US-Luftfahrt
Mid America Flight Museum - Aus Liebe zur Fliegerei

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„For the love of Aviation.“ Mit diesem Satz beantwortet Scott Glover die Frage, weshalb er sein Mid America Flight Museum aufgebaut hat. In Mount Pleasant, Texas, finden sich einige der interessantesten Muster der US-Luftfahrt. Klassiker der Luftfahrt konnte einen Blick in die Sammlung werfen.

Mid America Flight Museum - Aus Liebe zur Fliegerei

Wenn man an Texas denkt, dann kommen einem unweigerlich die Bilder von kargen Hügellandschaften, staubiger Prärie oder Ölfeldern in den Sinn. Nicht zu vergessen, Cowboys und riesige Rinder­herden. Doch Texas ist viel mehr als das. Wenn einen die Reise in den Osten von Dallas verschlägt, wird man von grünen Hügeln, Wäldern und Seen überrascht. Wüste oder extreme Trockenheit sucht man vergebens.

Im nordöstlichen Teil, etwa zweieinhalb Stunden von Dallas entfernt, liegt Mount Pleasant, mit knapp 14 000 Einwohnern eine typisch amerikanische Kleinstadt. Eine Hauptstraße führt durch den Ort, der unweit der beiden Seen Bob Sandlin und Monticello liegt. Kommt man über die Interstate 30, wird man kurz vor Erreichen des Städtchens von einer großen Fabrik mit Silos und einer überdimensionalen Amerika-Fahne begrüßt, und hier beginnt auch die Geschichte des Mid America Flight Museum und seines Besitzers Scott Glover.

Im Jahr 2007 entdeckte Scott ein neues Marktsegment und wagte den Schritt auf unbekanntes Territorium. Premium-Tierfutter wollte er produzieren, doch bei den Banken fand er kein Gehör, weshalb seine Eltern einsprangen und das nötige Startkapital lieferten. Mit diesem schaffte er das, was man durchaus als den amerikanischen Traum bezeichnen könnte. Zusammen mit seinem Freund und Geschäftspartner baute er ein Unternehmen auf, welches heute zur absoluten Spitze im Tier- bzw. Hundefuttermarkt zählt. „In den Anfangszeiten von Mid America Pet Food war viel Eigenengagement gefordert“, erzählt Scott. „Mein Partner und ich haben unsere erste Produktion noch selbst auf einem Road Trip direkt an die Händler verkauft und waren nach zwei Tagen ausverkauft“, berichtet er. Übrigens zählen diese Kunden noch heute zum Stamm der inzwischen auf über 100 Mitarbeiter angewachsenen Firma. Ihr erstes historisches Flugzeug, eine Howard DGA 15P, konnten sie zwei Jahre später erwerben. Scott ist seit frühester Kindheit in der Luftfahrt zu Hause, sein erster Besuch in Oshkosh war im Alter von 15 Jahren. Dort wurde auch der Grundstein für die Liebe zu dem Flugzeug gelegt, welches Scott heute am wichtigsten ist: die DC-3 beziehungsweise C-47. Dank des beruflichen Erfolgs konnte er sich seinen Traum erfüllen, und so kam er zu der C-47 „Sky King“, die am D-Day 1944 Fallschirmspringer über der Normandie absetzte. Es handelt sich um eine der Dakotas, deren Historie am vollständigsten belegt ist. Scott und sein Team von Mechanikern spendierten der „King“ neue Motoren, neue Propeller und schließlich die historisch korrekte Lackierung.

In den folgenden Jahren fanden immer mehr Flugzeuge den Weg auf den Mount Plea-sant Regional Airport am Rand der US-271, und es wurde Zeit, aus den gemieteten Hangars in eigene umzuziehen.

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Neue Hangars für die Sammlung in Mount Pleasant

Es entstanden insgesamt drei große und auf neustem Stand befindliche Hallen, in denen heute mehr als 40 historische Flugzeuge ihren Platz gefunden haben. Fragt man Scott, mit welchem Muster er am liebsten in die Luft geht, könnte man annehmen, dass er die rassigen Warbirds wie seine P-51D Mustang „Lou IV“ oder die Corsair „Marines Dream“ nennt, doch weit gefehlt. Er fliegt jedes Flugzeug in der Sammlung gerne, und es sind die doppelsitzigen Maschinen, die es ihm besonders angetan haben. „Ich möchte meine Begeisterung für die Luftfahrt weitergeben“, sagt Scott – und das tut er. Immer wieder kommen Besucher und Freunde in den Genuss, in einer der Maschinen mitzufliegen. Ein weiterer Auftrag, den das bisher nur an Wochenenden geöffnete Museum erfüllen soll, ist die geschichtliche Aufklärung. Viele Exponate haben eine interessante Geschichte zu erzählen. So etwa die Douglas C-41, einst das persönliche Transportmittel von General Henry „Hab“ Arnold. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, veranstaltet das Museum regelmäßig Veteranentreffen, zu denen die letzten lebenden Angehörigen der verschiedenen Truppenteile aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs kommen. Im letzten Jahr war es ein Treffen von Lastensegler-Piloten, die gemeinsam zu legendärer Musik des Glenn Miller Orchestra dinierten. Es kommen auch immer wieder Schulklassen aus den umliegenden Gemeinden in die Hangars und schauen den Mechanikern über die Schulter.

Wenn Scott bei diesen Besuchen vor Ort ist, kann es durchaus sein, dass er die Schüler kurzerhand in die C-47 einlädt und mit ihnen eine Runde über Mount Pleasant dreht. Er möchte die junge Generation begeistern und dafür sorgen, dass die Verdienste und Erfolge der Luftfahrt nicht in Vergessenheit geraten.

Neben vielen landgestützten Maschinen findet man eine Grumman Albatross und seit Mitte August auch eine zweimotorige Piper Apache auf Schwimmern, denn Amphibienflugzeuge sind eine weitere Vorliebe von Scott.

Nicht selten kann man die mächtige Albatross im Sonnenuntergang auf einem der Seen beobachten, wenn die Mannschaft des Museums wieder einmal zum Schwimmen fliegt. Aber das ist eine Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll.

Die Liste der Exponate liest sich wirklich wie ein Who‘s who der US-amerikanischen Luftfahrt. Piper Cub, Waco, Lockheed, Doug-las A-26 Invader, B-25 Mitchell, North American P-51 Mustang, T-28 Trojan, Boeing Stearman oder die Curtiss Robin – übrigens das erste Flugzeug, welches Scotts Vater vor vielen Jahren erwarb. Im vergangenen Jahr erlangte das Mid America Flight Museum internationale Aufmerksamkeit, als bekannt wurde, dass dort die Lockheed Constellation „Columbine II“, das Dienstflugzeug von Präsident Eisenhower und somit die erste „Air Force One“, wieder flugfähig gemacht werden sollte. Scott hatte die Maschine erworben und für eine Überführung vorbereiten lassen. Im Laufe der Vorbereitungen wurde sie an Dynamic Aviation weiterverkauft, aber das Team durfte die “Columbine“ in ihre neue Heimat bringen.

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Weitere Hangars sind geplant

In Mount Pleasant wird sich noch einiges tun. Gerade wird an einem Hangar gebaut, in dem ein Shop und der Eingangsbereich untergebracht werden sollen. Um die Öffnungszeiten zu erweitern, sucht Scott derzeit noch Freiwillige, die sich gerne einbringen möchten.

Wer dieser außergewöhnlichen Sammlung einen Besuch abstatten will, muss derzeit einen Samstag oder einen Sonntag opfern, aber eines ist gewiss – es lohnt sich! 

Museumsinfo

Adresse: 602 Mike Hall Parkway, 75455 Mount Pleasant, Texas, USA
Telefon: +1 903 573-2888
Website: www.midamericaflightmuseum.org
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 10 Uhr bis 18 Uhr
Eintritt: kostenlos
Ausstellungs-Highlights: North American P-51 Mustang, North American AT-6, North American T-28 Trojan, North American B-25 Mitchell, Globe Swift, Lockheed Lodestar, Douglas C-47, Douglas C-41, Grumman Albatross, Curtiss Robin, Piper Apache auf Schwimmern, Chance Vought Corsair, Howard 250 Tri-Gear,  Beech 18, Bell Long Ranger, Hughes MD 500, Stinson Gullwing AT-19, Waco 9

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