Den bulligen Sternmotor Pratt & Whitney R-2800 Double Wasp kennt man von schweren Transportern, wie der Curtiss Commando, der Convair CV-240, oder der Douglas DC-6 oder auch von leichten Bombern wie der Martin Marauder oder Douglas Invader. Die USA nutzen den gewaltigen 18-Zylinder-Doppelsternmotor aber auch als Antrieb von Jägern. Vought Corsair, Grumman Hellcat und – als schwerster einmotoriger Kolbenjäger im Zweiten Weltkrieg – die Republic Thunderbolt, erhielten ebenfalls das luftgekühlte Kraftpaket mit rund 2500 PS.
Dementsprechend groß und robust fiel die von den beiden aus Georgien stammenden Konstrukteuren Alexander de Seversky und Alexander Kartveli entworfene Thunderbolt aus. Dabei war die XP-47A ursprünglich 1940 mit einem Allison-Reihenmotor als leichter Mustang-Konkurrent konzipiert worden, war dieser aber unterlegen. Nach dem Umbau zur Version P-47B mit P&W-Sternmotor, Erstflug am 6. Mai 1941, war das Flugzeug doppelt so schwer geworden, aber es entwickelte sich nach zahlreichen Verbesserungen zum gefürchteten Jäger und Jagdbomber. Die meistgebaute Version wurde die P-47D mit Vollsichthaube und dem nun als „Universal Wing“ bezeichneten Tragwerk mit Waffenstationen.
Die P-47 soll alleine in Europa an der Zerstörung von 7000 feindlichen Flugzeugen in der Luft und am Boden beteiligt gewesen sein. Dabei verhielt sich der im schnellen Sturzflug sehr stabile Jäger auch im Langsamflug zivilisiert und neigte beim Strömungsabriss nicht zum einseitigen Abkippen.
Die Thunderbolt wurde mit genau 15677 produzierten Flugzeugen der meistgebaute US-Jäger. Noch während des Krieges erhielten Exportkunden wie Brasilien, die Verbände des Freien Frankreichs, Mexiko, Großbritannien und die Sowjetunion Flugzeuge. Nach dem Krieg kamen Bolivien, Chile, die Dominikanische Republik, Ekuador, Honduras, der Iran, Italien, Jugoslawien, Nicaragua, die Türkei, Taiwan und Venezuela als Empfänger amerikanischer Hilfslieferungen hinzu. In den USA musterte die Air National Guard 1955 ihre letzten F-47 aus, wie das Muster seit dem neuen Bezeichnungssystem von 1948 genannt wurde. Strahlflugzeuge hatten den Kriegsveteranen flächendeckend abgelöst.
Flugfähige Exemplare
P-47D-40-RA, N647D, “Wicked Wabbit” und P-47D-40RA, N9246D „Hun Hunter XVI“
„Wicked Wabbit“ (eine Verballhornung des aus einem Trickfilm stammenden „boshaften Kaninchens“) wurde mit der Seriennummer 399-55583 gebaut und trug bei den amerikanischen Streitkräften die Bordnummer 44-90438. Anfang der 50er Jahre wurde es nach Jugoslawien geliefert, wo es die Bordnummer 13021 der dortigen Luftstreitkräfte erhielt. Nach der Ausmusterung wurde die P-47D im Belgrader Luftwaffenmuseum ausgestellt und 1985 nach England verkauft. 1986 kaufte sie John Wittington aus Knoxville. Seit 2007 ist sie wieder flugfähig. „Hun Hunter XVI“ („Hunnenjäger“) trägt die Seriennummer 399-55605 und gelangte mit der Bordnummer 44-90460 zu den amerikanischen Streitkräften. 1953 wurde das Flugzeug mit der Bordnummer 4175 an die brasilianische Luftwaffe abgegeben.
Heute wird die Wicked Wabbit meistens von ihrem Eigentümer John Shoffner geflogen, dem auch die Red Bull Albatros gehört. Am Steuer vonder „Hun Hunter XVI“ sitzt dagegen meistens Neal Melton, der hinter dem Tennessee Museum of Aviation steht.
P-47N, „Expected Goose“
Diese Thunderbolt steht im Air Force Armament Museum auf der Eglin Air Force Base in Florida. Sie wurde mit der Seriennummer 539-C1537 gebaut und trug die militärische Nummer 44-89320 auf dem Seitenleitwerk. Von 1954 bis 1967 soll das Flugzeug vor einer Schule in Puerto Rico gestanden haben. Danach wurde es in den Farben der Puerto Rico Air National Guard als „489320“ lackiert und bis 1970 am Fliegerhorst Isla Verde als Denkmal aufgestellt. Anschließend kaufte es Major Gabriel I. Penagarico für die Firma Thunderbolts Inc. und überholte es. Im September 1972 konnte der zweite Erstflug, nun als zivile N345GP stattfinden. Nach einem Unfall (Kopfstand) in Myrtle Beach wurde das Flugzeug 1977 amtlich stillgelegt. Danach gelangte es ins Museum von Eglin. Dort erhielt die P-47N die Lackierung als „89320“ mit der Bordnummer 126 und der leicht anzüglichen „Nose Art“. Die zivile Zulassung soll erst Ende 1980 erloschen sein.
P-47D-40RA, „KL216“
Im RAF-Museum in Hendon steht diese Thunderbolt mit der Seriennummer 399-55834. Sie wurde am 11. Juni 1945 an die USAAF übergeben. Von der 2nd Air Force in Texas ausgemustert, gelangte das Flugzeug 1952 via New York nach Jugoslawien, wo es in den 50er Jahren als Jäger diente. Als einzige jugoslawische P-47 soll sie einen Spitznamen getragen haben, nämlich „Hajduk“ („Außenseiter“). Mit der Nummer 13064 wurde sie danach im Belgrader Luftwaffenmuseum ausgestellt, bis Doug Arnold das Flugzeug in den 80er Jahren nach England holte, nachdem der es beim RAF Museum gegen eine Spitfire eingetauscht hatte. Heute trägt die in Duxford restaurierte Thunderbolt die Bordnummer KL216 und die Farben der 30. Squadron des Kommandos Südostasien (SEAC) der RAF. Dort war das Muster in den 40er Jahren eingesetzt worden.
P-47D-40RA, „Norma“
Die in vollen Tarnfarben lackierte und mit Bomben bewaffnete Thunderbolt im New England Air Museum in Windsor Locks in den USA trägt die Farben der 65th Fighter Squadron der 57th Fighter Group. Diese Einheit kämpfte im Zweiten Weltkrieg in Italien. Die Aufschrift „Norma“ bezieht sich auf die Frau des damaligen Piloten Brad Muhl. Das Paar wohnte der Aufstellung im Museum noch persönlich bei. Gebaut wurde diese P-47D mit der Seriennummer 399-55997 erst 1945. Sie trug die Bordnummer 45-49458 und gelangte 1947 nach Peru. Bei der dortigen Luftwaffe war sie als „451“ bezeichnet worden. Die heutige Lackierung trug in Wirklichkeit ein anderes Flugzeug.
Technische Daten





Republic P-47D Thunderbolt
Verwendung: schwerer Jäger, Jagdbomber
Besatzung: ein Pilot
Antrieb: ein luftgekühlter Pratt & Whitney R-2800-59 18-Zylinder-Doppelsternmotor mit Turbolader und 2535 PS Leistung
Spannweite: 12,42 m
Länge: 11,01 m
Höhe: 4,32 m
Leermasse: 4850 kg
max. Startmasse: 8800 kg
Höchstgeschwindigkeit: 690 km/h
Reichweite: 3060 km
Dienstgipfelhöhe: 12000 m
Bewaffnung: acht 12,7-mm-MG und zwei 450-kg-Bomben als Außenlast
Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 03/2011