdflugzeug mehr als 43000 Kilometer hinter sich bringen und dabei in 30 Ländern etwa 150 Zwischenstopps einlegen.
Die Route: Goodwood, Amerika, Asien, Afrika, Europa
Die erste Etappe führte die „Silver Spitfire“ nach Lossiemouth in Schottland. Von dort aus wird es in nordwestlicher Richtung zunächst über die Faröer Inseln nach Island und Grönland gehen, dann weiter bis nach Kanada. Die USA werden von Ost nach West durchflogen, bevor die Spitfire abermals Kanada quert, schließlich Alaska, und von dort aus über die Beringstraße Richtung Russland aufbricht. Nach neun Stopps im größten Land der Erde wollen Jones und Brooks laut Plan am 18. September in Japan ankommen. Von dort soll es über Südkorea, China, Vietnam, Thailand, Myanmar und Bangladesch nach Indien und Pakistan gehen, anschließend in die Vereinigten Arabischen Emirate, durch Bahrain, Kuwait, Saudi-Arabien und Ägypten, bevor die Silver Spitfire planmäßig am 15. November im ägyptischen Hurghada erstmals afrikanischen Boden berühren soll. Übers Mittelmeer geht es via Zypern, Griechenland und Italien nach Nizza (Frankreich). Für den 28. November steht eine Landung in Altenrhein am Schweizer Bodenseeufer an, tags darauf wollen die Flugabenteurer den Flugplatz Schönhagen bei Berlin besuchen. Letzte Stationen auf dem europäischen Festland werden Amsterdam und Paris Le Bourget sein, bevor es im finalen Akt über den Ärmelkanal zurück nach Goodwood geht. Die Landung dort ist derzeit für den 8. Dezember vorgesehen. Via Flight Tracker können Interessierte die Reise auf der Webseite des Projekts nachverfolgen.

Die Erde als „Riesenspielplatz“
Steve Brooks, mit 58 Jahren der ältere der beiden Abenteurer, freut sich vor allem auf den Ostasien-Part der Tour: Nach Japan zu fliegen werde „magisch“ sein. „Die Japaner haben die Spitfire schon lange nicht mehr gesehen. Ich denke, das wird etwas ganz Besonderes.“ Aber auch Flüge über die Chinesische Mauer, den Tadsch Mahal oder die Pyramiden von Gizeh sollen einmalige Bilder und Momente liefern. „Der aufregendste Teil ist, um die Welt zu fliegen. Unser Planet ist doch ein Riesenspielplatz und es ist wichtig, rauszugehen und zu spielen.“

Vorbereitung ist das halbe Leben
Um sich auf diesen „Spielplatz“ gebührend vorzubereiten, haben Brooks und sein Kompagnon Matt Jones (45), die sich im Cockpit des Jagdeinsitzers abwechseln werden, monatelang intensiv trainiert. Survival-Training auf See und an Land mit der Royal Air Force gehörte ebenso dazu, wie die akribische Auseinandersetzung mit dem Flugzeug und dessen Eigenheiten. Die Spitfire selbst stammt aus dem Fundus eines britischen Museums. Nach 51 Einsätzen im Zweiten Weltkrieg war sie in den späten 1950er-Jahren letztmals in der Luft gewesen. Ein 14-köpfiges Mechanikerteam machte die verstaubte Veteranin wieder flott, zerlegte sie in ihre Einzelteile, bohrte 80000 Niete aus und nahm jedes Bauteil genau unter die Lupe. „Es war eine Restaurierung von Grund auf“, erklärt Steve Brooks. „Aber jetzt ist sie original und genauso schön wie früher.“

Ein persönliches Statement
Dem Zufall wollen Brooks und Jones auf ihrer großen Reise dennoch nicht zu viel Raum geben. Unterwegs werden sie von ihrem Chefmechaniker unterstützt, der im Begleitflugzeug hinterher fliegt, das außerdem Öl, Hydraulikflüssigkeit und Dichtungen an Bord hat. Außerdem beginne unterwegs jeder Tag mit dem Abarbeiten einer komplexen Checkliste, so Brooks. „Wir checken die Voraussetzungen, die Erlaubnisse, das Wetter, die Zeit, die Limitierungen und natürlich auch, wie der andere geschlafen hat.“ Natürlich gebe es viele Flugzeuge, die für eine Weltumrundung besser geeignet seien als die Spitfire mit ihren maximal 1500 Kilometern Überführungsreichweite, macht Brooks klar. Es sei ihm einfach ein persönliches Anliegen, „den Menschen auf der Welt wieder eine fliegende Spitfire vorzuführen“ – allerdings unter vollkommen anderen Vorzeichen als vor 80 Jahren: „Das Flugzeug wurde zu Kriegszeiten gebaut und wir brauchen keinen Krieg mehr auf diesem Planeten. Für mich persönlich ist es ein Statement, mit der demilitarisierten und auf Hochglanz polierten G-IRTY zu zeigen, dass wir eine neue Generation sind, die die Dinge anders macht.“